Löwen [2]

Löwen [2]

Löwen, 1) Arrondissement in der belgischen Provinz Brabant; 179,990 Ew.; 2) (Lovania, Leuven, fr. Louvain), Hauptstadt darin an der Dyle, der Eisenbahn von Lüttich nach Mecheln (welche hier auch nach Süden abzweigt) u. dem Kanale von L. (welcher zur Rupel u. Schelde führt), mit alten Festungswerken; Universität, gestiftet 1426 vom Herzog Johann IV. von Brabant, welche bald zu der größten Blüthe gelangte, so daß sie im 16. Jahrh. über 6000 Studenten zählte u. die berühmteste in Europa war; später sank sie u. zeichnete sich stets durch ihren strengen Ultramontanismus[548] aus; 1797 hoben sie die Franzosen auf u. errichteten dafür ein Lyceum; 1812 wurde sie vom König der Niederlande wieder hergestellt. Das von König Wilhelm eingesetzte Philosophische Collegium, welches die künftigen Priester zu besuchen hatten, gab mit den Impuls zur Opposition des Clerus gegen die Regierung. Durch die Revolution 1830 wurde die Universität aufgehoben, u. erst 1835 haben die Bischöfe ihre in Mecheln errichtete, vom Staate unabhängige Hochschule wieder nach L. verpflanzt. Außerdem hier Maler- u. Zeichnenschule, Anatomisches Theater, Collegium mit Naturaliencabinet, Bibliothek, Theater, Bierbrauereien, bes. Weißbier, dessen beste Sorte Peeterman heißt, Branntweinbrennereien, Blondensabricirung, Tuchfabrikation, Handel (mit Öl, Getreide, Kleesamen), mehre Beguinenhäuser; 31,359 Ew.– L. kommt zuerst 891 vor, wo König Arnulf die Normannen hier schlug, zum Schutze das bis auf die neueste Zeit noch Cäsarscastell genannte Schloß baute, den Mittelpunkt eines allmälig sich vergrößernden Fleckens, welcher in der Mitte des 12. Jahrh. vom Herzog Gottfried ummauert wurde. Das Schloß war die Residenz der alten Grafen von L., aus denen dann die Herzöge von Brabant hervorgingen. Die Stadt, bis zur burgundischen Zeit Hauptstadt des Herzogthums Brabant, wuchs durch Handel u. Tuchmacherei (diese soll im 14. Jahrh. allein 100,000 Einw. beschäftigt haben) u. wurde seit 1356 mehr befestigt. 1379 Empörung der Weber u.a. Handwerker gegen Herzog Wenzeslaus von Brabant, dessen Räthe u. Schöppen durch die Fenster des Stadthauses gestürzt wurden; der Herzog belagerte die Stadt, ste erhielt aber auf Fürbitte des Bischofs von Lüttich Gnade; die Weber als Rädelsführer wurden des Landes verwiesen. Um die dadurch entstandene Lücke im Erwerb der Stadt auszufüllen, stiftete der Herzog die Universität; vergebens wurde L. 1542 von den Geldrern unter Martin van Rossum angegriffen, 1572 von Wilhelm, Prinz von Oranien, u.1635 von den Holländern u. Franzosen belagert; 24. Mai 1706 wurde es an die Verbündeten u. 1746 an die Franzosen unter dem Marschall von Sachsen übergeben u. von diesem bis zu Anfang 1749 besetzt. Am. 20. Nov. 1792 zog Dumouriez in die Stadt ein, die Österreicher wurden jedoch nach der Schlacht von Neerwinden Meister derselben, am 22. März 1793, nach der Schlacht bei Fleurus rückten die Franzosen zum zweiten Male 15. Juli 1794 ein; ihnen folgten 18. Decbr. 1813 die Russen als Befreier. Nach der Belgischen Revolution, August 1831, hatten sich die Holländer der Stadt zu bemächtigen gewußt, doch mußten sie dieselbe am andern Tage wieder räumen. 3) Stadt im Kreise Brieg des Regierungsbezirks Breslau der preußischen Provinz Schlesien, links an der Neiße; Schloß, Leinweberei, Garnbleichen, Färberei; 1630 Ew.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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