Marcion

Marcion

Marcion, geb. in der ersten Hälfte des 2. Jahrh. in Sinope, wurde nach Einigen wegen häretischer Meinungen, nach Andern, weil er ein Mädchen geschwächt hatte, excommunicirt, ging zwischen 140–150 nach Rom, lebte hier sehr streng, anfangs in Gemeinschaft der Kirche, schloß sich aber nachher an den Syrer Cerdo an u. bildete ein besonders gnostisches System aus. Er nahm nach Einigen zwei, nach Andern drei Principien an, den guten Gott, den gerechten Demiurgen u. die Hyle (das Böse); um die Menschen von dem Joche des Demiurgen zu befreien, ließ sich der Äon Christus in einem Scheinkörper zu Kapernaum nieder u. verkündete den bisher unbekannten guten Gott u. durch ihn die Seligkeit der Gläubigen. Er forderte von seinen Anhängern (Marcioniten), welche sich in Fideles u. Catechumeni theilten, ein streng asketisches Leben, Enthaltung von der Ehe etc. Das A. T. verwarf er als ein Werk des Demiurgen ganz, vomn. T. brauchte er nur ein Evangelium (Evangelium des M.) u. 10 Paulinische Briefe. Das Evangelium des M. war nach Einigen ein, nach seinem System bearbeitetes ursprüngliches Lukasevangelium, nach And. ist es eine von dem Lukasevangelium unabhängige, wiewohl mit demselben nahe verwandte Schrift; nach noch And ist es die Grundlage des canonischen Lukasevangeliums. Seine vorzüglichsten Schüler waren Apelles, Lukianos, Basilius, Blastus, Potitus u. viele Andere, welche sein System in verschiedener Weise weiter ausbildeten, indem sie von den syrischen Gnostikern, Valentianern etc., entlehnten. Die Marcioniten waren zahlreich in Ägypten, Palästina, Syrien etc., hatten eigene Gemeinden, Lehrer u. Bischöfe u. hielten sich unter mancherlei Verfolgungen bis ins 5. Jahrh. Gegen M. schrieb bes. Tertullian in seinem Buche contra Marcionem. Vgl. Hahn, Das Evangelium M-s in seiner ursprünglichen Gestalt, Kgsb. 1823; Ritschl, Das Evangelium M-s u. das canonische Evangelium des Lukas, Tüb. 1846; Hilgenfeld, Über die Evangelien Justins u. M-s, Halle 1850; Volkmar, Das Evangelium M-s, Lpz. 1832 (Text).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Marcion — oder Markion (* um 85 in Sinope in Pontus; † 160) war der Begründer einer einflussreichen christlichen Richtung des 2. Jahrhunderts mit Nähen zu gnostischen Einflüssen. Seine religiösen Bestrebungen wurden im Prozess der Selbstdefinition der… …   Deutsch Wikipedia

  • MARCION — (85 env. env. 160) Hérétique chrétien, né à Sinope (Pont). Marcion vint à Rome vers 140, eut des démêlés avec l’Église locale et en fut chassé en 144. Influencé par le gnostique Cerdon, Marcion fonda une Église fortement hiérarchisée, qui… …   Encyclopédie Universelle

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  • Marcĭon — Marcĭon, der Stifter der Marcioniten, einer christlich gnostischen Sekte, war nach der besten Überlieferung ein Reeder zu Sinope im Pontus, begab sich um 140 nach Rom, wo er unter den Einfluß des syrischen Gnostikers Cerdo kam, brach 144 mit der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Marcion — Marcion, ein Vertreter der falschen Gnosis (s.d.), Sohn eines Mannes, welcher später Bischof von Sinope in Pontus wurde, mit Talent und Wissen reichlich ausgestattet, verführte eine Jungfrau, wurde von seinem eigenen Vater deßhalb excommunicirt,… …   Herders Conversations-Lexikon

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  • Marcion — Mạrcion,   Mạrkion, frühchristlicher Theologe, * Sinope um 85, ✝ um 160; Sohn des Bischofs von Sinope. Als Irrlehrer aus seiner Heimatkirche ausgeschlossen, ging Marcion nach Rom (vor 140). Dort entwickelte er als gelehrter theologischer… …   Universal-Lexikon

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