Scheibe [1]

Scheibe [1]

Scheibe, 1) ein im Verhältniß zu seiner Länge u. Breite dünner Körper, bes. wenn er rund ist; so Töpfer-, Dreh-, Honig-, Glas-, Salzscheibe; 2) jedes Ziel bei Schießübungen, daher für diese Übungen die Bezeichnung Scheibenschießen. Der Ort, wo die Übungen vorgenommen werden, heißt Scheibenstand (Schießplatz). Die Einrichtung der S. ist je nach den Waffen, mit welchen, u. nach den Entfernungen, auf welche man die Schießübungen halten will, verschieden. Das Material der S. ist meist Holz, doch oft auch Papier od. Pappe, od. Leinwand (auf einen Rahmen von Holz od. Eisen gespannt od. auf Pappe gezogen), bisweilen auch Eisen. Im Gegensatz zu den S-n, welche für gewöhnliche Schießübungen feststehend angebracht sind, spricht man auch von Zieh- (Zug-) S-n, welche in der Bewegung getroffen werden sollen u. welche häufig die Gestalt eines Hirsches u. dergl. haben. Für die Schießübungen mit gezogenen Gewehren u. auf Entfernungen, auf welche ein sicherer Schuß noch möglich ist, gibt man der S. gewöhnlich die Gestalt eines Kreises von etwa 2 Fuß Durchmesser u. theilt die meist weiß angestrichene, in der Mitte mit einem schwarzen Centrum versehene Fläche in eine Anzahl (gewöhnlich 12) concentrischer Kreise, deren numerirte Ringe gleich breit sind u. so gestatten, daß der Zieler (eine Person, welche in der Nähe der S. an einem gesicherten Orte postirt ist, um die einzelnen Schüsse anzuzeigen) mittelst einer Nummer angibt, in welch größerer od. geringerer Entfernung vom Centrum die S. getroffen worden ist. Die höchste Nummer (also gewöhnlich 12) bezeichnet das Centrum, die niedrigste Nummer (1) den Rand der S. Um Irrthümer bei den folgenden Schüssen zu vermeiden, beseitigt der Zieler die Spur jedes Schusses auf der S. entweder durch Aufkleben von Papier od. durch Einschlagen eines Holzpflockes, od. er macht irgend ein leicht bemerkliches Zeichen (vielleicht mit Bleistift) an das Loch jedes Schusses. Wo man eine noch größere Genauigkeit zur Bestimmung des Werthes eines Schusses anwenden will, als es mittelst der Nummern geschehen kann, wird jeder Schuß auf der S. mit einer vom Zieler dazu geschriebenen Nummer versehen u. am Schlusse des Scheibenrennens (d.h. wenn alle betheiligten Schützen ihre Schüsse abgegeben haben) werden mittelst eines Zirkels die dem Centrum zunächst gekommenen Schüsse bestimmt. Ist bei solchen Übungen die S. von Eisen, so wird dieselbe mit einer Farbe überzogen, welche von dem antreffenden Geschosse einen Fleck erhält u. so den Ort erkennen läßt, wo die S. getroffen wurde. Bei den militärischen Schießübungen werden meist viereckige S-n verwendet, welche in ihrer Mitte gewöhnlich ebenfalls ein schwarzes Centrum haben u. von dem Mittelpunkte desselben aus mit concentrischen Kreisen versehen sind; diese S-n sind meist 6 Fuß hoch u. 4 Fuß breit, doch erhalten sie für bessere Schützen, resp. für nähere Entfernungen beim Schießen auch wohl nur eine Breite von 1–2 Fuß (Mannsbreite S.), od. aber für größere Entfernungen auch 8–12 Fuß Breite (Sectionsscheibe), od. für Salvenfeuer auch 24 u. mehr Fuß Breite (Colonnenscheibe). Für die Schießübungen der Artillerie bestehen die S-n, wenn Kanonen angewendet werden sollen, gewöhnlich in Breterwänden von 6–8 Fuß Höhe u. einer Breite, welche je nach der Weite des Schusses wächst, wenn Wurffeuer angewendet werden soll, in einer aus Bretern zusammengefügten, horizontal liegenden Wand. Wenn bei den Schießübungen die Percussionekraft der Geschosse zugleich erprobt werden soll, macht man die S. bei Anwendung von Handwaffen entweder aus 6–12 Zoll starkem Holze, od. man stellt eine Anzahl (vielleicht 8–12) zollstarke Breter hintereinander, od. wenn Geschütze angewendet werden sollen, läßt man das Ziel Erde od. Stein, in neuerer Zeit auch vielfältig starke eiserne Platten sein. 3) (Ziehscheibe), beim Drahtziehen auf der Scheibenziehbank so v.w. Leier 4); 4) so v.w. Rolle, bes. beim Riemenbetrieb, s.d.u. Losrolle; daher auch runde bewegliche Hölzer auf dem Stege eines Schachtes, über welche das Göpelseil in den Schacht geleitet ist; 5) so v.w. Talje; 6) (Scheibenkupfer od. Gerbscheibe), gar gemachtes Kupfer, welches bei der Kupfergewinnung durch Aufsprengen von Wasser erstarrt, so daß es in dünnen Tafeln von dem noch flüssigen Kupfer abgehoben werden kann; diese Arbeit heißt Scheibenreißen 7) rund geschnittene Stücken Kupferblech, aus welchen Kessel getrieben werden; 8) das Zifferblatt an Stundenuhren; 9) am Compaß der Kreis, auf welchem die 24 Stunden verzeichnet sind; 10) der obere runde Theil einer Mauer, auf welchem die schmale Seite eines Mulden- od. Kreuzgewölbes ruht; 11) (Scheibenringe) die beiden kreisrunden Theile, in welchen die Triebstöcke eines Getriebes befestigt sind; 12) ein durchlöcherter Schieber bei der Stampfmühle in der Papierfabrik, s.d., II. B) a) u. b); 13) (Schiffb.), so v.w. Jungfer 4); 14) Werkzeug, womit die auf dem Tuche stehen gebliebenen längeren Haare abgerieben od. glatt gestrichen werden; es besteht aus einem dünnen Bretchen mit zwei Handgriffen, welches auf der einen Seite mit Leim u. seinem Sand überzogen ist; 15) runde Stücken Leder, welche zur Liederung von Pumpenkolben gebraucht werden; 16) (Spinnerei), der erhabene Rand an beiden Enden der Spule; 17) so v.w. Glasgalle; 18) Haufen angefeuchtetes Getreide, welches Malz werden soll; 19) das Hintertheil eines Hirsches; 20) (Bot.), s. Discus; 21) so v.w. Scheibenmuschel.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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