Linde [1]

Linde [1]

Linde, 1) die Pflanzengattung Tilia; 2) bes. a) Sommerlinde (August-, Speck-, S chmeer-, Mastlinde, Tilia grandifolia), in Nordeuropa, auch in Rußland, durch Stärke des Stammes u. der Äste, in der Jugend schnelles Wachsthum, dickbelaubte Krone, wohlriechende Blüthen zum Anbau, bes. auf Plätzen, denen man Schatten geben will, auch zu Alleen sich empfehlend. Sie wächst in jedem Boden, doch weniger in feuchtem od. auch kalkartigem, am besten in lehmigem, frischem u. etwas fettem. Man zieht sie lieber aus Ablegern, als aus Samen, obschon aus Samen gezogene L-n, wenn auch im Anfang ihr Wuchs langsam ist, doch höhere u. gesündere Stämme geben. Man kann sie auch bis zu 12 Fuß Höhe verpflanzen, ja, mit Vorsicht, auch als ältere Stämme. Die L. läßt sich durch die Schere, als auch durch Anbinden zu einem schönen gefälligen Baume ziehen; auch widersteht sie mehr als andere Bäume der Gewalt des Windes. Sie wird mehrere hundert, vielleicht tausend Jahre alt. Berühmt ist in dieser Hinsicht eine L. zu Neustadt am Kocher in Württemberg von 27 Fuß u. 4 Zoll Umfang, deren Äste durch mehr als 100 Säulen gestützt werden mußten. Wurzel: stark, mit tief eingehender Pfahlwurzel u. weit verbreiteten Seitenwurzeln; Rinde: jung glatt u. dunkelgrau, im Alter dick, rissig u. schwärzlich. Aus der oberen harten Lindenrinde werden in Rußland Schachteln u. Wagenkörbe, aus dem Lindenbaste Decken, Matten u. Seile bereitet. Das Lindenholz sehr weiß, weich, leicht, feinfaserig u. dem Wurmfraß nicht leicht unterworfen, ist zur Feuerung nur von mittlerem Werthe; es verhält sich zu Buchenholz = 2351/2: 360, u. der Kubikfuß wiegt frisch 54, halb trocken 40, ganz dürr 29 Pfund. Dagegen gibt das Lindenholz ein gutes Nutzholz für Tischler, da es sich nicht leicht wirst, ist deshalb zu Reißbretern u. Linealen sehr gut u. wird auch wegen seiner Leichtigkeit zu Holzschuhen, Fußbretern, wegen seiner Weichheit zu Schnitzarbeiten gebraucht etc. Durch schwarze Beize erlangt es das Ansehen von Ebenholz. Die Lindenkohlen werden ihrer Feinheit u. Leichtigkeit wegen vorzugsweise zum Zeichnen, zu Zahnpulver, zu Räucherkerzen, auch zu Schießpulverbereitung benutzt; Verhältniß der Lindenkohle zu der der Buche = 1089: 1600. Die Blätter wechselsweise stehend, gestielt, herzförmig, langgespitzt, sägeförmig gezahnt, auf der oberen Fläche dunkelgrün glänzend, auf der unteren mattgrün rauh, mit erhabenen weißen Adern, in den Winkeln haarig, geben ein gutes Viehfutter. Die Lindenblüthen, schwefelgelb, erscheinen im Junius u. Julius zu sechs od. mehr auf dünnem, gelbem Stiele, unten mit einem gelblichen, lanzettförmigen, ungezähnten Afterblatt; werden von Bienen gesucht; frisch wurden sie sonst auch arzneilich angewendet gegen Krämpfe, Gicht u.a.m. Als Hausmittel werden sie trocken in Aufgüssen als schweißtreibender Thee gebraucht; in Apotheken ist auch ein destillirtes Wasser, Lindenblütbenwasser (Aqua florum tiliae), als Vehikel für andere Arzneien aufgenommen, das aber seinen angenehmen Geruch bald verliert. Der Lindensamen ist haarig, eine runde, harte, bräunliche Kapsel, mit 4 od. 5 Fächern, welche sich mit eben so vielen Deckeln öffnet, mit runden, im October reifenden Samenkörnern; aus ihm wird ein gutes, dem Mandelöl ähnliches Öl gepreßt. b) Winter- od. Steinlinde (Tilia parviflora), mit kleineren, kaum 2 Zoll[389] großen Blättern, einer filzigen, ebenfalls weit kleineren Frucht; von Vielen für die ursprüngliche L. gehalten, von der die Sommerlinde erst durch Cultur entstanden sein soll. Laub, Blüthen u. Samen entwickeln sich später; übrigens kommt sie mit tener überein. c) Gemeine L. (Tilia communis), welche sich nur mit den Zweigen vom Stamm aus mehr ausgebreitet u. braunrothe junge Zweige mit herzförmigen Blättern haben soll, ist wohl Varietät von L. a) od. b). d) Bastardlinde (Tilia hibrida Bechst..), eine Bastardart von der Sommer- u. Winterlinde, macht einen hohen, schönen, grünen, mit einer dichten Krone besetzten Schaft; Blätter: 21/2 (– 5 Zoll lang u. fast eben so breit, rundlich, kleinspitzig, oben glänzend, glatt u. fast schwarzgrün, unten grünlich weiß, dünner als die anderen Lindenblätter; Blüthen: Dolden, meist mit 3, seltener mit 2–9 großen Blumen von starkem Geruch, ohne Honigbehältnisse, dafür aber durch die eigen gestellte u. gespaltene Narbe von den anderen Arten unterschieden; Früchte: birnförmig, fünffächerig, filzig; Standort: in Waldungen, vorzüglich auf Kalkboden, auch in fettem, lettigem Sandboden. Benutzung wie die anderen L-n, doch vom Schreiner u. Holzschneider ihres hohen, glatten, runden u. gleichen Schaftes wegen mehr gesucht. e) Weiße L. (Tilia argentea). in Ungarn, auch in Nordamerika, bes. in New York zu Hause, mit Blättern, deren Unterfläche mit weißem Filze überzogen ist. f) Schwarze L. (Tilia glabra), in Virginien u. Canada heimisch, mit schwarzer od. dunkelbrauner Rinde, sehr großen Blättern u. Blüthen. g) Feinbehaarte L. (T. pubescens), in Carolina, mit seinen Haaren auf der Unterseite der Blätter. Alle diese Arten sind in künstlichen Pflanzungen benutzbar. 3) Schotische L., ist Acer pseudoplatanus


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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