Limburg [2]

Limburg [2]

Limburg, 1) sonst Provinz der Niederlande, an Rheinpreußen, Geldern, Nordbrabant, Antwerpen, Südbrabant u. Lüttich grenzend, gebildet aus dem ehemaligen Departement Niedermaas u. Roer; 703/10 QM., 320,000 Ew.; ist seit 1830 zwischen Niederland u. Belgien so getheilt, daß bis unterhalb Stevenswerth die Maas (Mastricht ausgenommen), von da eine ziemlich gerade Linie bis in die Gegend von Hamont die Grenze macht, welche Theilung am 18. April 1839 ratificirt wurde; es ist daher: a) Belgisch L., die südliche u. westliche Hälfte, Provinz des Königreichs Belgien, 44 QM., 197,000 Ew.; grenzt an Nordbrabant u. Holländisch Limburg, Lüttich, Südbrabant u. Antwerpen, zerfällt in die Arrondissements Hasselt, Tongern u. Maseyck u. gehört kirchlich zum Bisthum Lüttich; flaches Land mit vielen Heiden u. Morästen; Flüsse: Maas, Demer, Herck, Geer, Grande-Geete, Velpe, Dommel, außerdem Kanal von Mastricht nach Herzogenbusch; die Aachen-Mastricht-Landener Eisenbahn durchschneidet die Provinz; das Maasthal u. der südliche Theil sind sehr fruchtbar u. haben bedeutende Viehzucht; den Hauptzweig der Gewerbsamkeit bildet die Branntweinbrennerei; Hauptstadt: Hasselt, die drei anderen Städte sind: Maseyck, St. Trond u. Tongern; b) Niederländisch L. (Herzogthum L.), die nördliche u. östliche Hälfte, Provinz im Königreich der Niederlande, jedoch ausschließlich der Gemeinden Mastricht u. Venloo, zum Ersatz der Hälfte von Luxemburg, zum Deutschen Bunde gehörig, grenzt an Nordbrabant u. Geldern, Rheinpreußen u. Belgisch L. u. die belgische Provinz Lüttich; 40 QM., 217,000 Ew.; Flüsse: Maas mit Geul u. Roer; eben u. fruchtbar. doch auch heidig u. morastig (großer Morast Peel); die Aachen-Mastrichter Eisenbahn durchschneidet den südlichen Theil der Provinz; die hauptsächlichsten Städte sind: Mastricht, Roermonde u. Venloo. – L. wurde im Alterthum von den Condrusern u. Segnern bewohnt; dann von den Römern erobert u. diesen von den Franken abgenommen; in der Theilung Karls des Kahlen mit seinem Bruder Ludwig dem Deutschen 870 kam es an Letzteren. Es soll dann schon seit dem Anfang des 10. Jahrh. eigene Grafen gehabt haben; mit Bestimmtheit aber kommt erst Waleran I. um 1060 vor, welcher das Schloß L. erbaute. Um 1080 regierte sein Sohn Heinrich I., welcher in fortwährenden Streitigkeiten mit den Bischöfen von Lüttich u. Trier lag; 1101 wurde er auch Herzog von Lothringen u. Markgraf von Antwerpen; da er aber dem Kaiser Heinrich V. nicht huldigen wollte, wurde er 1106 abgesetzt, u. ihm blieb blos seine Grafschaft. 1114 verband er sich mit dem westfälischen Heere gegen den Bischof von Köln, half dann den Sieg über die Kaiserlichen beim Welfesholz erfechten u. st. 1118. Waleran ll erhielt 1128 Niederlothringen u. Antwerpen wieder, 1129 die Schirmvogtei von Duisburg u. die erbliche Würde eines Oberforstmeisters des Duisburger Waldes; auch die Oberschirmvogtei von St. Trond erwarb er u. st. 1139. Sein Sohn Heinrich II. folgte ihm in seinen Besitzungen u. Würden, Lothringen ausgenommen; 1151 erwarb er die Grafschaft Arlon, welche sein Bruder Waleran besessen hatte, u. große Besitzungen in den Ardennen u. erhielt den Herzogstitel. Ihm folgte 1170 sein Sohn Heinrich III. in L. Arlon, dieser st. 1221 u. sein ältester Sohn Waleran III., welcher durch seine Gemahlin Ermensette schon Graf von Luxemburg war, folgte ihm als Herzog von L. u. vereinigte beide Staaten, aber nach seinem Tode 1226 wurden sie wieder getrennt, indem in Luxemburg sein ältester Sohn aus zweiter Ehe, Heinrich III., in L. aber sein ältester Sohn aus erster Ehe, Heinrich IV., folgte, der einen Kreuzzug bis 1230 mitmachte; diesem folgte um 1246 sein Sohn Waleran IV., welcher als Oberschutzherr der Straßen im Lande zwischen Maas u. Rhein die Raubritter im Zaume hielt u. nach dem Tode des Grafen Wilhelm von Jülich dessen Kinder gegen den Erzbischof von Köln in ihrem Besitzthum schützte. Da er keine Söhne hatte, so folgte ihm 1279 (1280) seine Tochter Irmengard, welche an den Grafen Rainald I. von Geldern vermählt war. Nach ihrem Tode 1282 stritten, da sie keine Kinder hatte, Graf Adolf VI. von Berg, zweiter Sohn Heinrichs IV., u. Rainald um L., da aber Adolf keine Gewalt branchen konnte, trat er sein Recht an den Herzog Johann von Brabant ab. Zwischen Johann u. Rainald kam ein Vergleich zu Stande, daß der Letztere L. am Lebzeiten behalten, dann aber L. an Brabant fallen sollte. Doch Rainald damit unzufrieden, daß der Graf von Flandern bis zu seinem Tode das Schloß L. besetzt halten sollte, überließ 1288 sein Recht an L. dem Grafen Heinrich IV. von Luxemburg. Als Heinrich IV. in der Schlacht bei Wöringen den 5. Juni 1288 blieb, wurde L. von Brabant erobert, u. obgleich Waleran, Sohn des Grafen Adolf von Berg, den Titel als Herzog von L. annahm, konnte er doch seine Ansprüche nicht durchsetzen, u. L. blieb bei Brabant. Nach dem Aussterben des Hauses Brabant kam L. an Burgund, durch die Vermählung Mariens von Burgund mit Maximilian an Österreich, dann an Spanien, 1715 wieder mit den Österreichischen Niederlanden an Österreich, 1802 durch den Lüneviller Frieden an Frankreich, wo es einen Theil des Departements der Elbmündungen ausmachte, u. 1814 an die Niederlande, bis die Theilung 1839 erfolgte, s. oben Limburg a) u. b); 2) Stadt im Arrondissement Verviers der belgischen Provinz Lüttich, früher Hauptstadt des gleichnamigen Herzogthums, an der Vesdre u. der Köln -Brüsseler Eisenbahn gelegen, mit den Ruinen eines ehemals festen Schlosses, zählt mit der am Ufer des Flusses liegenden Filialgemeinde (Tuchfabriken) 1913 Ew.; berühmt ist der Limburger Käse.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Limburg [1] — Limburg, früher niederländ. Grafschaft, dann Herzogthum, jetzt zwischen den Niederlanden und Belgien getheilt. Niederländisch L., zwischen Nordbrabant, Geldern, Rheinpreußen und Belgisch L, 42 QM. mit 210000 E., gehört mit Ausnahme der Festungen… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Limburg [2] — Limburg, Hauptstadt des ehemaligen Herzogthums L., jetzt zur belg. Provinz Lüttich gehörig. hat 2200 E., Tuchfabrikation (L.er Käse) …   Herders Conversations-Lexikon

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