Marsch [1]

Marsch [1]

Marsch (v. fr.), 1) der Zug mehrer Soldaten zu einem gemeinschaftlichen Ziele. Die Märsche zerfallen nach dem Zweck in Friedens- (Reise-) u. Kriegsmärsche; letztere sind ihrer Richtung nach u. in Bezug auf den Feind Vor-, Rück- od. Seitenmärsche. Der Zeit nach gewöhnliche od. Eilmärsche; letztere zerfallen in angestrengte u. künstlich beschleunigte Märsche, zu denen die Beförderung[919] auf Schiffen, Eisenbahnen, Wagen etc. gehört. Der Ausführung nach unterscheidet man öffentliche u. heimliche Märsche. Im Allgemeinen ist bei allen Märschen streng auf Disciplin zu halten; die Füße der Leute müssen sauber, Schuhwerk, Strümpfe od. Fußlappen ganz u. passend u. das Gepäck so eingerichtet sein, daß die Last gleichmäßig vertheilt ist. Während des Marsches darf nicht gelärmt werden, die Reihen Niemand willkürlich verlassen; man marschirt so breit, als es der Weg gestattet, am meisten in Sectionen, selten mit Rechts- od. Linksum. A) Reisemärsche, Dauer 3 bis 4 Meilen, alle 3 bis 4 Tage ein Ruhe- (Rast-)tag; Halt wird gemacht kurz nach dem Abmarsch, um den Anzug in Stand zu setzen u. nach Zurücklegen der größeren Hälfte des Weges zum Ausruhen (Dauer 1 Stunde). Die Colonnen marschiren mit Abständen, zwischen Bataillonen circa 80 Schritt, zwischen Compagnien circa 20 Schritt; Unteroffiziere u. ein Hornist schließen die Colonnen, Erstere, um das Nachbleiben einzelner Leute zu verhindern, Letzter, um durch Signale die Colonne zu avertiren, wenn die Straße frei gemacht werden muß. Es wird ohne Tritt marschirt, sobald mit Trommel (Abschlag) od. Horn dazu das Signal gegeben ist. Cavallerie marschirt zu Dreien od. Zweien, mit den Gangarten Schritt u. Trab wird abgewechselt; Artillerie u. Fuhrwerk bleibt dicht aufgeschlossen; erst fahren die Geschütze, dann die Pulver-, dann die Packwagen. Die Artilleristen bleiben bei den Geschützen; ein Offizier schließt die Colonne. Eilmärsche, Dauer 5 bis 6 Tage; ohne Ruhetag werden höchstens 2 bis 3 Meilen hintereinander zurückgelegt. Angestrengte Märsche, Dauer 4 bis 5 Meilen; künstlich beschleunigte Märsche durch die Eisenbahnen sind in neuerer Zeit sehr gebräuchlich. Reglements bestimmen das Verhalten der Truppen, für Verpflegung ist bei längerer Fahrt zu sorgen, alle 2 bis 3 Stunden findet ein Halt von 15 Minuten statt. Vgl. Bestimmungen für den Transport der Truppen auf der Eisenbahn, Berlin 1859. B) Bei den Kriegsmärschen sichern die Avant-Arrieregarde, Seitenpatrouillen etc. die marschirende Truppe vor feindlicher Überraschung dadurch, daß sie nach bestimmten Instructionen durchschnittenes Terrain, Dörfer etc. genau durchsuchen. Die Gewehre sind stets geladen u. die Truppe so formirt, daß sie schnell gefechtsbereit ist. Bei heimlichen Märschen marschirt man möglichst still des Nachts od. in der Dämmerung, bewohnte Orte u. gangbare Wege werden vermieden, Landeseinwohner etc. denen man begegnet, werden angehalten u. wie die Boten entlassen, wenn der Zweck des M-es erfüllt ist; 2) der zum Zweck der Bewegungen einer Truppeeingeübte Schritt; dieser M. geschieht: a) zum Einüben im langsamen Schritt, früher Paradeschritt, 75 Schritt in der Minute; b) zu den gewöhnlichen Bewegungen im geschwinden Schritt, 108 bis 112 Schritt auf die Minute; c) zum Parademarsch im Paradeschritt, 116 Schritt in der Minute; d) zu den Bayonnetattaken etc. im Sturmschritt, 120 Schritt in der Minute. Diese Tempos haben alle Armeen mit geringen Abweichungen angenommen. Zur Beschleunigung des M-es dient der Laufschritt (Pas gymnastique), mit dem in der Minute 150 bis 160 Schritt zurückgelegt werden. In Bezug auf die Directionslinie ist der M. bei formirter Linie Frontalmarsch, aus dem man durch Achtelwendung in den Diagonalmarsch (Ziehen, Schrägmarsch) durch halbe Wendung in den Reihen-, Flankenmarsch übergeht. Bei den Schwenkungen wird die Front verändert dadurch, daß die schwenkende Abtheilung einen theilweisen Kreis um einen Mittelpunkt, meist den stehenbleibenden Flügel, beschreibt. Aus diesen verschiedenen Märschen sind die Evolutionen einer Truppe zusammengesetzt. Der M. selbst erfolgt auf das Commando od. Signal: Marsch worauf der linke Fuß mit gespanntem Knie, auswärts gedrehten, zur Erde gebogenen Fußspitzen lebhaft 2 Fuß 4 Zoll von dem rechten vorwärts gesetzt wird; ruht der linke Fuß, so wird der rechte lebhaft kurz über der Erde vorgestoßen u. niedergesetzt; so wird der M. mit fester Haltung des Oberkörpers u. Kopfes fortgesetzt; 3) Commando, auf welches die vorher beschriebene Bewegung beginnt; 4) das Signal auf dem Horn, auf welches bei der Infanterie im zerstreuten Gefecht vorgegangen wird; 5) das Signal bei der Cavallerie, auf welches dieselbe im Schritt abreitet; 6) das Musikstück, welches von den Tambours, Signalisten, Trompetern od. Hautboisten einer Truppenabtheilung bei dem M. ausgeführt wird. Dasselbe ist entweder Parademarsch od. Geschwindmarsch (Quickmarsch) beim Avanciren. Sturmschritt gibt die Musik nicht an, sondern nur die Trommeln geben in kurzen Schlägen das Tempo. Man hat mehrere Arten von solchen Musikstücken, so: Fest-, Triumph-, Armee-, Krönungsmärsche, von bes. festlichem, brillantem Satze, Trauer-, Todtenmärsche, von wehmüthigem Charakter, meist in Moll gesetzt etc.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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