Schaumburg [2]

Schaumburg [2]

Schaumburg, 1) (Schauenburg), eine alte Grafschaft im alten Sachsenlande, welche zu beiden Seiten der Weser den Gau Bückt u. Theile von Asterburg u. Losa zwischen den jetzigen Fürstenthümern Kalenberg u. Minden u. der Grafschaft Lippe u. Ravensberg) begriff u. 1033 vom Kaiser Konrad II. dem Grafen Adolf I. gegeben wurde, welcher das Schloß Schauenburg (Scawenburg) bei Rinteln bauete Sein Enkel Adolf III. wurde nach dem Tode Gottfrieds, Markgrafen der Nordalbingischen Mark, 1106 mit der Grafschaft Holstein u. Stormaren belehnt, u. sein Geschlecht regierte dort 1243–1390 in die Linien Holstein-Kiel u. Holstein-Rendsburg getheilt u. dann wieder vereinigt bis 1459, wo das Haus S. in Holstein im Mannesstamm ausstarb, s. Holstein S. 486 f. In S. selbst, wozu später die Grafschaft Sternberg u. die Herrschaft Gehmen kam, wurde Ernst III. 1619 in den Reichsfürstenstand erhoben. Als das Haus S. 1640 mit dem Fürsten Otto im Mannsstamm erlosch, nahm Otto's Mutter, Gemahlin des Grafen Georg Hermann von S.-Gehmen, einen Theil der schaumburgischen Lande in Besitz u. ernannte ihren Bruder, den Grafen Philipp von der Lippe, als ihren Erben; einen andern Theil, Lauenau u. ein Stück von Hameln, hatte kraft des Vertrags von 1555 der Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg als Lehnsherr besetzt u. behielt denselben nach dem Vertrage von 1647; auch der Landgraf von Hessen-Kassel beanspruchte die ihm lehnspflichtigen Theile der Grafschaft u. ertheilte dieselben dem Grafen Philipp, als er eine hessische Prinzessin heirathete. Im Westfälischen Friedensschluß kam die Sache nochmals zur Sprache, u. in einem neuen Vergleiche erhielt der Graf Philipp die Ämter Stadthagen, Bückeburg, Arensburg, Hagenburg u. einen Theil von Sachsenhagen u. damit Sitz u. Stimme auf der Westfälischen Reichsgrafenbank u. stiftete die Linie S.-Lippe, s. Lippe S. 413; der Landgraf von Hessen aber erhielt den andern Theil von Sachsenhagen u. die Ämter S.u. Rodenberg, welche noch zum Kurfürstenthum Hessen gehören (siehe S. 2) u. nach welcher die in morganatischer Ehe mit dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm vermählte Gertrude Falkenstein (s. unten) genannt wurde. Vgl. Piderit, Geschichte der Grafschaft S., Rinteln 1831; 2) jetzt ein kurhessischer, zur Provinz Niederhessen gehöriger, von derselben nördlich abgesondert liegender Kreis, ein Theil der alten Grafschaft S., 15 QM., zwischen Hannover, Lippe Detmold, Schaumburg Lippe u. dem preußischen Regierungsbezirk Minden; das Land ist gebirgig durch die bewaldete Bergkette der Bückeberge, das Süntel- u. Deistergebirge u. wird von der Weser, der Aue u. Kaspaue bewässert; es bringt Getreide, Obst, Sandstein, Steinkohlen, Salz. Thonschiefer, Kalk, Gyps, Torf. Die Einw. beschäftigen sich mit Bergbau, Eisen., Messing-, Glasfabrikation u. Leineweberei. Der Kreis ist in das Landgericht Rinteln u. die drei Ämter Obernkirchen, Oldendorf u. Rodenberg eingetheilt; Hauptstadt ist Rinteln. Vgl. Avenarius, Statistische Darstellung des Kreises S., Rinteln 1831. 3) Standesherrschaft im Herzogthum Nassau, 14 QM. Die vormalige reichsunmittelbare Herrschaft S. mit Schloß S. an der Lahn gehörte früher dem Hause Limburg, von welchem sie 1279 an das Haus Westerburg u. 1656 durch Kauf an die Gräfin von Holzappel kam; deren Tochter u. Erbin Elisabeth war mit Adolf, einem nachgebornen Sohne des Grafen Ludwig Heinrich von Nassau Dillenburg, vermählt, welcher so die Nebenlinie Nassau-S. stiftete, welche aber bereits 1676 mit ihm im Mannsstamm erlosch; seine jüngste Tochter Charlotte heirathete 1592 den Prinzen Leberecht von Anhalt-Bernburg, u. dessen ältester Sohn Victor erbte nach dem Tode seiner Großmutter Elisabeth 1707 Holzappel u. S., wodurch die paragirte Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym gestiftet wurde. Nachdem Victors Sohn Friedrich 1811 auf Holzappel u. S. zu Gunsten seiner vier Nichten verzichtet hatte, kamen diese. Güter an die älteste derselben, Hermine, welche sie ihrem Gemahl, dem Erzherzog Joseph von Österreich, zubrachte u. sie auf ihren Sohn Erzherzog Stephan vererbte, welcher sie gegenwärtig noch besitzt. 4) Grafschaft im Lande ob der Enns, seit 1572 den Grafen Starhemberg gehörig.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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