Liturgie

Liturgie

Liturgie (v. gr.), alle Verrichtungen der Geistlichen beidem öffentlichen Gottesdienste, mit Ausschluß der Predigt. Während in der Mosaischen Religion mehr symbolische Handlungen vorkamen u. erst in den Prophetenschulen u. seit Esra u. Nehemia ein bestimmter Cultus ins Leben trat, behielt man in der ältesten Christlichen Kirche die jüdischen L-n zwar bei, suchte sie aber zu veredeln. Später ge-schah dies durch die Bischöfe, meist ohne besondere Zustimmung der Gemeinden; die L-n von Cyrillus, Basilius, Chrysostomus, Augustinus, Ambrosius, Gregor u. And. wurden durch Concilienbeschlüsse bestätigt u. fanden bald in den Kirchen Eingang, bis im 7. Jahrh. das Römische Ritual allenthalben, auch in den Hispanischen u. Gallikanischen Kirchen, die Oberhand gewann u. auf dem Concil zu Trient alle liturgischen Veränderungen in die Hand des Papstes kamen. Die vorzüglichsten Liturgischen Bücher (Sacramentaria) der Alten Kirche sind: Die L. des St. Jacobus, des St. Marcus, des St. Basilius, des St. Chrysostomus, die Armenische L., die Römische, die Mailändische od. Ambrosia. nische u. die Mozarabische L. Das Liturgĭcum der Griechischen Kirche enthält die drei L-n des St. Basilius, des St. Chrysostomus u. den Dialogus (die L. der Vorhergeheiligten von Gregor dem Großen). Die Römische L. findet sich aufgezeichnet in den Sacramentarien Leo's, Gelasius' u. Gregor's. Das den ganzen Ritus bei der Messe umfassende Buch heißt Missale (Meßbuch). Andere liturgische Bücher, zur Verrichtung einzelner kirchlicher Ceremonien bestimmt, führten die Namen: Baptisterium, Antiphonarium, Lectionarium, Evangeliarium, Orationale, Diptyche, Sequentiale, Psalterium etc. Aus diesen entstanden mit der Zeit folgende, jetzt in der Römisch-katholischen Kirche gebrauchte sieben Liturgische Bücher: Missale, Brevier, Martyrologium, Ritual (Agende), das römische Pontifical, das bischöfliche Ceremonial, das päpstliche Ceremonial (s.d. a.). Doch kommen in den Missalen, Brevieren u. Ritualen der einzelnen Diöcesen u. geistlichen Orden nicht unbedeutende Abweichungen vor. Auch hat die Katholische Kirche eine durchgängige Gleichheit in der L. nie für nothwendig erklärt, weil die Verschiedenheit im Ritus die Einheit im Glauben od. in der Lehre nicht aufhebe, u. Umstände des Orts u. der Zeit sogar Abänderungen erfordern. In der Protestantischen Kirche wurden die L-n in einem Buch, Agende (s.d.) genannt, zusammengefaßt. Schon 1521 begannen Luthers Anhänger in Wittenberg den Cultus nach den Grundsätzen der neuen Lehre zu ändern, bes. wurde die Messe in Deutscher Sprache u. nur dann gehalten, wenn sich Communicanten meldeten. Der übrige Theil der Messe blieb fast ganz unverändert, auch der lateinische Gesang wurde abwechselnd mit deutschem beibehalten. Die Privatmesse wurde ganz aufgehoben u. sonach auch der Meßcanon geändert. Die Predigt wurde Hauptstück des Cultus, das Abendmahl aber in beiderlei Gestalt administrirt u. vorher die Beichte noch gehalten. Die Confirmation wurde zwar Anfangs wegen ihrer Verwandtschaft mit dem katholischen Sacrament der Firmelung abgeschafft, jedoch später wieder eingeführt. Zugleich sorgte bes. Luther für bessere u. deutsche Gesänge; auch erschien 1528 sein Taufbüchlein; Gebetsformeln, Intonationen u. Collecten für die einzelnen gottesdienstlichen Handlungen haben die späteren Agenden (s.d.) beigefügt. Die L. hat den Zweck, die Erbauung der Gemeinde zu fördern u. nicht blos eine passive, sondern eine active Andacht zu nähren. Um bei den verschiedenen L-n der einzelnen evangelischen Landeskirchen eine gewisse Gemeinsamkeit festzustellen, hat sich die kirchenregimentliche Conferenz in Eisenach 1852 mit dieser Frage beschäftigt u. zunächst[440] vorgeschlagen, daß die Regierungen der in der Confession gleichartigen Landeskirchen zur Herstellung möglichster Gleichmäßigkeit in der L. unter sich träfen, weshalb von mehreren Kirchenregimenten 1852 u. 1854 Conferenzen in Dresden für liturgische Zwecke veranstaltet wurden, wobei jedoch nichts Gemeinsames zu Stande kam.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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