Marienburg

Marienburg

Marienburg, 1) Kreis des Regierungsbezirks Danzig (Preußische Provinz Preußen), 15,13 u. QM. groß u. mit 54,000 Ew.; eben u. sehr fruchtbar; besteht meist aus dem Großen Marienburger Werder (Landstrich zwischen der Weichsel u. der Nogat, ist ungemein produktiv), mit vortrefflicher Rindviehzucht- u. dem Kleinen Marienburger Werder (auf der rechten Seite der Nogat bis zum Drausensee), gleichfalls sehr fruchtbar; wird von der Weichsel, Nogat u.a. bewässert; die Einw. treiben starke Viehzucht, aber wenig Industrie; 2) Kreisstadt darin, an der preußischen Ostbahn (Linie Dirschau-Königsberg) u. an der Nogat, über welche eine 539 Fuß lange Schiffbrücke u. eine 890 Fuß lange, 1850–1857 von Lentze gebaute großartige eiserne Gitterbrücke (für die Eisenbahn) führen, ist als Vorbeste von Danzig verschanzt, hat Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt, Armenarbeits- u. Krankenhaus, Wollen-, Baumwollen- u. Leinweberei, Färberei, Hutfabriken, Gerbereien, Holz- u. Getreidehandel, Freimaurerloge: Victoria zu den drei gekrönten Thürmen; 7000 Ew. Das Schloß, einst Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ritterordens, im Gothischen Styl erbaut, besteht aus dem Hochschloß (mit Schloßkirche u. St. Annakapelle, in welcher die Gruft der Hochmeister, die Goldene Pforte etc.), dem Mittelschloß u. der Vorburg; es ist von 1817 bis 1820 gänzlich restaurirt worden; in dem großen Remter, einem 140 Fuß langen u. 70 Fuß breiten Saal, hielt der Orden seine Versammlungen. 1855 wurde mit Ausführung großer Fresken nach Entwürfen von Kaulbach im Schlosse begonnen. – M. war Anfangs eine Veste, von dem Deutschen Orden gegen die Einfälle der Polen u. Lithauer 1271–74 angelegt, 1276 vollendet u. der Schuhheiligen des Ordens, der Maria, gewidmet. 1306–9 wurde die eigentliche Hochburg gebaut, worauf der damalige Hoch- u. Deutschmeister, Sigfried von Feuchtwangen, seinen Sitz dahin verlegte. 1335–41 wurde die ursprüngliche alte Vorburg erweitert u. befestigt; das Hoch- u. Mittelschloß erhielt eine feste Umwallung, befestigte Gräben, Wacht- u. Wartthürme, so daß durch ihn M. die festeste Landesburg wurde. Winrich von Kniprode (1351–82) legte in M. eine hohe Schule an, wo er die Ritter unterrichten ließ. 1410 wurde die Stadt M. von dem polnischen Könige Wladislaw erobert; das Schloß aber hielt eine achtwöchentliche Belagerung aus u. konnte auch 1420 nicht genommen werden. 1453 wurde M. von dem, durch den 1440 zu Marienwerder geschlossenen Bund des Adels (Preußischer Bund) u. durch die mit ihnen verbundenen Polen hart bedrängten Orden, wegen Geldnoth, den böhmischen Söldnern verpfändet u. am 15. August 1456 M. nebst allen von ihnen besetzten Schlössern an den König Kasimir von Polen für 436,000 Gulden abgetreten; am 6. Juni 1457 zogen 600 Polen in M. ein, u. Meister Ludwig von Erlichshausen wurde aus der Burg vertrieben, in welcher 17 Meister 148 Jahre residirt hatten. Am 15. Juni 1757 hier Vertrag zwischen Brandenburg u. Schweden, worin ersteres letzterem 8000 Mann Hülfstruppen gegen Polen verhieß. Nach dieser Zeit war M. der Sitz polnischer Woiwoden, u. nur zuweilen hielten die polnischen Könige ihr Hoflager daselbst, dies 1772 unter Friedrich II. mit Preußen vereinigt wurde; dann ward es eine Zeit lang als Getreidespeicher benutzt, seit 1817 aber restaurirt. Vgl. Jacobs. Das Schloß M., Verl. 1819; Förster, Das Schloß M., ebd. 1820; Voigt, Das Ordensbaum M., Halle 1820, u. A. Königsb. 1823; Derselbe. Geschichte M-s, Königsb. 1824; Das Schloß der deutschen Ritter zu M., Berl. 1823; H. v. Plauen, Der Führer durch das Ordenshaus zu M. Danzig (Berlin) 1825; I. G. Büssing; 3) Schloßruine bei Alf im Kreise Zell des Regierungsbezirks Trier (preußische Rheinprovinz), an der Mosel, auf steilem Felsen; war bis 1014 Nonnenkloster, u. wurde dann in eine Festung verwandelt; 4) (Steuerwald-M.), Amt im hannöverschen Fürstenthum Hildesheim; 1. QM. u. 3000 Ew. 5) Dorf darin, an der Innerste; Sitz des Amtes; 300 Ew.; 6) (Marienbourg), Stadt, vormals Festung, im Bezirk Philippeville der belgischen Provinz Namur, zwischen dem Schwarzen u. Weißen Wasser; 710 Ew.; angelegt 1542 von der Königin Maria von Ungarn, Statthalterin der Niederlande; kam durch den Pyrenäischen Frieden an Frankreich; wurde 31. Juli 1815 von den Preußen genommen, kam dann an die Niederlande; 7) ehedem festes Städtchen im Kreise Wenden des russischen Gouvernements Livland, am Marienburger See; Edelhof, Flachsbau; 2000 Ew. Hier fiel die nachmalige Kaiserin Katharina (Mädchen von M.) Mentschikow in die Hände; 8) Marktflecken, so v.w. Földvar 1).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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