Meise

Meise

Meise (Parus), Gattung aus der Abtheilung der kegelschnäbeligen Singvögel; Schnabel gerade, kurz, stark u. von der Wurzel an nach vorn allmälig verdünnt; Nasenlöcher unter den Federn versteckt; Gefieder seidenartig locker; Flügel mittelmäßig od. kurz, die 4. u. 5. Schwungfeder die längsten; Zehen bis an ihren Ursprung getrennt, die hintere groß u. stark; Aufenthalt im Wald u. Gärten, fressen Samen, Früchte u. Insecten, im Winter bes. Puppen u. Insecteneier, vermehren sich sehr stark, nisten in Baumlöchern od. bauen sehr künstliche, filzartige, beutelförmige Nester, die sie am Schilfe aufhängen od. an Baumstämmen od. zwischen Ästen befestigen. Arten: a) Kohlmeise (Große M., Schwarze M., P. major), über 5 Zoll lang, Kopf schwarz, Schläfe weiß, Genick gelb; in ganz Europa Strichvögel; stark, munter u. boshaft, lockt Pink Pink u. Zizerrh, nistet des Jahres 2 Mal in hohlen Bäumen; wird häufig gegessen, Geschmack nicht unangenehm bitter. Als Vertilger vieler Insecten sollten sie gehegt werden; sie fallen jedoch auch andere kleine Vögel an u. tödten sie, ja in der Gefangenschaft greifen sie sich unter einander sogar selber an, wobei sie besonders gern nach den Augen fahren. b) Bunenmeise (P. ater), mehr als 4 Zoll lang, Kopf schwarz, Rücken aschblau, Brust u. ein Streifen im Nacken weiß, in Europa, Sibirien u. dem nördlichen Amerika, in großen Schwarzwäldern, zieht im Winter in großen Heerden von einem Schwarzwalde zum andern, kommt auch in die Gärten; frißt Nadelholzinsecten (daher sehr nützlich), auch Fichten- u. Kiefersamen. c) Blaumeise (P. coeruleus), 41/2 Zoll lang, oben olivenfarbig, unten gelblich, auf dem Scheitel blau, an den Backen weiß, mit schwarzem Rande; in Europa; nistet auf Stöcken; eßbar, doch etwas bitter. d) Haubenmeise (P. cristatus), 41/2 Zoll lang, oben grau, unten weiß, Kopf mit schwarz u. weißem Federbusch, um den Hals ein schwarzes Halsband. In ganz Europa, bes. in Nadelwäldern, nicht in Heerden, nistet in hohlen Bäumen, Steinritzen etc. e) Sumpfmeise (Graue M., Kleine M., P. palustris), 41/4 Zoll lang, Oberkopf schwarz, Schläfe weiß, oben rothgrau, unten weißlich, Kehle schwarz, Flügel u. Schwanz schwarzgrau; in Europa, Asien in Gärten- u. Laubhölzern, lieber in Büschen als auf Bäumen; brüten in hohlen Bäumen 8–12 weiße, am stumpfen Ende hochroth punktirte Eier aus; wohlschmeckend. f) Lasurmeise (P. cyanus), Schnabel stark, Stirn, Schläfe, ein großer Fleck am Nacken u. alle unteren Theile weiß; Scheitel azurblau, Zügel dunkelblau, sich um den ganzen Kopf herum fortsetzend, Bürzel u. Flügeldeckfedern blau, weiß gemischt, die mittleren Schwanzfedern blau, die meisten mit weißem Saume u. weißer Spitze, der Schwanz lang u. keilförmig. Länge 5 Zoll 6 Linien, bewohnt den Norden von Europa u. Asien, das europäische Rußland, verirrt sich aber auch, jedoch selten, nach Polen u. Norddeutschland. Die folgenden hat man Sumpfmeisen genannt, da sie sich viel im Rohre der Sümpfe aufhalten. Sie bauen sehr künstliche filzartige u. beutelförmige Nester. g) Schwanzmeise (Belzmeise, Langgeschweifte M., P. caudatus), 6 Zoll lang (Schwanz 33/4 Zoll), Schnabel sehr kurz, Scheitel weiß, oben schwarz, matt rosenroth u. weiß gefleckt, unten weiße Flügel u. Schwanz, letzterer mit weißem Fleck; in Europa u. Sibirien, in Bergen, Wäldern; bauen fast walzenrunde, an beiden Enden geschlossene, aber vorn mit einer Öffnung versehene Nester, die sie an Baumstämmen od. zwischen Ästen befestigen, u. mit eben solchen Flechten bekleben, als sich an der Baumrinde befinden, so daß es sich äußerlich nur wenig von dieser unterscheidet, u. so den Raubthieren entgeht. h) Bartmeise (P. biarmicus), 6 Zoll lang, Kopf perlgrau, braungelb, mit 2 dreieckigen, schwarzen, abstehenden Federbärten von fast 1 Zoll Länge, Unterleib weiß, Flügel schwarzbraun, rothbraun gerändert, Schwanz so lang wie der Leib; in Asien, seltner in Deutschland, an Sümpfen; baut von Pflanzenwolle ein beutelförmiges Nest. i) Beutelmeise (P. pendulinus), Schnabel dünn, zugespitzt, Flügel u. Schwanz rothbraun, Stirnbinde schwarz, Rücken grau, Bauch gelblich-roth, in Süd- u. Osteuropa, selten in Deutschland; baut ein künstliches, beutelförmiges, mit Pappelwolle gefüttertes u. einem kurzröhrenförmigen Ausgang nach vorn versehenes, über dem Wasser an einem Zweige aufgehängtes Nest, welches Abergläubige gegen böse Hälse, u. gegen den Blitz an der Thüre aufhängen, aber auch an den Füßen zur Erwärmung u. als Mittel gegen die Gicht tragen. Die M-n zu fangen gelingt vorzüglich um Michaelis, wo sie ihren Strich haben. Dazu gehört der Klobensang, der Leimfang,[91] mit dem Kauze, der Leimheerd u. die Meisensprühe. An einem einzeln stehenden Baum am Rande eines Holzes, bringt man Stangen mit Leimruthen an, lockt die M-n durch Lockvögel u. die Meisenpfeife, eine kleine Pfeife aus Knochen; kommt ein Zug, so wirst man einen Flederwisch, od. schießt einen Fuchsschwanz an einem Bolzen in die Höhe, wodurch die M-n erschreckt in dem Baume Schutz suchen u. sich auf die Leimruthen setzen. Ferner wendet man die Leier, eine mit Leimruthen besteckte Walze, die man in einer M-n huite bald rechts, bald links dreht, an, eine Lockmeise lockt die M-n, welche sich auf die Leier setzen u. mit den Leimruthen herabfallen; ein dichter Zaun od. ein Netz wehrt ihnen zu entkommen. In der Nähe von Klobenhütten bringt man auch den sogen. Meisentanz, ein viereckiges Gestelle, an welchem auf allen Seiten Sprenkel aufgestellt sind, an, eine todte M. an einem Ruhrstock in der Mitte angebracht u. von einer nahen M-n hütte aus als Ruhrvogel durch eine Schnur bewegt, dient die M-n anzulocken. Einzelne M-n fängt man auch in dem, an einem Baume befestigten Meisenkasten (Meisenschlag), einem Kasten mit zufallendem Deckel, welcher mittelst eines Stellholzes, an welches man Kürbiskörner od. geschälte Nüsse befestigt, aufgestellt werden kann.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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