Kirchensgeschichte

Kirchensgeschichte

Kirchensgeschichte, pragmatische Darstellung des Ursprungs, der Entwickelung, der Schicksale, Veränderungen u. Wirkungen der Christlichen Religion u. Kirche; sie ist allgemain, wenn sie die christliche Kirche überhaupt, speciell, wenn sie nur einzelne kirchliche Gesellschaften, od. das kirchliche Wesen einzelner Länder beschreibt. Die gesammte K., welche ein Theil der allgemeinen Religionsgeschichte ist, zerfällt nach ihrem Inhalte in: A) die Geschichte der äußern Verhältnisse der Kirche; nämlich in die Geschichte ihrer Ausbreitung u. Beschränkung, u. in die Geschichte ihres Verhältnisses zum Staate, u. in B) die Geschichte ihrer innern Verhältnisses, u. zwar in die Geschichte a) der Kirchenlehre, b) des kirchlichen Cultus. c) der innern Gesellschaftsverfassung u. d) des religiösen Lebens. Vorbereitungswissenschaften der K. sind: politische Geschichte, allgemeine Kulturgeschichte, Geschichte der Religionen, der Philosophie u. Literatur; Hilfswissenschaften sind: kirchliche Philologie, kirchliche Chronologie, kirchliche Geographie u. Statistik u. kirchliche Diplomatik; Quellen der K. sind ursprüngliche Aufzeichnungen kirchlicher Begebenheiten, Biographien für das Christenthum merkwürdiger Personen, Schriften christlicher od. auf das Christenthum Bezug mimender heidnischer Schriftsteller, Gesetz; der Staaten, die sich auf das Christenthum beziehen, die Arten u. Verordnungen der Kirchenversammlungen, amtliche Schreiben der Kirchenvorsteher, bes. der Päpste, Ordensregeln, Glaubensbekenntnisse, Liturgien, kirchliche Gebäude, Grabmahle, Steinschriften etc. Die Kritik entscheidet über die Echtheit, Integrität u. Glaubwürdigkeit dieser Quellen. Die K. wählt bei der Darstellung von dem vorhandenen vielen Stoffe das aus, wodurch jede Zeit mach ihrer Eigenthümlichkeit charakterisiert wird. Der Stoff wer sonst chronikenartig nach Jahren od. Jahrhunderten, jetzt wird er nach, durch Epochen bestimmten Perioden eingetheilt. Die einzelnen Kirchenhistoriker haben verschiedene Perioden, so: Zerstörung Jerusalems, Constantin [505] Synode von Nikäa, Gregor der Große, Muhammed, Bonifacius, Bilderstreit, Karl der, Große, Gregor VII., Innocenz III., Reformation etc. Die ersten Anfänge der K. sind im N. T., in den Schriften der Kirchenväter, bes. den Chroniken. Die eigentliche K. beginnt mit Hegesippos, dann seit dem 4. Jahrh.: Eusebios von Cäsarea, Sokrates, Sozomenos, Theodoretos, Philostoragos, Euagrios Theodorus Lector, Rufinus, Sulpicius Severus, Cassiodorus, Epiphanios, Nikephoros, Eutychios, Phokios, Haymo von Halberstadt, Beda Venerabilis, Laurentius Valla. Unter den Protestanten haben Flacius (Centuriae Magdeburg.), G. Calixtus, Schurzfleisch, Ittig, Arnold, Mosheim (von ihn wurde die K. zurrst als Wissenschaft behandelt), Schröckh, Walch, Spittler, Henke, Schmidt, Plank, Stäudlin, Vater, Danz Neander, Gieseler (8. A. 1858), I. P. Lange, Niedner, Hagenbach, Guerike, Engelhard, K. Hase (8.A. 1858), Schmidt (Lehrb. 1858, Kurtz (Abriß, H. N. 1851; Lehrb., 8. A. 1858; Handbuch, 2. A. 1853 ff.), Chervier (1854, 2 Bde.); in der Reformirten Kirche: Molinäus, Dalläus Blondel, die Hottinger, Spanheim, die Basnage, Venema u. Wünscher; in der Anglicanischen: Pearson, Beveridge, Bodwell u. Bingham; unter den Arminianern Leclerc, unter den Katholiken: Cäsar Baronius, Anton Pagi, Launoy, du Pin, Natalis Alexander Fleury, Tillemont, Bossuet, Orsi, Royko, Daunenmayr, Gmeiner, Stolberg (Geschichte der Religion Jesu Christi, fortgesetzt von Brischar bis 1856, Mainz, 51. Bde.), Döllinger, Locherer, Ritter, Rauscher, Ruttenstock, Reichlin-Meldegg, Alzey, Annegern u. v. A. für die K. gewirkt. Die Geschichte der christlichen Kirche in der apostolischen Zeit beschrieb in neuester Zeit H. Thiersch, Frkf. 1852; F. Chr. Baur, Die ersten drei Jahrhunderte, Tüb. 1853; Biesenthal, die ersten drei Jahrhunderte nach Talmud. Quelle, Berlin 1850. Die K. einzelner Länder behandelten z.B. Rettberg (K. Deutschlands), Spieker (Geschichte der christlichen Kirche bes. in Deutschland bis zur Reformation), Hasse (Abriß der meißnisch-albertinisch-sächsischen K.). Außerdem liegt viel kirchenhistorisches Material in den Kirchenzeitungen; kurze Jahresberichte geben die jährlichen Chroniken. z.B. von Matthes seit 1855.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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