Marmont

Marmont

Marmont (spr. Marmong), Auguste Frédéric Louis Viesse de M., Herzog von Ragusa, geb. 20. Juli 1774 in Chatillon sur Seine; trat mit dem 16. Jahre als Lieutenant in ein Infanterieregiment u. 1792 in die Artillerie, lernte Bonaparte 1794 bei der Belagerung von Toulon kennen u. zeichnete sich 1795 bei der Rheinarmee als Führer der Artillerie der Avantgarde von Desaix aus; 1796 begleitete er Bonaparte als Capitänadjutant nach Italien, kämpfte bei Lodi, Castiglione u. St. Georges u. vertrieb Colli aus Loretto; er ging hierauf mit Bonaparte nach Ägypten, nahm unterwegs auf Malta die Ordensfahne u. wurde Brigadegeneral, nach dem 18. Brumaire Staatsrath u. Commandeur der Reserveartillerie; 1800 wirkte er zur Entscheidung bei Marengo, wurde Divisionsgeneral u. schloß den Waffenstillstand von Treviso. 1803–1805 befehligte er in Holland zur Landung in England u. ging nach Österreich,[906] wirkte zu der Capitulation von Ulm u. besetzte Steyermark; nachdem er das Commando in Dalmatien erhalten hatte, besiegte er die Russen bei Castelnovo u. beendigte die Belagerung von Ragusa; 1809 zog er gegen die Österreicher, drängte Giulay nach Ungarn zurück, focht bei Wagram mit u. gewann die Schlacht von Znaim, worauf er Marschall u. später Herzog von Ragusa u. nach dem Frieden von Wien Generalgouverneur der Illyrischen Provinzen wurde. 1811 übernahm er von Massena den Oberbefehl über die Armee von Portugal, entsetzte mit Soult Badajoz u. deckte die Westgrenzen Spaniens, wurde aber 1812 bei den Arapilen gefährlich verwundet. 1813 übernahm er ein Armeecorps in Deutschland u. wohnte mit diesem der Schlacht von Lützen, Bautzen u. Dresden bei; bei Leipzig befehligte er gegen Blücher u. wurde am 16. Oct. bei Möckern geschlagen, vertheidigte aber am 18. u. 19. die Vorstädte Leipzigs. Am Rhein suchte er vergebens die Strecke von Manheim bis Coblenz zu vertheidigen, focht hierauf mit seinem Corps bei Brienne, Champaubert, Etoges, Montmirail u. verlor die Schlacht von Laon. Am 30. März befehligte er mit Mortier die Corps, welche Paris vertheidigen sollten, wurde aber geschlagen u. schloß die erste Capitulation von Paris, worauf Bonaparte abdankte. Nach der Restauration wurde er Capitän der Garde du Corps u. Pair, begleitete Ludwig XVIII. 1816 nach Gent u. wurde nach den Hundert Tagen einer der Majorsgenerale der Garde. 1817 wurde er als Lieutenant du Roi nach Lyon gesendet, wo er die Ruhe durch versöhnende Maßregeln wieder herstellte. Darauf lebte er zurückgezogen auf seinen Gütern; 1826 ging er als außerordentlicher Botschafter nach Rußland, um den Kaiser Nicolaus zur Thronbesteigung zu beglückwünschen. Beim Ausbruch der Julirevolution, am Morgen des 27. Juli 1830, erhielt er den Befehl über die erste Pariser Militärdivision; nachdem ein großer Theil der Truppen zum Volke übergegangen war u. M sich durch Mangel in Lebensmitteln in eine sehr bedrängte Lage versetzt sah, zog er sich am Abend des 29. Juli mit 6000 Schweizern u. dem Rest der treugebliebenen Truppen aus Paris zurück u. folgte dann Karl X. ins Ausland. Er wurde aus der Armeeliste gestrichen u. kam nie wieder nach Frankreich, sondern machte Reisen in Ungarn, Rußland u. der Türkei. Seine letzten Lebensjahre brachte er in Wien u. Venedig zu u. versuchte 1851 als Unterhändler zwischen den Legitimisten u. Orleanisten eine Fusion herbeizuführen; er st. am 2. März 1852 in Venedig ohne Nachkommen als der letzte Marschall des ersten französischen Kaiserreichs. Er schr.: Voyage en Hongrie, en Transylvanie, dans la Russie méridionale, en Crimée et sur les bords de la mer d'Azow à Constantinople etc., Par. 1837 ff., 6 Bde.; Esprit des institutions militaires, ebd. 1845, 2. Ausg. 1846 (deutsch von Stäger von Waldburg, Berl. 1845). Nach seinem Tode erschienen seine Mémoires de Duc de Raguse, de 1792–1841, Par. u. Halle 1856 f. (wahrscheinlich herausgegeben von der verwittweten Gräfin Damremont, einer Verwandten des Marschalls M.), deutsch von Burckhardt, Lpz. 1858, 9 Bde., u. von Goldbeck, Potsdam 1858, 3 Bde., welche außerordentliches Aufsehen machten, u. da sie mehre hochgestellte Persönlichkeiten, darunter namentlich Eugen Beauharnais, compromittirten, sogar von Seiten der Nachkommen des Letztern einen Proceß gegen den Verleger des Werkes hervorriefen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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