Plater

Plater

Plater, von dem Broele genannt P., ein der Katholischen Confession folgendes, ursprünglich westfälisches Grafengeschlecht, dessen älteste Stammsitze die Schlösser Broel u. West-Hemmerck in der Grafschaft Mark waren; seit 1659 in Deutschland erloschen, blühte das Geschlecht zahlreich in Kurland u. den übrigen Ostseeprovinzen fort, wohin es sich schon sehr früh verzweigt hatte u. zahlreiche Besitzungen erwarb. Es erhielt 1774 von Österreich u. 1816 von Preußen eine Anerkennung seines Grafenstandes u. ist in Galizien, Posen, dem Königreich Polen, Volhynien, Podolien, Kurland u. Polnisch-Livland reich begütert. Die im Grafenstande blühenden Linien sind: I. Polnisch-Livländische Linie: Stifter: 1) Gotthard, Sohn des 1636 verstorbenen Ritterbankrichters in Kurland Heinrich, war königl. polnischer Major u. st. 1668. 2) Johann Ludwig, Enkel des Vorigen u. Sohn des 1705 verstorbenen Wojwoden von Livland Heinrich, wurde 1708 Starost von Dünaburg u. 1755 Wojwode von Livland. Dessen drei Enkel, Söhne des 1778 verstorbenen Castellans von Troki[189] u. Wojwoden von Mscislaw Constantin, nämlich Joseph, Kasimir u. August, gründeten folgende drei Äste dieser Linie: A) Volhynischer Ast: Stifter: 3) Graf Joseph, Enkel des Vor., war Starost von Brzesc, Castellan von Troki u. Marschall von Lithauen; jetziger Chef ist: 4) Graf Eduard, Sohn des Vorigen, ist russischer Garde-Rittmeister. B) Ast zu Nederitz: Stifter: 5) Graf Kasimir, Bruder von P. 3), war Unterkanzler von Lithauen, 1791–95 Mitglied des Conseils u. Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten in Polen, opferte sein bedeutendes Vermögen größtentheils den letzten Bestrebungen Polens unter Kosciuszko die selbständige Existenz zu wahren; er st. 1807. Der alleinige Besitzer von Nederitz ist jetzt: 6) Graf Michael, Neffe des Vorigen u. Sohn des 1850 verstorbenen Grafen Johann. 7) Graf Michael, Oheim des Vorigen, geb. 1777, polnischer Ingenieurmajor, kurländischer Regierungsrath, Vicegouverneur von Lithauen, ist seit 1804 mit Isabella geb. von Syberg zu Wischling vermählt, durch welche, als der einzigen Erbtochter, er die großen sybergschen Besitzungen in Kurland u. Polnisch-Livland erhielt u. in Folge davon ihren Geschlechtsnamen nebst Wappen annahm u. die Linie der Grafen von Syberg zu Wischling (s.d.) stiftete. C) Ast zu Kraslow: Stifter: 8) Graf August, Bruder von P. 3), war Adelsmarschall von Dünaburg u. st. 1803. 9) Graf Ludwig, geb. 14. Aug. 1774 in Kraslow. trat 1794 als Freiwilliger in das polnische Nationalheer unter Kosciuszko, wurde Adjutant des Generals Sierakowski u. bei Maciejowize verwundet; er nahm später die Stelle eines Provinzialforstmeisters an u. wurde 1812 als Geißel mit nach Rußland geführt; 1815 kam er in den Staatsrath, leitete das Domänen- u. Forstwesen u. war als solcher in beständiger Opposition gegen den Großfürsten Constantin u. Nowosilzow; 1830 ging er mit Kniaziewicz nach Paris, um Polen bei der französischen Regierung zu repräsentiren; als die Russen gesiegt hatten, wurden seine Güter confiscirt; er lebte darauf in Paris, wo er Vicepräsident der Polnischen Literarischen Gesellschaft wurde. Nach der Thronbesteigung des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1840 erhielt er die Erlaubniß im Großherzogthum Posen zu wohnen, wo er sich wissenschaftlich beschäftigte u. am 6. Oct. 1846 starb. Er schr.: Statistik des Großherzogthums Posen, 1846. 10) Graf Stanislaus, Bruder des Vor., geb. 1782 zu Dawgielszki in Lithauen, diente 1806–15 als Offizier in der polnischen Armee, lebte dann längere Zeit in Posen u. Paris u. starb am 8. Mai 1851 zu Wroniawa bei Wollstein im Posenschen. Er gab heraus: Geographie eines Theils der östlichen Länder Europas, Bresl. 1825; Historischer Atlas von Polen, Posen 1827; Pläne von Belagerungen u. Schlachten, welche während des 17. u. 18. Jahrh. in Polen stattgefunden, ebd. 1828; Die Polen vor dem Tribunal von Europa, Par. 1831; Mala encyklopedya polska, Lissa 1841–47; 2 Bde. Jetziger Chef ist: 11) Graf Adam, Sohn von P. 8), geb. 1790, ist Landkämmerer u. Marschall von Dünaburg.

Außer diesen drei Ästen blühen noch, von den beiden Söhnen des polnischen Obersten Fabian, Bruders von P. 2), nämlich Johann Ludwig (polnischer Generalmajor) u. Christoph (st. 1751) abstammend, zwei Lithauensche Äste dieser Linie, der eine zu Dussiaty u. der andere zu Kurkle, im Grafenstande; aus der Linie von Dussiaty stammten: 12) Gräfin Emilie, geb. 13. Nov. 1806 in Wilna, bewirkte 1830 auf die Nachricht von der in Warschau ausgebrochenen Revolution mit ihrem Vetter Cäsar (s.d. Folg.) einen lithäuschen Aufstand zu Gunsten der Polen, errichtete bei Dünaburg ein Jägercorps, das sie während des ganzen Feldzuges mit Auszeichnung führte; als die Russen das Corps zwangen, sich über die preußische Grenze zu flüchten, wollte sie die polnische Sache noch nicht aufgeben, suchte mit ihrem Vetter verkleidet u. zu Fuß durch die von den Russen besetzten Gegenden nach Warschau zu gelangen, starb aber 23. Decbr. 1831 unterwegs; vgl. Straszewicz, E. Plater, sa vie et sa mort, Par. 1834. 13) Graf Cäsar, Vetter der Vor., geb. 1810 in Wilna, nahm Antheil an den Thaten seiner Cousine Emilie, gelangte nach ihrem Tode nach Warschau u. trat als Landbote für Wilna in den Reichstag. Nach Warschaus Fall ging er nach Paris u. wurde dort Präsident der Polnischen Literarischen Gesellschaft. 14) Graf Ladislaus, Bruder des Vorigen, war während der Revolution erst Rozycki's Adjutant, dann beim Reichstag Landbote für Wileika, gründete 1830 zu Paris das Journal Le Polonais, redigirte es drei Jahre lang u. veranlaßte die Adresse, welche zu Gunsten der Polen 1832 dem britischen Parlamente übergeben wurde. 15) Graf Michael, geb. 1812, schrieb 1823 als Gymnasiast zu Wilna auf eine Tafel: Es lebe die Verfassung vom 3. Mai! was viele lithauische Familien Verfolgungen aussetzte; er selbst mußte bis 1831 als Soldat im russischen Heer dienen.

II. Die Samogitische Linie: Stifter: 16) Wilhelm, Bruder von P. 1), st. 1664; dessen Enkel: 17) Johann, Sohn des Landnotarius von Livland Daniel Gotthard, war 1735 Wojwode von Livland u. mit Helene geb. Fürstin Oginski vermählt; seine beiden Enkel Anton (st. 1828) u. Georg, Söhne des Woyski von Livland u. Marschalls des geistlichen Tribunals Wilhelm, welcher die Grafschaft Dombrová in Volhynien erkaufte, gründeten der Reihe nach die beiden noch blühenden Äste dieser Linie: A) Ast zu Dombrowain Volhynien, dessen Chef ist: 18) Graf Constantin, Enkel des Stifters dieses Astes u. Sohn des 1854 verstorbenen polnischen Capitän Grafen Ignaz, geb. 1827. B) Ast zu Szatnyken u. Szweksnie in Samogitien, dessen Chef ist: 19) Graf Franz, Sohn des verstorbenen Grafen Georg, des Stifters dieses Astes.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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