Körner [3]

Körner [3]

Körner, 1) Christian Gottfried, geb. den 2. Juli 1756 in Leipzig, wo sein Vater Pastor an der Thomaskirche u. Superintendent war, wurde 1778 Privatdocent der Rechte an der dortigen Universität, 1781 Consistorialadvocat daselbst, 1783 Oberconsistorialrath in Dresden u. Assessor bei der Commerziendeputation, 1790 Appellationsrath, 1798 Geheimer Referendar im Geheimen Consilium, trat jedoch 1811 wieder ins Appellationsgericht zurück, betheiligte sich 1813 an der Ausrüstung Freiwilliger, mußte deshalb nach der Schlacht von Lützen Dresden verlassen u. zog sich einige Zeit nach Teplitz zurück, wurde, als nach[728] der Einnahme von Dresden durch die Verbündeten das Generalgouvernement die Verwaltung von Sachsen übernahm, 1814 Gouvernementsrath, ging nach Auflösung dieser Behörde 1815 als Staatsrath in preußische Dienste, wurde 1817 Geh. Oberregierungsrath u. st. den 13. Mai 1831 in Berlin. Er wurde neben dem folgenden bei Wöbselin begraben. K. war einer der vertrautesten Freunde Schillers, welcher 1786 u. 87 auf dem, K. gehörigen Weinberge in Loschwitz wohnte, wie überhaupt K-s Haus lange Zeit in Dresden ein wissenschaftlicher Vereinigungspunkt war. Er schr.: Ästhetische Ansichten, Lpz. 1808; Versuche über Gegenstände der inneren Staatsverwaltung, Dresd. 1812; Deutschlands Hoffnungen, Lpz. 1813, u.a. m.; gab heraus: Schillers Werke (begleitet von einer biographischen Skizze), Stuttg. 1812–15, 12 Bde.; u. die Gedichte des Folgenden. Auch an der von Frau von Wolzogen geschriebenen Biographie Schillers hat K. großen Antheil; vgl. Schillers Briefwechsel mit K., Berl. 1847. 2) Karl Theodor, Sohn des Vor., geb. den 23. Septbr. 1791 in Dresden, besuchte 1808–10 die Bergakademie in Freiberg, studirte dann 1810 in Leipzig Jurisprudenz, ließ sich jedoch durch seine ungebändigte Phantasie zu mehrfachen Verirrungen verleiten, war deshalb gezwungen, die Universität zu verlassen, ging zu Ostern 1811 nach Berlin, um dort Philosophie u. Geschichte zu studiren, erkrankte jedoch heftig, besuchte deshalb während des Sommers Karlsbad u. ging im August nach Wien, wo er 1812 als Theaterdichter am Burgtheater angestellt wurde; er trat im März 1813 zu Breslau in das Lützowsche Freicorps, wurde im April Lieutenant u. später Adjutant, wurde während des Waffenstillstandes den 7. Juni 1813 beim Überfall zu Kitzen verwundet, jedoch durch Freunde von der Gefangenschaft gerettet, ging nach Böhmen, von da nach Schlesien u. Anfang August, wieder zum Lützowschen Freicorps, blieb am 26. Aug. 1813 in einem Gefecht auf der Straße von Gadebusch nach Schwerin u. wurde in der Nähe des Dorfes Wöbbelin unter einer Eiche begraben (seitdem Körnereiche); der damals regierende Herzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin schenkte den diese Eiche umgebenden Platz dem Vater K-s; das Grab wird durch ein gußeisernes Denkmal geschmückt, unter welchem auch seine Schwester Emma K. (gestorben im Mär. 1815, ausgezeichnet durch ihr Talent zum Zeichnen; von ihr u.a. das Brustbild Theodor K-s) u. sein Vater beigesetzt wurden. Als lyrischer u. dramatischer Dichter ist K. entschieden Nachahmer Schillers, doch nicht ohne geniale Originalität; unübertroffen dagegen sind seine von reinster Begeisterung eingegebenen patriotischen Lieder. Er schr.: Knospen, Wien 1810; Leyer u. Schwert, Berl. 1814, 9. Aufl. ebd. 1851; die Trauer- u. Lustspiele: Zriny, Rosamunde, Hedwig od. die Banditenbraut, Toni, Der Nachtwächter, Der grüne Domino u.a., theils in seinen dramatischen Beiträgen, Berl. 1815, 2 Bde, theils in seinem poetischen Nachlaß, Lpz. 1814 f., 2 Bde., 7. A. 1829; auch lyrische Gedichte u. Erzählungen; Sämmtliche Werke in Einem Bande (herausgegeben von K. Streckfuß mit K-s Charakteristik von Tiedge), Berl. 1834, 5. Ausg. 1857, in 4 Bdn. ebd. 1838, 5. Ausg. 1855. Vgl. seine Biographie von F. W. Lehmann, Halle 1819, u. von H. A. Erhard, Arnst. 1821. 3) Julius, geb. 1793 zu Baier-Naundorf in Sachsen, Diakonus in Schneeberg; er schr. die Trauerspiele: Agnes Bernauer (Lpz. 1821); Niobe (1821); Die beiden Bräute (1823); Liebe u. Prüfung, ebd. 1822; Gedichte, Zwick. 1822; Julian der Abtrünnige, Schneeb 1830; Grundlinien zu einer Philosophie des Rationalismus, ebd. 1832; Über Christenthum u. die Anfeindungen der Gegenwart, ebd. 1836; Shakespeares sämmtliche Werke in Einem Bande (übersetzt mit G. N. Bärmann u. Heinrich Döring); übersetzte auch Lord Byrons Poesien, Zwick. 1821. 4) Gotthilf Wilh., geb. 1809 in Teicha bei Halle, bildete sich in Erfurt zum Schulmann, begründete 1838 daselbst eine Musikalienhandlung dann auch eine Buchhandlung; er schr.: Der angehende Organist, Lpz. 1840, 2. Aufl.; Der wohlgeübte Organist, ebd. 1840; Fugenschule, Hamb. 1840; Orgelfreund, Erf. 1840.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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