Marmor [1]

Marmor [1]

Marmor, 1) Name für verschiedene Arten des feinkörnigen Kalksteins, welcher theils weiß, theils verschieden gefärbt, geadert od. gefleckt erscheint; er hat ein krystallinisches Gefüge, welches sich ins Feinkörnige u. ins Dichte verläuft, die Körner. bald mehr, bald weniger fest verbunden, daher von verschiedener Härte u. Durchsichtigkeit. Man benutzt den M. wegen der seinen Politur, welche er annimmt, u. seiner Dauerhaftigkeit zu Marmorarbeiten verschiedener Art, wie zu Gefäßen, Geräthen, Verzierungen, Statuen, Säulen, in Kirchen u. Bädern zum Belegen der Wände, der Decken, des Fußbodens etc. Den M. mit rothen Flecken nennen die Italiener Marmo di sette base od. M. di Porta santa, den aschfarbenen, mit rothen, augenartigen Flecken Occha di Pavone antico, dieser wird jetzt bei Bauten nicht mehr gebraucht. Der mit Glimmerblättchen Marmo cipolino, od. Cipolinarmor (bei den Alten Lapis phrygius), der mit Serpentin vermengte Cipolino Polpeverra (Verde d'Egytto), Cipolaccio ist hellgrün ins Gelbliche fallend. Marmo Africano, s.u. Breccienmarmor. Opalisirender Muschelmarmor (Lumachello, Helmintholith), ist Kalkstein mit fossilen Muscheln, röthlich u. grünlich schillernd. Fehlerhaft ist der M., wenn er Knoten, od. sogen. Nägel- u. Schmirgelstellen u. dgl. hat, welche schwarze Flecken bilden u. Ungleichheiten erzeugen; vorzüglich findet sich dieses beim weißen. Die Bearbeitung des M-s geschieht durch Hämmer, Spitzen, Meißel, Raspeln, Bohrer etc.; letztere sind stählerne Meißel, stattder Schneide mit mehrern sehr starken Spitzen versehen. Die Drehmaschine hat in der Mitte eine große Welle, die 10–12 Schneidezeuge in Bewegung setzt u. an diese ist das zu bearbeitende Marmorstück befestigt. Zum Schneiden der Marmorplatten dient eine Maschine (Marmorschneidemühle, Marmormühle), es geschieht mittelst stumpfer, horizontalliegender Sägeblätter,[907] welche in einen Rahmen gefaßt sind u. mittelst einer Kurbel u. Räderwerks bewegt werden. Der Marmorblock muß mit Keilen der Säge näher gerückt werden, auch wird beständig Wasser u. seiner Sand in die Einschnitte geschüttet. In Platten wird er durch Sägen ohne Zähne geschnitten, mit Schmirgel u. Wasser, darauf mit Bimsstein geschliffen. Polirt wird er entweder mit Bimsstein, u. dann mit Kohlen od. mit Tripel, u. dann mit Röthel, od. mit Bimsstein u. dann mit Zinnasche. Alles wird pulverisirt; das Reiben geschieht mit leinenen Tüchern. Man kann dem M. auch künstlich alle Farben geben: man nimmt dazu Safran, Cochenille, Drachenblut, Brasilienholz u. dgl, welche Farben in Weingeist od. in Öl aufgelöst sind. Sollen die Farben dauerhafter werden, so nimmt man dazu metallische Auflösungen. Bei den Griechen wurden die Tempel u. öffentliche Gebäude meist von M. aufgeführt. Der feinste M. kam von Paros (Parischer M.) u. wurde vorzüglich zu Statuen verarbeitet; einen schönen weißen M. fand man auf dem Berge Hymettos u. zu Mylasa in Karien; M. von lebhaften bunten Farben lieferte vorzüglich Sicilien. Die Römer lernten den M. erst nach der Eroberung Griechenlands schätzen u. benutzten ihn nun zu öffentlichen u. Privatgebäuden; da aber die italienischen Marmorbrüche noch nicht entdeckt waren, so holten sie den nöthigen M. aus fernen Gegenden, vgl. Blasius Caryophilus, De antiq. marmor., Utr. 1743. Italien hat jetzt seine berühmtesten Marmorbrüche um Carrara im Toscanischen, wo er sich bes. durch seine Werke auszeichnet; ferner liefern Prato, Pistoja, Stazzena, Levigliano, Seravezza etc. sehr verschiedenartigen u. ausgezeichneten M. In Deutschland liefern die vorzüglichsten Sorten Krottendorf bei Schwarzenberg (weißen, u. andere Gegenden in Sachsen, der Fürstenberg bei Grünhayn weiß u. dem carrarischen sehr ähnlich); ferner Böhmen, Baireuth, Kärnten, Krain, Baden, Franken, die Harzgegend, das Lüttichsche; in Frankreich liefern Laval, Charleville, St. Eutrope, Aix, Gascogne, Languedoc, Bourbonnois, Roussillon, Barbasan, Tarbes, Roquebrune u. Moulins guten M. Künstlicher M. (Gypsmarmor, Stuckmarmor, sd.) ist eine aus Gyps dargestellte marmorartige Masse, welche bes. in neuerer Zeit vielfach angewendet wird. 2) (Marmorplatte), s.u. Goldschläger.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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