Pflaster [2]

Pflaster [2]

Pflaster 1) ein mit natürlichen od. künstlicher Steinen od. anderen harten Stoffen in einer möglichst[15] dichten u. ebenen Schicht regelmäßig belegter Fußboden. Man pflastert theils bedeckte, theils unbedeckte Räume, so z.B. Hausfluren, Ställe, Höfe, Landstraßen, bes. aber die Gassen in den Städten. Je nach der Örtlichkeit u. der Benutzung des P-s werden verschiedene Materialien gewählt u. danach rauhes u. glattes P. unterschieden. A) Rauhes P. besteht entweder aus unregelmäßig gestalteten u. ungleich großen, od. aus regelmäßig behauenen (bossirten) u. dann häufig gleichgroßen Steinen. Ersteres heißt Rollpflaster u. ist das ältere; es wird aus Rollsteinen gemacht, welche man als Gerölle in schnell strömenden Flüssen findet. Wesentlich glätter ist das P. aus Bruchsteinen, welche entweder verwendet werden, wie sie gebrochen wurden, od. vorher regelmäßig behauen werden, damit man aus ihnen ein P. mit regelmäßigen Fugen erhält (bossirtes P.). Da das P. eine feste u. unwandelbare Decke bilden u. den Tagewässern ein schnelles u. leichtes Abfließen gestatten soll, so bekommt es zunächst eine gute, feste durch Wasser nicht erweichende Grundlage (Aufdämmung); ist dieselbe preßbar, so muß vorher fest genug zusammengefahren od. gerammt werden, od. man gibt, wie in England, eine sechszöllige Schicht Steinschlag darauf, welche mit Luftmörtel übergossen wird. In Deutschland bringt man auf die geebnete Grundlage eine 3–5 Zoll hohe Lage groben Sandes, in welche die zum P. verwendeten Steine (Pflastersteine) von den Pflasterern od. Steinsetzern eingesetzt werden, indem sie mit dem breiten, löffelartigen Theile des Pflasterhammers ein der Gestalt des Steines angemessenes Bett graben u. den in dasselbe eingesetzten Stein mit dem platten Kopf des Hammers festschlagen u. nach Bedarf mit, zwischen die größeren eingeschlagenen kleineren Steinen (Zwickern) noch mehr befestigen. Das P. wird zuletzt mit reinem Kiese überschüttet, nachdem es, gehörig angenetzt, mit einer leichten Handramme (Pflasterramme, Jungfer) durch oft wiederholte Anfangs sanftere, dann kräftigere Schläge festgestoßen ist, wobei die Arbeiter in einer Reihe nach der Breite der Straße stehen. Rücksichtlich des Steinverbandes dürfen keine Stoßfugen auf einander treffen, sondern dieselben müssen beständig abwechseln, damit die Wagenräder nicht leicht Geleise bilden können. Am günstigsten laufen die Stoßfugen bei der sogen. Lütticher Pflasterung (weil sie in Lüttich gewöhnlich ist), bei welcher die ziemlich quadratisch beschlagenen Steine in diagonaler Richtung gegen die Länge u. Breite der Straße gestellt werden, so daß das Rad in schiefer Richtung die Steinkante trifft. Ferner müssen die Steine einander möglichst gleich sein; kleinere Steine leisten weniger Widerstand als die größeren, wodurch leicht Vertiefungen im P. entstehen. Daher legt man auch Steine mit der Länge ihrer Oberfläche nach der Straßenbreite, also die kürzeste Abmessung nach der Fahrbahn, so daß bei querüber laufenden Fugen das Wagenrad winkelrecht gegen die Langkante der Steinoberfläche trifft. Auch macht man zu diesem Behufe eine Wölbung der Oberflächen des P-s, welche außerdem das Ablaufen des Tagewassers befördert. Die Wölbung wird schon in der Grundlage des P-s angelegt; ihre Höhe beträgt 1/50 bis 1/24 der Straßenbreite. Zur weiteren Abführung des Wassers werden Gossen- od. Rinnsteine gewöhnlich zu beiden Seiten des Fahrdammes von etwas größeren Steinen angelegt u. erhalten den erforderlichen Fall in der Längsrichtung der Straße. Da, wo das Straßenpflaster nicht von Häuserreihen begrenzt wird, werden seine Enden durch eine Schicht größerer u. tiefer greifender Steine (Bordürsteine) abgeschlossen u. geschützt. Beim P-n selbst kommt (wenn man nicht mit Steinwürfeln pflastert, wie in Wien) stets die längste Abmessung des Steins in die lothrechte Richtung; dabei sollten die Steine nicht wohl größer als 5–6 Zoll ins Gevierte sein, weil die Hufe des Zugviehs bei großen platten Steinflächen zu wenig Haltpunkte finden; deshalb werden auch bergauf steigende Straßen mit kleineren Steinen gepflastert. Die Seitenwände der Steine sollen möglichst lothrecht herabgehen; wo dies aber nicht der Fall ist, müssen die unterhalb entstehenden Zwischenräume mit Zwicksteinen ausgefüllt werden. Um bei dem P. auf Brückengewölben das Wasser schneller abzuleiten u. das Eindringen der Feuchtigkeit zu vermeiden, setzt man die Steine in eine Betonunterlage. In neuerer Zeit hat man zu gleichem Zweck die Fugen der Steine mit Asphalt vergossen, in England gießt man sie mit Mörtel aus. B) Das glatte P. (Täfelung od. Plattenbeleg): a) aus Steinplatten von Granit, Kalk- od. Sandstein bestehend u. meist von Maurern gelegt, erhält eine dünne Sandunterlage; die Steinfugen werden entweder blos mit Sand ausgefüllt od. mit gutem Kalkmörtel vergossen. Es dient meist zu Trottoirs; das Londoner treffliche, aus Portlandsteinen bestehende wurde zuerst 1762 gelegt. b) Aus Ziegelsteinen. Ein solches P. ohne weitere Decke wird nur in bedeckten Räumen gelegt, z.B. in Hausfluren, Corridoren etc. Wenn es im Freien auf Fußwegen angewendet werden soll, so erhält es eine schützende Decke von Cement od. Asphalt. c) Aus Holzklötzchen (Holzpflaster), welche man mosaikähnlich in einander fügt (beklotzt) u. das Ganze abhobelt. Es wird bes. zum Bodenbelag hölzerner fahrbarer Brücken u. Durchfahrten in Gebäuden angewendet u. besteht aus Würfeln od. besser sechseckigen Säulen von Eichenholz, von 8–12 Zoll Größe, welche auf einer Unterlage von trockenem Kalk u. Sand mit der Hirnseite nach oben neben einander gesetzt, mit Sand überstreut od. mit Asphalt überzogen u. zuletzt mit einer Handramme fest in einander geschlagen werden, so daß die vorhandenen Fugen theils gänzlich verschwinden, theils mit Sand od. Asphalt ausgefüllt werden, u. das Ganze eine gleichförmige Ebene bildet. Die Vortheile, welche das Holzpflaster gewährt, bestehen hauptsächlich darin, daß, weil es weniger holperig ist, ein Pferd auf demselben viermal so viel als auf gewöhnlichem Steinpflaster leistet; ferner, daß das Rasseln der Wagen, Staub u. Straßenkoth vermieden wird. Man hat in London in der Oxfordstraße Versuche mit diesem P. gemacht, auch die Alexander-Newskyperspective in Petersburg u. andere Straßen daselbst sind damit belegt. Wenn sich aber das Holz erst mit Schmutz u. Steinen vollgestopft hat, wird es so glatt, daß die Pferde darauf ausrutschen u. fallen, weshalb die Anwendung des Holzpflasters als Straßenpflaster aufgegeben ist. S. Jarry, Die Holzbahnen als Stellvertreter der Eisenbahnen, Par. 1839. d) Aus Cement (Cementpflaster); man gibt auf eine festgerammte Erdschicht od. auf Steinschlag eine Schicht Cement u. läßt sie im Schatten langsam trocknen, wobei man alle Risse sorgfältig schließt. e) Aus Asphalt, s.d. f) Auch P. von Eisenwürfeln findet man[16] in London auf kurzen Strecken auf einer Straße, welche nach Leicester Square führt. Auch gerippte Eisenplatten wurden als Trottoirplatten benutzt. g) In London wollte man 1841 mehre Straßen mit Kautschuk (India rubber) pflastern, u. auf ein Substrat von Holz eine mehre Zoll hohe Auflage von Gummi elasticum mit Eisenfeil- u. Sägespänen gemischt machen. Es soll jeder Witterung trotzen u. das angenehmste u. dauerhafteste P. sein. Die Carthager sollen zuerst Steinpflaster angelegt haben; zur Zeit Salomos war der Tempel mit Marmor gepflastert. Rom hatte zu Zeiten des Appius Claudius Gassenpflaster, auch ließ Appius Claudius die Straße von Rom nach Capua pflastern; Herculanum u. Pompeji sollen Lavapflaster gehabt haben. Der Maurenkönig Abdorrahman II. pflasterte im 9. Jahrh. zuerst Cordova. Paris soll 1184 auf Philipps II. Befehl zum Theil gepflastert worden sein. 1368 begann man Nürnberg zu pflastern, 1391 Augsburg u. 1417 London. Berlin erhielt zu Anfang des 17. Jahrh. sein bestes P. 2) So v.w. Anstrich; 3) so v.w. Mörtel; 4) (Kugelpflaster), ein mit Talg bestrichenes Stück Barchent, Leinwand od. Leder, worauf die Büchsenkugel (Pflasterkugel) beim Laden gesetzt wird; 5) die drei runden Plättchen auf dem Billard, s.d. I.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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