Rudolf

Rudolf

Rudolf, deutscher Vorname, bedeutet der mit Rath Helfende, der Rathgeber. I. Deutsche Kaiser: 1) R. von Schwaben, Sohn des Grafen Kuno von Rheinfelden, erhielt 1058, nach dem Tode Otto's von Schweinfurt, von seinem Schwager, dem Kaiser Heinrich IV., das Herzogthum Schwaben; er stand in den Kämpfen zwischen dem Kaiser u. den Sachsen Anfangs auf der Seite des Ersteren, zerfiel aber nachher mit demselben u. lenkte daher die Blicke der Feinde Heinrichs auf sich, welche ihn schon 1073 zum Gegenkaiser wählen wollten, was er aber ablehnte. 1075 versöhnte sich R. wieder mit Heinrich u. kämpfte auf seiner Seite 13. Juni in der Schlacht an der Unstrut gegen die Sachsen; allein als es bekannt wurde, daß der Kaiser vom Papste in den Bann gethan worden sei, schloß sich R. wieder den Unzufriedenen an, welche 1076 auf der Fürstenversammlung zu Tribur dem Kaiser aufgaben binnen Jahresfrist sich mit dem Papste auszusöhnen. Obgleich nun Heinrich nach Italien ging u. wirklich vom Bann losgesprochen wurde, so benutzten doch die Fürsten seine Abwesenheit, ihn 15. März 1077 in Forchheim abzusetzen u. R. an seiner Stelle zum König zu wählen. R. kämpfte nun 3 Jahre mit Heinrich um die Krone (s.u. Deutschland S. 32), bis er bei Mölsen den 15. Oct. 1080 die rechte Hand verlor u. eine tödtliche Wunde in den Unterleib bekam, woran er Tags darauf in Merseburg starb, wo im Dom noch sein Grabmal u. die ihm abgehauene Hand gezeigt wird. R. war seit 1057 vermählt mit Mathilde, Tochter des Kaisers Heinrich III., welche er entführt hatte (st. 1060); dann mit Adelaide, Tochter des Markgrafen Otto von Ivrea, Wittwe des Grafen Amadeus I. von Savoyen (st. 1079). 2) R. I. von Habsburg, ältester Sohn des Grafen Albrecht IV. von Habsburg u. der Hedwig von Kyburg, geb. am 1. Mai 1218, folgte 1236 seinem Pathen, dem Kaiser Friedrich II., nach Italien u. erhielt dort den Ritterschlag. Nachdem sein Vater 1249 in Palästina gestorben war, erbte er dessen Theil der Grafschaft Habsburg in der Schweiz, während sein Oheim, der Graf von Habsburg-Lauternburg, den anderen besaß. Mit ihm u. seinem mütterlichen Oheim, dem Grafen von Kyburg, gerieth nun R. in Fehde, u. Letzter vermachte seinen Besitz dem Bischof von Strasburg. Als Anhänger des Kaisers Friedrich II. kam er 1249 durch Innocenz IV. in den Bann; 1255 zog er mit Ottokar von Böhmen gegen die Preußen; 1257 von Uri, Schwyz u. Unterwalden zum Schirmherrn gewählt, versöhnte er sich mit den Grafen von Habsburg-Lauternburg u. Kyburg, gerieth aber mit dem Bischof von Strasburg über die, diesem als Erbtheil verschriebene Grafschaft Kyburg in Fehde, besiegte als Feldhauptmann der Stadt Strasburg, deren früherer Gegner er gewesen war, den Bischof, nöthigte dessen Nachfolger im Frieden 1266 die Verschreibung herauszugeben u. erhielt nun Kyburg. Wegen Zürich, dessen Schirmherr er seit 1264 war, fehdete er mit Konradin von Schwaben u. Lutold von Regensberg, welcher Zürich unterwerfen wollte, u. zwang Beide zum Frieden. Als er 1273 im Begriff war Basel, wegen eines Streites zwischen den Psitichern u. Sternern (zu welchen letzteren, den Vertriebenen, R. gehörte), zu belagern, kam im September 1273 die Nachricht seiner Wahl zum Kaiser an, worauf [433] Basel sogleich die Thore öffnete. Er wurde 28. Oct. in Aachen gekrönt. Um seine Gegner desto ungestörter bekämpfen zu können, schloß er mit dem Papst Gregor X. ein für die Macht des Papstes sehr günstiges Concordat, worauf er den Herzog Heinrich von Baiern u. in wiederholten Kriegen den König Ottokar von Böhmen zu seiner Huldigung zwang. Von den vom Letzteren abgetretenen Ländern nahm R. Österreich, Steyermark u. Krain für sein Haus in Besitz u. belehnte damit 1283 seinen Sohn Albrecht; dadurch wurde er Gründer des österreichischen Staates. Um das Deutsche Reich erwarb sich R. Verdienste, daß er durch Zurücknahme vieler Güter u. Gerechtsame das kaiserliche Ansehen stärkte, der Gesetzlosigkeit steuerte, Schwaben wieder zum unmittelbaren Reichslande machte, dessen Herzog er selbst wurde; ferner daß er den Landfrieden herstellte, viele Raubburgen zerstörte, Streitigkeiten zwischen Fürsten u. Unterthanen im Reiche schlichtete; dann daß er das Ansehen der Kurfürsten wiederherstellte u. den Kaiser bei seinen Unternehmungen an deren Zustimmung, mittelst der von den Kurfürsten ausgestellten Willebriefe, band. Außerdeutsche Fürsten, welche Reichslehen an sich gerissen hatten od. sich der Lehnspflicht gegen das Reich entziehen wollten, wie den Grafen von Savoyen u. den Grafen von Hochburgund, bekriegte er mit Glück, wogegen er den König Wenzel von Böhmen gegen den Markgrafen Otto von Brandenburg unterstützte; über dieses Alles s. ausführlich u. Deutschland S. 40 s. Er st. 30. Septbr. 1291 in Germersheim u. wurde im Dom zu Speier begraben. Ihm folgte Adolf von Nassau. R. war vermählt seit 1245 mit Gertrude (Anna) von Hohenberg (st. 1281) u. 1284 mit Elisabeth (Agnes), Tochter des Herzogs Hugo IV. von Burgund. Er hatte außer seinen Söhnen Albrecht, Hartmann u. Rudolf noch 6 Töchter: aus erster Ehe Mathilde, Gemahlin des Pfalzgrafen Ludwig; Agnes, Gemahlin des Herzogs Albert II. von Sachsen; Hedwig, Gemahlin des Markgrafen Otto IV. von Brandenburg; die vierte war vor ihm gestorben; aus zweiter Ehe: Judith, Gemahlin des Königs Wenzel von Böhmen, u. Clementia, Gemahlin des Königs Karl von Ungarn. Vgl. S. M. Gerbert, Codex epistol. Rudolphi I., St. Blas. 1772, Fol.; Bodmann, Codex epist. R. I., Lpz. 1806; L. Meister, Kaiser R. I. von Habsburg, Nürnb. 1783; Lichnowsky, Geschichte Kaiser R-s I. u. seiner Ahnen, Wien 1836; F. H. Schönhut, Geschichte R-s von Habsburg, Lpz. 1844, 2 Bde.; Giraud, Histoire de Rod. de H., Par. 1858. 3) R. II., Sohn des Kaisers Maximilian II. u. der Maria von Österreich, Tochter des Kaisers Karl V., geb. 18. Juli 1552 in Wien, wurde am spanischen Hofe unter dem Einfluß der Jesuiten erzogen, 1572 zum König von Ungarn u. 1575 zum König von Böhmen gekrönt u. zum Römischen König ernannt u. folgte 12. Octbr. 1576 seinem Vater als Kaiser. Seine Liebhaberei für schöne Pferde, sowie für die Alchemie u. Astrologie ließen ihn die Regierungsgeschäfte vergessen, an welchen er doch auch Andere sich nicht betheiligen ließ. Unter dem Einfluß der Jesuiten ließ er in seinen Erbländern die Rechte der Protestanten verletzen u. begünstigte in Deutschland allenthalben die Katholiken, weshalb die protestantischen Stände 1608 die Union stifteten; ein Krieg mit den Türken u. die Empörung der Ungarn, gegen welche der unentschlossene Kaiser kein Hülfsmittel wußte, brachte endlich seine Brüder dahin, 1608 den Erzherzog Matthias zum Haupte des Hauses Österreich zu ernennen u. den Kaiser zu nöthigen, Ungarn, Mähren u. Österreich an denselben abzutreten, worauf die Böhmischen Brüder sich 1609 freie Religionsübung durch den Majestätsbrief erzwangen u. der Kaiser auch Böhmen, Schlesien u. 1611 die Lausitz an Matthias abtrat. So endlich aller Erbländer beraubt u. auch von den deutschen Kurfürsten ohne Hülfe gelassen, starb er. 20. Jan. 1612; s. Deutschland (Gesch.) XI. B), Österreich (Gesch.) S. 444, Ungarn (Gesch.) u. Böhmen (Gesch.) VI. Da er in den Sternen gelesen hatte, daß ihm von Verwandten Lebensgefahr drohe, so heirathete er nicht; als Kaiser folgte ihm, sein Bruder Matthias. Vgl. Kurz, Geschichte Österreichs unter Kaiser R., Linz 1821.

II. Könige. A) Von Böhmen: 4) R. der Sanftmüthige, so v.w. Rudolf 31). B) Von Burgund: 5) R. I., Sohn Konrads II. von Auxerre u. später Herzogs von Rhätien; wurde 886 Mitregent seines Vaters u. machte sich nach dem Tode Karls des Dicken unabhängig von der fränkischen Herrschaft, nahm den königlichen Titel an, ließ sich 888 in St. Maurice krönen u. st. 912; s. Burgund (Gesch.) I. C). 6) R. II., Sohn des Vor., folgte seinem Vater noch sehr jung, wurde 924–930 König von Italien (s.d., Gesch. III.) u. erhielt 933 Arelat statt Italien; er st. 937; vermählt war er mit Bertha (von Elsaß). 7) R. III., der Nichtswürdige, Enkel des Vor. u. Sohn Konrads, regierte in Burgund 993–1031, s. Burgund (Gesch.) I. d); er war vermählt erst mit Agiltrude, dann mit Ermengarde. C) Von Frankreich: 8) R. (Raoul), Sohn des Herzogs Richard von Burgund, folgte 922 seinem Vater als Herzog von Burgund u. wurde 923, nach Roberts Tode, gegen Karl den Einfältigen zum König von Frankreich gewählt; er wurde auch nach Karls Tode 929 nach u. nach im ganzen Lande anerkannt u. st. 936; s.u. Burgund II. A) u. Frankreich (Gesch.) III.; seine Gemahlin war Emma (Emine), Tochter seines Vorgängers Robert, von der er keine Kinder hatte.

III. Andere Fürsten. A) Fürsten von Anhalt: 9) R., zweiter Sohn Georgs I. von Anhalt-Dessau; studirte in Mainz u. erhielt 1474 mit seinem Bruder die Regierung, s. Anhalt (Gesch.) II. C) b); 1486 begab er sich an den Hof des römischen Königs Maximilian u. war mit in Brügge, als dort der Aufstand gegen den König ausbrach; er begleitete 1490 den König nach Ungarn, ging, als Maximilian Kaiser geworden war, in dessen Auftrag 1494 nach Rom u. war dann stets als Geheimrath u. Oberststabelmeister in seiner Umgebung; er stillte 1506 die Unruhen in Ungarn, befehligte 1507 die kaiserliche Armee im Geldernschen Kriege, zog 1509 gegen die Venetianer, nahm Cadore, belagerte unter dem Kaiser Padua vergebens u. wurde dort verwundet, nahm dann Vicenza mit mehren Plätzen, wurde aber 1510 in Verona selbst belagert u. starb daselbst 8. September 1510 an Gift; sein Leichnam wurde nachher in Stams in Tyrol u. 1525 in Innsbruck beigesetzt. 10) R., Fürst von Anhalt-Zerbst, Sohn des Fürsten Joachim Ernst, geb. 28. Octbr. 1576, erhielt in der Theilung 1603 Zerbst u. st. 20. Aug. 1621; er war vermählt seit 1605 mit Dorothea Hedwig von Braunschweig-Lüneburg (st. 1609) u. in zweiter Ehe seit 1602 mit Magdalene[434] von Oldenburg u. hatte seinen Sohn aus zweiter Ehe, Johann, zum Nachfolger; s. Anhalt (Gesch.) III. C). B) Grafen u. Markgrafen: a) Zu Baden: 11) R. I., jüngster Sohn Hermanns IV., folgte 1242 mit seinem Bruder Hermann VI. gemeinschaftlich, seit 1248 allein u. st. 1288; s. Baden (Gesch.) III. A); er war vermählt mit Kunigunde von Eberstein. 12) R. II. u. 13) R. III., zweiter u. vierter Sohn des Vor., wurden bei des Vaters Tode 1288 mit Schlössern abgefunden, hatten aber einigen Antheil an der Regierung u. starben jener 1295, vermählt mit Adelaide, verwittweten Gräfin von Straßberg, dieser 1332, vermählt mit Klara von Klingen, beide ohne Söhne, s. ebd. 14) R. IV. od. R. Hesso, Sohn von Hesso, Neffe der Vor., folgte seinem Vater 1317 u. regierte bis 1335; vermählt mit Johanne von Montbeliard. 15) R. V. von Pforzheim, Sohn Hermanns VII., folgte mit Friedrich II. u. Hermann VIII. seinem Vater 1291 u. st. 1348; er war vermählt mit Ludgarde, verwittweten Gräfin von Löwenstein, dann mit der Gräfin Marie von Ettingen. 16) R. VI., Sohn des Vor., folgte mit seinem Bruder Friedrich III. u. starb 1361 kinderlos; vermählt mit Adelaide, Tochter R-s IV. 17) R. VII. der Lange, Neffe des Vor. u. Sohn Friedrichs III., folgte diesem 1353, vereinigte sämmtliche badischen Lande wieder u. erhielt zuerst den Titel Markgraf; er st. 1370; s.u. Baden (Gesch.) III. A) 18) R. VIII., Sohn des Vor., folgte mit seinem Bruder Bernhard 1370 u. st. 1391 kinderlos. b) Von Baden-Hochberg-Sauenberg: 19) R. I., Sohn Heinrichs II., 1300 Stifter dieser Linie; starb 1314. 20) R. II., Sohn des Vor., folgte mit seinem jüngeren Bruder Otto 1326 dem älteren Bruder Heinrich u. st. 1352; er) war vermählt mit Katharina Gräfin von Thierstein. 21) R. III., Sohn des Vor., folgte seinem Vater unter Vormundschaft seines Oheims Otto, vereinigte nach dessen Tode 1384 die ganzen Besitzungen der Linie u. st. 1428; vermählt erst mit Adelheid von Lichtenberg, dann mit Anna von Freiburg. 22) R. IV., Sohn Wilhelms, folgte diesem 1441 mit seinem Bruder Hugo, erbte 1457 die Grafschaft Neuschatel u. st. 1487; vermählt mit Margarethe von Vienne; vgl. Baden (Gesch.) III. B) b). C) Herzog von Baiern: 23) R., so v.w. Rudolf 40). D) Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: 24) R. August, Sohn Augusts u. der Dorothea von Anhalt, geb. 1627, regierte von 1666–1704; s. Braunschweig (Gesch.) IV. A). E) Herzog von Burgund: 25) R., s. Rudolf 8). F) Grafen u. Landgrafen von Elsaß: 26) R. I., im 11. Jahrh., s. Elsaß (Gesch.). 27) R. II. der Ältere od. Friedfertige, Sohn Alberts, 1199–1232 Landgraf von Elsaß, s. ebd.; vermählt mit Agnes von Stauffen. 28) R. III. der Stille, Sohn des Vor., folgte 1232 mit seinem Bruder Albert IV. u. st. 1247, s. ebd.; vermählt mit Gertrud von Regensberg. 29) R. IV., so v.w. Rudolf 2). 30) R. V., Sohn des Vor., folgte 1273 seinem Vater, mit seien Brüdern Albrecht u. Hartmann in Elsaß, erhielt dies Land 1283 allein, wofür er seinem Bruder Albrecht Österreich überließ, u. st. 1290 in Prag, s. ebd.; vermählt mit Agnes von Böhmen. 31) R. VI., Sohn des Kaisers Albrecht, folgte 1299 mit seinem Bruder Friedrich I. in Elsaß, wurde 1307 König von Böhmen, starb aber schon in demelben Jahre, s. Böhmen (Gesch.) III.; er war vermählt mit Blanca von Frankreich. 32) R. VII. so v.w. Rudolf 38). G) Grafen von Hohenzollern: 33) R. I., im 9. Jahrh., s. Hohenzollern (Gesch.). 34) R. II., Sohn Friedrichs III., regierte 1165–1210, s. ebd. H) Herzog von Lothringen: 35) R., Sohn Friedrichs IV. u. der Isabella von Österreich; folgte seinem Vater 1328 bis 1346, s. Lothringen (Gesch.); vermählt mit Gräfin Eleonore von Bar (st. 1332), dann mit Maria von Blois. I) Markgrafen von Nordsachsen od. Stade: 36) R. I. von Stade, um 1100, s.u. Brandenburg (Gesch.) II. 37) R. II., bis 1142, s. ebd. III. K) Herzog von Österreich: 38) R. der Verständige od. der Geistreiche, Sohn Albrechts II., folgte diesem 1339 in Elsaß (s.d., Gesch.) u. 1358 in Österreich, erhielt 1361 Tyrol u. 1364 Görz u. Gradiska, stiftete 1361 die Universität Wien, legte den Grund zu dem Stephansthurm u. st. 1365, s. Österreich (Gesch.) S. 442. Er war vermählt mit Katharina von Luxemburg. L) Graf von Ostfriesland: 39) R. Christian, Sohn Ennos III., reg. 1625–29, s.u. Ostfriesland. M) Kurfürsten von der Pfalz: 40) R. I. der Stammler, Sohn Ludwigs des Strengen, geb. 1274, folgte seinem Vater 1294 mit seinem Bruder Ludwig u. erhielt die Pfalz u. Oberbaiern; später war Ludwig mit der Theilung unzufrieden, woraus sich eine Feindschaft zwischen den Brüdern entspann; R. floh nach England u. später nach Mähren, wo er 1319 starb, s.u. Pfalz S. 928. Er war vermählt mit Mathilde, Tochter des Kaisers Adolf von Nassau (st. 1315) u. in zweiter Ehe mit Mathilde, Tochter des Königs Eduard I. von England. 41) R. II. der Blinde, Sohn des Vor., geb. 1309, mußte mit seinem Vater nach England fliehen, kehrte aber nach dessen Tode 1319 zurück, regierte mit seinen Brüdern gemeinschaftlich unter der Vormundschaft seines Oheims, Johann von Nassau, u. st. 1353, s. ebd. Er war vermählt mir Anna, Tochter des Herzogs Otto von Kärnten. N) Herzöge u. Kurfürsten von Sachsen (Askanischer Linie): 42) R. I., Sohn Albrechts II., wurde 1290 Graf von Brehna u. Wettin, 1298 (1309) Herzog von Sachsen u. starb 1356 in Wittenberg, s. Sachsen (Gesch.). Er war vermählt mit Judith von Brandenburg (st. 1326), dann mit Kunigunde von Polen (st. 1333) u. zuletzt mit Gräfin Agnes von Lindau. 43) R. II., Sohn der Vor., kämpfte die Kriege Philipps des Schönen gegen England mit u. folgte seinem Vater 1356 in der Kur; er st. 1370; vermählt mit der Gräfin Elisabeth von Ruppin u. Lindau. 44) R. III., Enkel des Vor., Sohn Wenzels, folgte diesem 1388 u. st. 1419, s. ebd.; er war vermählt mit der Markgräfin Anna von Meißen (st. 1395) u. 1396 mit Barba von Schlesien-Liegnitz (st. 1435). O) Herzog von Schlesien: 45) R., Sohn Johanns von Sagan, folgte seinem Vater mit drei Brüdern, fiel aber 1444 gegen die Polen, s.u. Schlesien (Gesch.). P) Herzog von Schwaben: 46) R., s. Rudolf 1).

IV. Erzbischöfe u. Bischöfe: A) Haberstadt: 47) R., Bischofvon 1133–91. B) Von Magdeburg: 48) R. von Dingelstädt, Erzbischof von 1252–60. C) Von Olmütz: 49) R., jüngster Sohn des Kaisers Leopold II., geb. 7. Jan. 1788, wurde 1919 Cardinalpriester u. Erzbischof von Olmütz u. st. 23. Juli 1831. Ihm wurde in Ischl, wo er viel zur Verschönerung des Bades gethan[435] hatte, 1840 ein Denkmal gesetzt. V. Dichter: 50) R. von Ems, benannt nach Ems od. Hohenems im rhätischen Rheinthal in der Schweiz, ein Dienstmann der Grafen von Montfort, einer der namhaftesten deutschen epischen Dichter des 13. Jahrh., unter denen er sich durch seine Gelehrsamkeit auszeichnete, indem er der Französischen u. der Lateinischen Sprache kundig u. in den Werken der gleichzeitigen deutschen Dichter ungemein belesen war. Obgleich seine dichterische Begabung nur mäßig war, so bildete er sich doch an den großen Mustern seiner Zeit, namentlich Gottfried von Strasburg, u. hatte sich eine große Fertigkeit u. Gewandtheit im poetischen Ausdruck erworben. Seine frühesten Werke, Gedichte weltlichen Inhalts, sind verloren gegangen, ebenso seine Legende Eustachius u. sein Buch von Troja. Das älteste u. zugleich vorzüglichste unter seinen erhaltenen Dichtwerken ist Der gute Gerhard (herausgeg. von Haupt, Lpz. 1840), welcher jedenfalls bald nach 1219 gedichtet ist. Demselben folgte Baarlam u. Josaphat, welches zwischen 1220 u. 1223 fällt (herausgeg. von Köpke, Königsb. 1818, von Franz Pfeiffer, Lpz. 1843); ferner der Wilhelm von Orlens (von 1241), wahrscheinlich eine romanhafte Gestaltung der Geschichte von Wilhelm dem Eroberer, obgleich in der Dichtung die Geschichte eines Fürsten von Brabant u. Ahnherrn Gottfrieds von Bouillon, welcher im Turnier u. Kriege die Königstochter von England erwirbt, erzählt wird (bis auf einzelne Bruchstücke noch ungedruckt; eine abkürzende, gereimte Umarbeitung erschien 1491 in Strasburg); Alexander, eine Dichtung nach Curtius, die auf 10 Bücher u. etwa 50,000 Verse angelegt war, aber vielleicht von dem Dichter selbst unvollendet gelassen wurde; von demselben haben sich nur sechs Bücher in einer einzigen Handschrift erhalten, doch sind dieselben noch ungedruckt; Weltchronik, welche er im Auftrage Kaiser Konrads IV. nach Anleitung der Bibel u. der Historia scholastica des Petrus Comestor begann u. bis auf Salomo's Tod führte, aber nicht vollenden konnte, da er um 1250 in Italien starb. Dieses Werk wurde durch mehre Überarbeitungen u. Fortsetzungen verunstaltet u. in dieser verderbten Gestalt herausgegeben von G. Schütze (Die historischen Bücher des Alten Testaments, Hamb. 1779–81, 2 Bde.); vgl. Vilmar, Die zwei Recensionen u. die Handschriftenfamilien der Weltchronik R-s von Ems, Marb. 1839. Ob R. auch lyrische Gedichte verfaßt habe, wissen wir nicht, nur mit Unrecht sind ihm die erhaltenen Minnelieder eines andern Dichters, R-s des Schreibers, von v. d. Hagen (Minnesinger, Bd. 4) zugeschrieben worden. 51) R., Graf von Neuenburg (in der Schweiz), ein Minnesinger des 13. Jahrh., welcher zu den wenigen deutschen Lyrikern gehört, welche lyrische Poesien romanischer Dichter nur übertragen haben; die von ihm erhaltenen Lieder (v. d. Hagen, Minnesinger), sind größtentheils nur Nachahmungen des provenzalischen Troubadours Folquet von Marseille. Vgl. Bartsch, Über den Grafen R. von Neuenburg, in Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum, 1866, Bd. 11, S. 145 ff. 52) R. von Rothenburg, vielleicht ein Schweizer, Minnesinger um die Mitte des 13. Jahrh., welcher bes. als Leichdichter berühmt war; das Erhaltene inv. d. Hagens Minnesingern. 53) R. (Graf), ein erzählendes Gedicht, welches von einem Unbekannten um 1170–73 verfaßt wurde, nur in Bruchstücken vorhanden ist u. in Bezug auf seinen Stoff in nächster Beziehung zur Geschichte der Kreuzzüge u. der christlichen Herrschaft in Palästina steht. Der Name wurde dem Gedicht von dessen Herausgeber W. Grimm (Gött. 1828, 2. Aufl. ebd. 1844) beigelegt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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