Kinsky

Kinsky

Kinsky, ein altes, angesehenes, der Katholischen Confession folgendes Geschlecht in Böhmen, welches vom Herrenstandsgeschlechte der Tettauer von Tettau abstammt u. sich früher Wchinský von Wehiniz u. Tettau od. Chinski von Chiniz u. Tettau schrieb. Das Geschlecht erlangte 1316 den böhmischen Herrenstand, 1459 den Freiherren- u. 1628 den Grafen stand. Der älteste Ahn ist: 1) Hinko, lebte um 1350, nahm von seinem Gute Wchiniz den Namen an u. gründete den Stamm Wehinský von Wchiniz. 2) Graf Wenzel Norbert Octavian, geb. 1642, wurde 1687 in den Grafenstand erhoben, 1703 böhmischer oberster Hofkanzler u. später oberster Landhofmeister in Böhmen; er war seit 1697 in zweiter Ehe mit Maria Anna Theresia geb. von Nesselrode vermählt u. st. 1719. Durch seine beiden Söhne von seiner ersten Gemahlin Anna Francisca geb. Gräfin von Martinicz (st. 1694), Franz Ferdinand u. Philipp Joseph, ist er der gemeinschaftliche Stammvater der noch blühenden gräflichen u. fürstlichen Linie geworden. A) Ältere Gräfliche Linie, Stifter: 3) Graf Franz Ferdinand, älterer Sohn des Vor., geb. 1678, war Geh. Rath u. Obersthofkanzler des Königreichs Böhmen u. vermählt mit Maria Theresia geb. Gräfin von Fünfkirchen. 4) Graf Franz Joseph. geb. 1739 in Prag, studirte die Rechte u. wurde kaiserlicher Rath des böhmischen Appellationsgerichtes, trat aber 1759 als Freiwilliger in Militärdienste, wurde 1768 Oberst u. Regimentscommandeur, 1772 Genera- u. 1778 Director der Militärakademie in Wienerisch-Neustadt, 1785 aber Feldmarschalllieutenant u. begleitete den nachmaligen Kaiser Franz II. 1788 im Türkenkriege. Im Französischen Revolutionskriege führte er 1793 ein in Böhmen gesammeltes Corps der Hauptarmee unter dem Prinzen von Koburg zu u. wurde wegen seiner ausgezeichneten Theilnahme Feldzeugmeister. 1796 wurde er Assistent des Feldmarschalls Bender beim Generalcommando in Böhmen, that dort viel zur Errichtung der Böhmischen Landmiliz, ging 1797 nach Wienerisch-Neustadt zurück u. st. 1805. 1829 wurde ihm ein Denkmal im Garten der Militärakademie zu Wienerisch-Neustadt gesetzt. Er schr. Mehreres über Militärwissenschaften, gesammelte Schriften, Wien 1786–88, u. Aufl. ebd. 1806–25, 6 Bde. Jetziger Chef ist: 5) Graf Octavian, Sohn des 1831 verstorbenen Grafen Leopold Joseph, geb. 1813; er ist Obersterblandhofmeister[497] in Böhmen u. sei 1835 vermählt mit Agnes geb. Gräfin Schaffgotsch von Kynast. 6) Graf Anton, Oheim des Vor., geb. 1779, Geh. Rath u. pensionirter Feldzeugmeister, Inhaber des 47. Infanterieregiments; vermählt 1851 mit Fräulein Utsch von Sabeditsch. II. Junger nachher Fürstliche Linie, deren Wohnsitz in Wien u. Prag ist: Stifter: 7) Philipp Joseph, jüngerer Sohn von K. 2). 8) Fürst Stephan Wilhelm, Stiefbruder des Vor., war Geh. Rath u. Oberstlandmarschall in Böhmen, wurde 1747 für sich u. den jedesmaligen Erstgeborenen seiner männlichen Nachkommen mit Substitution der Nachkommenschaft seines Stiefbruders für den Fall des Erlöschens seiner eigenen Nachkommen in den Reichsfürstenstand erheben ^ er st. 1749, u. da sein einziger Sohn Franz Joseph schon 1752 starb, so succedirte in der fürstlichen Würde Franz Ulrich, Sohn von K. 7). Jetziger Chef ist: 9) Fürst Ferdinand, Enkel Franz Ulrichs, Sohn des 1836 verstorbenen Fürsten Rudolf, geb. 22. Oct. 1834, k. k. Kämmerer u. Rittmeister in der österreichischen Armee, succedirte unter Vormundschaft seiner Mutter Wilhelmine geb. Gräfin Mansfeld u. seines Oheims Grafen Joseph 27. Jan. 1836, wurde 1855 großjährig erklärt u. vermählte sich 1858 mit Marie geb. Fürstin von Liechtenstein.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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