Regensburg [2]

Regensburg [2]

Regensburg, Hauptstadt des sonstigen baierischen Regenkreises, jetzt des Kreises Oberpfalz u. Regensburg, ehemals Freistadt des Reichs u. Sitz des Reichstages mit Sitz u. Stimme auf der Schwäbischen Bank u. beim Baierischen Kreise; am rechten Ufer der Donau, über welche eine 1091 Fuß lange, 23 Fuß breite Steinbrücke mit 15 Bogen führt (erbaut 1135–46 vom Herzog Heinrich dem Stolzen von Baiern); R. ist der Sitz der Kreisregierung der Oberpfalz, eines Bisthums u. Domcapitels, eines Kreis- u. Stadtgerichts, einer Handelskammer u. eines Hall-, Zoll- u. Oberpostamts; hat 13 katholische Kirchen (darunter die Domkirche, deren Bau 1275 begann, mit zwei unvollendeten Thürmen, den Grabmälern mehrer Bischöfe u. des Fürst-Primas von Dalberg; St. Emmeran, mit dem Grabe des Kaisers Ludwig des Kindes u. des Aventinus u. der Gruftkapelle des Fürsten von Thurn u. Taxis), 3 lutherische Kirchen (Dreieinigkeitskirche), 3 Klöster, einige Armenhäuser, Lazareth, das Rathhaus, in welchem der Reichstag seine Sitzungen hielt (der Reichssaal noch im alten Zustande), mehre Paläste (darunter die neue königliche Villa im Gothischen Style, des Fürsten von Thurn u. Taxis, sonst das Stift St. Emmeran, mit Gemäldesammlung), Gymnasium, Lyceum, Priesterseminar, Gewerbschule, Blindenschule, mehre öffentliche Bibliotheken (königliche u. fürstlich taxissche), Sternwarte, Sammlung von physikalischen u. mathematischen Instrumenten, Botanischer Gesellschaft (vom Professor Hoppe, Graf de Bray u. Duval 1790 gestiftet), Historischer Verein für die Oberpfalz u. R. (s. u. Alterthumsvereine D) d), Theater u. Spatziergänge in den auf den geschleiften Festungswerken entstandenen Anlagen, mit Kepplers Denkmal (errichtet 1817), u. auf den Donauinseln Ober- u. Niederwörth. Unter den industriellen Anstalten sind die baierisch-württembergische privilegirte Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (Schiffwerfte), Gesellschaft für Runkelrübenzuckerfabrikation u. die zur Beförderung der Seidenzucht bemerkenswerth; R. treibt Bierbrauerei u. Branntweinbrennerei, Fabrikation von Porzellan, Leder, Stahl- u. Messingwaaren, Papier, Weingeist, Runkelrübenzucker, Meth etc.; Schifffahrt u. Handel mit Getreide, Salz etc. R. ist durch Eisenbahnen über Amberg mit Nürnberg (Bamberg etc.), über Landshut mit München (Innsbruck etc.) u. über Passau mit Linz (Wien etc.) verbunden. Freimaurerloge: Zu den drei Schlüsseln; 25,900 Ew., worunter 7000 Protestanten. Jenseits der Brücke, an der Mündung des Regen, liegt Stadtamhof (s.d.), zwar eine eigene Stadt, aber eigentlich eine Vorstadt von R. Auf hohem Thalrand der Donau, zwei Stunden unterhalb R., thront die Walhalla (s.d.). –R. bestand schon vor der Niederlassung der Römer, welche hier unter dem Namen Reginum od. Castra regina eine Grenzfestung anlegten, in welcher eine Legion nebst einer Abtheilung Reiter lag; auch gab es in der Stadt, wo viele vornehme Römer wohnten, eine Handelsgesellschaft u. Tempel des Jupiter, Mercur u. der Fortuna redux, auch ein Orakel. 558 wurde R. die Residenz der Herzöge von Baiern. Es wurde von Heinrich dem Finkler belagert, doch durch einen Vertrag mit Herzog Arnulf von Baiern befreit. 954 brannte die Stadt ab. Als Kaiser Friedrich I. 1180 Heinrich den Löwen ächtete u. Otto von Wittelsbach mit Baiern belehnte, wurde R. reichsfrei; doch behielt Baiern mehre Rechte in der Stadt, so den Zoll, den Blutbann etc., gerieth aber darüber mit der Stadt u. selbst mit den Kaisern oft in Streit, wie es denn zwischen Friedrich III. (welcher unter den 65 Reichstagen, die überhaupt in R. abgehalten wurden, 1471 den glänzendsten hielt) u. Herzog Albrecht von Baiern wegen R. fast zum Krieg gekommen wäre, u. erst 1492 kam es unter Maximilian I. zum Vergleich, dem zufolge der Herzog von Baiern die meisten Rechte verlor. 1504 hier Sieg der Baiern über die Pfälzer, wo der Kaiser Maximilian I., auf Seite der Erstern, in Lebensgefahr kam. 1541 wurde dort ein Colloquium zwischen Protestanten (Melanchthon, Bucer, Pistorius) u. Katholiken (Joh. u. Jul. Pflugk) über Gegenstände der Dogmatik gehalten, dessen Folgen das Regensburger Interim (s. Interim 1) a) war; 1542 nahm R. die Augsburger Confession an. 1630 Fürstentag, auf welchem Wallenstein entlassen wurde, s. Deutschland (Gesch.) XI. C) u. Dreißigjähriger Krieg V). 1632 nahm der Kurfürst Maximilian von Baiern R., 1633 Bernhard von Weimar wieder durch Überfall für Schweden, 18. Juli 1634 die Kaiserlichen ein. 1663 kam der Reichstag nach R. u. blieb bis 1806 in dessen Mauern, nur 1713–14 war er wegen der Pest in Augsburg u. 1740–44, während der Kurfürst von Baiern als Karl VII. Kaiser war, in Frankfurt. Am 26. Aug. 1684 hier Waffenstillstand zwischen Frankreich u. den Verbündeten Spaniens. 1703 nahm der Kurfürst von Baiern R. ein, mußte sie aber nach der Schlacht bei Höchstädt 1704 wiederräumen. Die letzte Sitzung der Reichsdeputation am 10. Mai 1803 wurde durch[927] kaiserlichen Beschluß aufgelöst. 1806 wurde mit dem Ende des Deutschen Reichs auch die Reichsfreiheit R-s aufgehoben, u. die Stadt kam nun an den Fürst-Primas, 1810 aber an Baiern. Bei den Gefechten bei Abensberg, Eckmühl u. R. wurde R. zweimal von den Österreichern u. Franzosen am 19. u. 23. April erstürmt, welche zusammen auch den Namen Schlacht von R. führen, s. u. Österreichischer Krieg von 1809 S. 489. Merkwürdig ist R., weil dort vor der Säcularisation von 1803 außer dem Stadtrath der freien Reichsstadt, vier Reichsstände ihren Sitz hatten, nämlich der Bischof von R., der Abt zu St. Emmeran u. die beiden Äbtissinnen von Ober- u. Niedermünster, letztere Stifter wurden 1803 sämmtlich säcularisirt. Vgl. Gemeiner, Reichstadt Regensburgische Chronik, Regensb. 1800–24, 4 Bde.; Ertl, Denk- u. Sehenswürdigkeiten von R., ebd. 1842.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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