Marlborough [2]

Marlborough [2]

Marlborough (spr. Mahlbörro), 1) John Churchill, Herzog von M., geb. 24. Juni 1650 zu Ashe in der englischen Grafschaft Devonshire, wurde im 12. Jahre Page beim Herzog von York u. 1666 Fähnrich bei der Garde. Als solcher war er bei der Landung in Tanger, wurde nach seiner Rückkehr Capitän im Regiment Monmouth u. machte hier den Feldzug 1672, bes. die Belagerung von Nimwegen u. Mastricht mit, rettete dem Herzog von Monmouth das Leben u. wurde Obristlieutenant; 1677 kehrte er nach England zurück, wo er in große Gunst bei Karl II. u. dem Herzog von York (später Jakob II.) kam u. 1678 die schöne Sarah Jennings, Favorite der Prinzessin Anna, heirathete; 1682 wurde er Baron u. Obrist des zweiten Garderegiments u. unter Jakob II. 1665 Kammerherr, General u. unter dem Namen Churchill Peer. Er wirkte zwar gegen die Revolution des Herzogs von Monmouth, verließ aber Jakob II. bei der Landung Wilhelms von Oranien u. schloß sich an diesen an, vermochte auch im Januar 1689 die Peerskammer, die Associationsacte zu Gunsten des Prinzen von Oranien zu erlassen, u. wurde von diesem zum Grafen ernannt. Im Kriege gegen Ludwig XIV. befehligte M. die Engländer in Flandern u. trug viel zu dem Sieg bei Walcourt bei. 1690 ging er nach Irland, wo er Cork u. Kinsale nahm, u. 1691 nach Flandern; 1692 wurde er aber bei seiner Rückkehr aller seiner Stellen beraubt u. in den Tower gebracht, weil er in den Verdacht kam, dem vertriebenen Jakob II. versprochen zu haben, demselben die Armee zu gewinnen u. so den Thron wieder zu verschaffen. Später wurde er zwar aus Mangel an Beweisen frei gelassen, lebte aber in einer Art Exil. Nach dem Frieden von Ryswijk wurde er 1698 zum Gouverneur des Neffen Wilhelms III., des Herzogs von Gloucester, ernannt, kam wieder in den Geheimen Rath, wurde auch mehrmals in Abwesenheit des Königs Mitglied der aus neun Lords bestehenden Regentschaft. 1700 starb der Herzog von Gloucester, u. M. ging nun als Commandeur en Chef der englisch-holländischen Truppen nach den Niederlanden u. wurde zugleich englischer Gesandter bei den Generalstaaten. Nach dem Tode des Königs Wilhelm, 1702, wurde er unter dessen Nachfolgerin Anna Commandeur en Chef aller alliirten Truppen in den Niederlanden u. später General en Chef der Artillerie; er ging 1702 nach Holland u. zwang dort die Franzosen, Geldern zu räumen, nahm Lüttich u. wurde zum Marquis von Blandford u. Herzog von M. ernannt; 1704 zog er dem Kaiser zu Hülfe u. verband sich mit Eugen. Beide siegten nun auf dem Schellenberge über die Baiern u. bei Hochstädt über Tallard. M. wurde deshalb Reichsfürst u. bekam die Herrschaft Mindelheim, in England aber durch das Parlament u. die Königin einen prächtigen Palast auf seinem Hauptgut, unter dem Namen Blenheimhouse. 1705 befehligte er in den Niederlanden gegen Villars u. Villeroi, stürmte die Linien des Letzteren, begab sich nach Wien, um dort den ferneren Kriegsplan zu besprechen, u. verschaffte dem Kaiser eine Anleihe von 3 Mill. Pfund Sterl. in England. 1706 schlug er Villeroi bei Ramelies u. wußte den Frieden zu hintertreiben, auch hinderte er den König Karl XII. von Schweden, sich gegen die Alliirten zu erklären; 1708 schlug er die Franzosen bei Oudenarde, nahm Lille, Gent u. Brügge u. hintertrieb wieder den Frieden. Jetzt begehrte M. den Rang eines Generals en Chef auf Lebenszeit, gab aber dadurch seinen Feinden Gelegenheit, seinen Ehrgeiz bei der Königin Anna in ein helleres Licht zu setzen; dazu fiel seine Gemahlin bei der Königin in Ungnade, u. ein theologischer Streit mit Sacheverell entschied den Sturz seiner Partei; das ganze Ministerium wurde geändert, u. nur M., den man noch nicht anzugreifen wagte, blieb in demselben u. behielt sein Commando. 1711 erlitt er in den lebhaften Debatten über den künftigen Frieden mehre Demüthigungen, auch seine Gewalt in Beziehung auf das Commando in Flandern wurde beschränkt; dennoch nahm er 1711 Bouchain u. suchte le Quesnoi zu belagern, mußte jedoch schnell nach England gehen, indem die Friedenspartei eben dort die Oberhand gewinnen wollte. Seine Ungnade bei der Königin war indessen schon entschieden, u. dieselbe benutzte eine Anklage gegen den Herzog wegen Unterschleife bei der Armee, um ihn 1712 aller seiner Stellen zu entsetzen. M. zog sich auf ein Landhaus bei St. Alban zurück u. wurde hier von den Gewerken, welche den Bau von Blenheimhouse geführt hatten, wegen der hierauf noch nicht bezahlten 30,000 Pfd. Sterl. belangt. Empört darüber ging er nach dem Continent, bereiste Holland, die Niederlande u. Deutschland u. kehrte erst am Todestage der Königin Anna nach England zurück. Georg I., welcher ihm u. seiner Partei viel verdankte, setzte ihn in alle Würden wieder ein.1716 traf ihn der Schlag, er legte seine Stellen nieder u. lebte blödsinnig bis 1722, wo er am 17. Juni starb. Vgl. Abrégé du prince et duc de M., Amsterd. 1714; Ledyard, Hist. du duc de M., Lond. 1723, 3 Bde.; Hist. de Jean Churchill Duc de M., Par. 1806[904] 3 Bde.; William Coxe, Memoirs of John Duke of M., with his original correspondence, Lond. 1818 (deutsch, Wien 1820); Murray, Despatches of the Duke of M., Lond. 1854 f., 5 Bde.; Macsarlane, Life of M., ebd. 1852. 2) Sarah geb. Jennings, Herzogin von M., geb. 29. Mai 1660, die Tochter von Richard Jennings; kam, 12 Jahre alt, an den Hof u. wurde die Freundin der Prinzessin Anna, vermählte sich 1678 mit dem Vorigen u. wurde 1688 Dame d'honneur der Prinzessin Anna. Vergebens suchte Jakob II. sie u. durch sie Anna zum Katholicismus zu gewinnen, sie überredete Letztere sogar, Wilhelms III. von Oranien Partei zu ergreifen. Als Anna den Thron bestieg, dauerte die Freundschaft zwischen ihr u. der Königin fort, sie wurde Großgarderobemeisterin, u. durch sie setzte ihr Gemahl in Allem seinen Willen durch u. bildete ein Ministerium. Dennoch gab es, da die Herzogin M. in ihren politischen Grundsätzen den Whigs, ihr Gemahl hingegen u. die Königin den Tones anhingen, oft politische Zwiste zwischen der Königin u. der Herzogin, bis endlich die M. 1711. namentlich durch die Hofdame Lady Masham, in Ungnade fiel. Sie begleitete nun ihren Gemahl auf Reisen, Pflegte ihn in seiner Agonie u. st. 1744 in London. Memoiren nach ihren Angaben, von Hoke, Lond. 1742, französisch, Haag 1742. 3) Henriette, älteste Tochter der beiden Vorigen, folgte ihrem Vater als Herzogin von M., vermählte sich mit dem Grafen Godolphin u. st. 1733 ohne Erben; ihr Titel u. ein Theil ihrer Güter ging deshalb über auf 4) Charles Spencer, Graf von Sunderland, Sohn von Anna, der zweiten Tochter von M. 1) u. 2); er commandirte in der Schlacht von Detlingen eine Gardebrigade, wurde 1758 Befehlshaber der britischen Hülfstruppen bei der Armee des Prinzen Ferdinand von Braunschweig u. st. 28. Octbr. 1758 in Münster. 5) Georg Spencer-Churchill. Herzog von M., Graf von Sunderland, Marquis von Blandford, Urenkel des Vorigen, geb. 1793. stellte 1830, als Mitglied des Unterhauses, aus Verbruß über die Katholikenemancipation, einen Antrag auf allgemeines Stimmrecht, widersetzte sich aber trotzdem der Parlamentsreform u. st. 1. Juli 1857 auf dem Schloß Blenheim bei Woodstock. 6) John Winston Spencer-Churchill, Herzog von M., Marquis von Blandford, Sohn des Vor., geb. 1822, seit 1844 für den Flecken Woodstock Mitglied des Unterhauses, stimmte für die Peelschen Freihandelsgesetze u. mußte deshalb auf Befehl seines Vaters sein Mandat niederlegen, wurde jedoch 1847 wieder erwählt; er nimmt seit 1857 den Sitz eines Herzogs von M. im Oberhause ein; auch ist er Lordlieutenant von Oxfordshire.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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