Salicylsäure

Salicylsäure

Salicylsäure (Salicoylsäure, Spiroylsäure), C14H4O4 + 2HO, kommt in dem Öl der Gaultheria procumbens, an Methyloxyd gebunden, vor; bildet sich aus dem Spiräaöl (Salicylaldehyd) durch Aufnahme von 2 Atomen Sauerstoff. Man stellt sie durch Erhitzen des Spiräaöles mit Ätzkali, Lösen der Masse in wenig Wasser u. Fällen mit Salzsäure dar, auch durch Zersetzung von Indigo, Salicin u. Tonkastearopten mit Kalihydrat kann sie erhalten werden. Aus dem Gaultheriaöl gewinnt man sie, indem man dasselbe mit concentrirter Kalilauge bei 45° erhitzt; es entweicht Methyloxydhydrat (Holzgeist), während salicylsaures Kali zurückbleibt, welches durch Schwefelsäure od. Salzsäure zersetzt wird. Aus dem Salicin erhält man die S., indem man in geschmolzenes Kalihydrat Salicin einträgt; die Masse wird braun u. entwickelt reichlich Wasserstoffgas, nach dem Erkalten ist sie wieder farblos geworden, sie wird in Wasser gelöst u. mit Salzsäure übersättigt, worauf sich die S. in der Kälte ausscheidet; sie wird durch Umkrystallisiren gereinigt. Sie krystallisirt aus der wässerigen Lösung in langen, der Benzoësäure ähnlichen Nadeln, aus der alkoholischen Lösung in schiefen, vierseitigen Prismen; in kaltem Wasser löst sie sich nur wenig, leichter in heißem, am besten in Äther u. Alkohol. Sie ist von süßlich reizendem Geschmack, geruchlos, ihre Lösung reagirt stark sauer. Sie schmilzt bei 150°u. sublimirt bei höherer Temperatur unzersetzt. Durch Salpetersäure wird sie in Nitrosalicylsäure, durch kochende rauchende Salpetersäure in Pikrinsäure verwandelt. Mit Eisenoxydsalzen zusammengebracht, gibt sie eine charakteristisch violette Färbung. Wird die S. schnell erhitzt, so zerfällt sie in Phenylsäure u. in Kohlensäure; auf gleiche Weise zersetzen sich auch die salicylsauren Alkalien, wenn sie der trockenen Destillation unterworfen werden. Wird sie mit verdünnter Schwefelsäure u. Braunstein destillirt, so bildet sich Ameisensäure. Der Dampf von wasserfreier Schwefelsäure gibt mit S. eine gummiartige, in Wasser lösliche Masse, die Sulfosalicylsäure, welche mit den meisten Basen lösliche Salze bildet. Die S. ist eine zweibasische Säure, sie liefert neben neutralen Äthersalzen auch Athersäuren u. eine Amidsäure. Mit den Alkalien, Magnesia u. Zinkoxyd gibt sie leicht lösliche, mit Bleioxyd, Kupferoxyd u. Silberoxyd schwer lösliche Salze. Salicylsaure Salze: a) Salicylsaures Amyloxyd (Amylsalicylsäure, Amylspiroylsäure), C14H4O4 + C10H11O + HO, ist noch hypothetisch, doch ist ein Zersetzungsproduct desselben, das Phenamylol, C22H16O2, bekannt, welches nach Cahours als Amylphenol (Amylphenylige Säure), C12H5(C10H11)O2, betrachtet werden muß u. sich bildet, wenn man Jodamyl auf Phenolkali einwirken läßt; es ist eine farblose helle Flüssigkeit, welche leichter als Wasser ist, angenehm aromatisch riecht u. zwischen 224 u. 225° siedet. Rauchende Salpetersäure greift diesen Körper heftig an u. verwandelt ihn in ein schweres Öl, das beim Behandeln mit einer alkoholischen Lösung von Ammoniumsulfhydrat eine krystallisirbare Base, das Nitrophenamylidin, gibt, welches mit dem Nitranisidin homolog ist. b) Salicylsaures Ammoniak, C14H4O4 + NH4O + HO, krystallisirt in seidenglänzenden Nadeln u. zerfällt bei der trockenen Destillation in Wasser u. in Salicylamidsäure, eine der Benzaminsäure entsprechende Verbindung. c) Salicylsaures Äthyloxyd (Äthylsalicylsäure, Äthylspiroylsäure), C14H4O4 + C4H5O + HO, wird durch die Methylverbindung aus dem Alkohol dargestellt; ist schwerer als Wasser u. besitzt einen weniger angenehmen Geruch als die Methylverbindung; siedet bei 225°. Wenn man Chlorgas in den bis auf 100° erwärmten Äther leitet, so bildet sich das Substitutionsproduct: C18H8Cl2C6. Rauchende Salpetersäure gibt mit dem salicylsauren Äthyloxyd anilsaures Äthyloxyd; ein Gemisch von rauchender Schwefelsäure[787] u. Salpetersäure dagegen gibt C18H8(2NO4)O6, welche Verbindung aus siedendem Alkohol in gelblich weißen Blättchen krystallisirt. Das salicylsaure Äthyloxyd bildet mit Basen Salze. Wenn vollständig getrockneter äthylsalicylsaurer Baryt der trockenen Destillation unterworfen wird, so bleibt kohlensaurer Baryt zurück, u. man erhält eine farblose aromatische Flüssigkeit, das Phenetol od. Salithol, C16H10O2; es ist leichter als Wasser, siedet bei 172°, ist unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol u. Äther; nach Cahours ist das Phenetol Äthylphenol (Äthylphenylige Säure), C12H5(C4H5)O2. d) Salicylsaures Bleioxyd, C14H4O4, PbO, HO + aq., ist in heißem Wasser löslich u. schießt nach dem Erkalten in seidenartig glänzenden Krystallen aus. e) Salicylsaures Kali, C14H4O4, KO, HO + aq., krystallisirt in farblosen, stark glänzenden, leicht löslichen Krystallen. f) Salicylsaures Methyloxyd (Metylsalicylsäure, Methylspiroylsäure), C14H4O4, C2H3O, HO, ist der Hauptbestandtheil des Gaultheriaöles; man stellt es künstlich dar, indem man 2 Theile Salicylsäure mit 2 Theilen Methyloxydhydrat u. 1 Theil Schwefelsäure destillirt. Es bildet mit Basen Salze; durch Kochen mit Kalilauge zerfällt es u. Salicylsäure u. Holzgeist. g) Salieylsaures Silberoxyd, C14H4O4, AgO, HO, kleine durchsichtige, stark glänzende Krystalle, welche sich in geringer Menge in kochendem Wasser lösen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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