Schwefligsaure Salze

Schwefligsaure Salze

Schwefligsaure Salze, Verbindungen der schwefligen Säure mit Basen; sie gleichen in ihrer Zusammensetzung den kohlensauren Salzen. Die mit alkalischer Basis sind in Wasser löslich u. besitzen einen eigenthümlichen schrumpfenden Geschmack. An der Luft, in feuchtem Zustande od. in Lösung gehen sie leicht in schwefelsaure Salze über; Schwefelsäure u. Salzsäure entwickeln aus ihnen schweflige Säure. Eine Lösung von Zinnchlorür in Salzsäure gibt mit der Auflösung eines S-n S-s Schwefelwasserstoff; Chlorbaryum fällt schwefligsauren Baryt, welcher sich in Salzsäure auflöst. a) Schwefligsaures Ammoniak; das neutrale Salz, H4NO, SO2 + HO, krystallisirt in weißen, seidenglänzenden Nadeln, wenn man Ammoniak u. schweflige Säure im feuchten Zustande in absoluten Alkohol leitet; es ist sehr leicht löslich in Wasser, zerfließt an der Luft; die Lösung reagirt stark alkalisch, beim Erhitzen verliert es Wasser u. Ammoniak u. geht über in das saure Salz H4NO, 2SO2; dasselbe erhält man auch, wenn man feuchtes Schwefligsäuregas u. Ammoniakgas in Äther leitet; es ist ohne Reaction auf Pflanzenfarben, verwandelt sich an der Luft in schwefelsaures Ammoniak, löst sich leicht in Alkohol. Sättigt man Ammoniakflüssigkeit mit schwefliger Säure, so fällt Alkohol aus der Flüssigkeit eine Krystallmasse von der Zusammensetzung 2(H4NO, SO2) + H3N + 3HO. Trockenes Ammoniakgas u. Schwefligsäuregas vereinigen sich zu einer schmierigen gelbrothen Masse von der Zusammensetzung H3N, 2SO2; dieser Körper wird an der Luft weiß, die wässerige Lösung entfärbt sich unter Abscheidung von Schwefel. Nach Rose ist diese Verbindung Sulfitammon. b) Schwefligsaures Amyloxyd (Schwefligsäure-Amyläther), 2C10H11O, S2O4, entsteht bei der Einwirkung von Halbchlorschwefel auf Amylalkohol; siedet zwischen 210 u. 225°. c) Schwefligsaures Äthyloxyd (Schwefligsaurer Äthyläther), 2C4H5O, S2O4, durch Einwirkung von Halbchlorschwefel auf Alkohol erhalten, ist eine farblose Flüssigkeit von pfefferminzähnlichem Geruch, siedet bei 160° u. zersetzt sich mit Wasser. Das saure schwefligsaure Äthyloxyd (Äthylschweflige Säure, Athyldithionsäure), C4H5O, S2O4, HO, durch Oxydation von Rhodanäthyl mit Salpetersäure erhalten, ist eine farblose, ölige, geruchlose Flüssigkeit, welche sich in Wasser u. Alkohol leicht löst, bildet bei längerem Stehen Krystalle, welche an der Luft zerfließen; mit Basen verbindet sich die Säure zu äthylschwefligsauren Salzen, dieselben sind krystallisirbar, leicht löslich u. zerfließlich; mit Phosphoroxychlorid geben sie Äthylsulfurylchlorid, das Chlorid der äthylschwefligen Säure; dasselbe siedet bei 171° u. ist unlöslich in Wasser; mit Amylalkohol erzeugt es d) Schwefligsaures Äthylamyloxyd (Schwefligsauren Äthylamyläther), C4H5, C10H11, S2O4, ein zwischen 210 u. 225° siedendes Öl, welches an feuchter Luft schweflige Säure entwickelt u. sich färbt, beim Kochen, sowie durch Wasser u. Alkalien wird es zerlegt. e) Schwefligsaurer Baryt, BaO, SO2, durch Fällen von essigsaurem Baryt mit schwefligsaurem Natron erhalten, krystallisirt aus der heißen Lösung in sechsseitigen Prismen; bei Lustabschluß erhitzt gibt es schwefelsauren Baryt u. Schwefelbarium. f) Schwefligsaure Beryllerde, in Wasser leicht löslich; die Lösung zersetzt sich beim Kochen nicht. g) Schwefligsaures Bleioxyd, PbO, SO2, wird als weißer Niederschlag erhalten, wenn man schweflige Säure in eine Lösung von Bleizucker leitet; verliert beim Erhitzen schweflige Säure u. geht in schwefelsaures Bleioxyd, Schwefelblei u. [605] Bleioxyd über. h) Schwefligsaures Cadmiumoxyd, CdO, SO2, krystallisirt beim Verdampfen einer Lösung von kohlensaurem Tadmiumoxyd in schwefliger Säure; ist wasserfrei, oxydirt sich an der Luft, löst sich schwer in Wasser; Alkohol gibt in der Lösung einen voluminösen Niederschlag, welcher sich bei längerem Stehen in Krystalle mit 2 Äquiv. Wasser verwandelt. i) Schwefligsaures Chromoxyd, Cr2O3 3SO2, fällt durch Alkohol aus einer Lösung von feuchtem Chromoxyd in schwefliger Säure als ein grünes Pulver. k) Schwefligsaures Eisenoxyd, Fe2O3, 3SO2. Eisenoxydhydrat löst sich in wässeriger schwefliger Säure zu einer rothen Flüssigkeit, welche sich an der Luft entfärbt, indem schwefelsaures Eisenoxydul entsteht; Alkohol fällt aus der rothen Lösung das Salz 2Fe2O3, 3SO2, welches sich an der Luft zu schwefelsaurem Eisenoxyd oxydirt; beim Kochen der rothen Lösung fällt ein gelber ocherartiger Niederschlag von der Zusammensetzung 3 Fe2O3, SO2 + 7HO. l) Schwefligsaures Eisenoxydul, FeO, SO2, entsteht neben unterschwefligsaurem Eisenoxydul beim Auflösen von metallischem Eisen in wässeriger schwefliger Säure, beim Verdampfen der Flüssigkeit im Vacuum krystallisirt das Salz in blaßgrünen Krystallen mit 3 Äquiv. Wasser, welche sich an der Luft schnell zersetzen. m) Schwefligsaures Kali, KaO, SO2, wird erhalten, indem man Schwefligsäuregas in eine verdünnte Lösung von kohlensaurem Kali leitet; aus der Flüssigkeit krystallisiren leserhombische Octaëder von der Formel KaOSO2 + 2HO; sie sind leicht löslich in Wasser, zerfließen an der Luft etwas, die Lösung reagirt stark alkalisch u. schmeckt bitter. Das saure Salz wird durch Übersättigen einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Kali mit Schwefligsäuregas u. Fällen mit Alkohol gewonnen; es bildet nadelförmige Krystalle von der Zusammensetzung KaO, SO2 + HOSO2, schmeckt unangenehm schweflig u. zersetzt sich an der Luft unter Verlust von schwefliger Säure. Wasserfreies zweifach schwefligsaures Kali, KaO, 2SO2, erhält man, wenn man Schwefligsäuregas in eine warme concentrirte Lösung von kohlensaurem Kali leitet; nach dem Erkalten scheidet es sich als harte körnige Krystalle ab, diese sind in Wasser schwer, in Alkohol sehr wenig löslich, schmecken salzig, verwittern nicht an der Luft. Leitet man Stickoxydgas in eine Auflösung von schwefligsaurem Kali u. Ätzkali, so entsteht nitroschwefligsaures Kali, KaO, SO2, NO2, ein äußerst leicht zersetzbares Salz. n) Schwefligsaurer Kalk, CaO, SO2, durch Fällen von Chlorcalcium mit schwefligsaurem Natron od. Einleiten von Schwefligsäuregas in mit Wasser vermischten kohlensauren Kalk erhalten, enthält 2 Äquiv. Wasser, wird von Wasser schwierig, von schwefliger Säure leicht gelöst; aus der Lösung schießt das Salz in kleinen glänzenden Krystallen an. o) Schwefligsaures Kobaltoxydul, wird beim Erkalten einer heißen Lösung von kohlensaurem Kobaltoxydul in schwefliger Säure in körnigen pfirsichblüthrothen Krystallen von der Formel CoO, SO2 + 5HO. gewonnen; Rammelsberg erhielt Krystalle mit 3 Äquiv. Wasser. p) Schwefligsaures Kupferoxyd u. Schwefligsaures Kupferoxydul bilden ein rubinrothes krystallinisches Doppelsalz von der Zusammensetzung CuO, SO2 + Cu2O, SO2 + 2HO; dasselbe bildet sich beim Zusammentreffen von Kupferoxyd mit wässeriger schwefliger Säure als rothes Pulver od. rothe Krystalle. Wenn eine Lösung van Kupfervitriol mit einem großen Überschuß von schwefligsaurem Ammoniak u. so viel schwefliger Säure versetzt wird, daß kein Niederschlag entsteht, so scheiden sich nach gelindem Erwärmen farblose, stark lichtbrechende Blättchen von schwefligsaurem Kupferoxydulammoniak, 2Cu2O, SO2 + H4NO, SO2 + 2HO; wird dasselbe in Wasser suspendirt u. Schwefligsäuregas durchgeleitet, so färbt es sich mennigroth u. verwandelt sich in ein krystallinisches Pulver von schwefligsaurem Kupferoxydul, Cu2N, SO2 + HO. q) Schwefligsaure Magnesia, MgO, SO2, entsteht, wenn kohlensaure Magnesia in Wasser suspendirt u. schweflige Säure durch die Flüssigkeit geleitet wird; beim Verdampfen erhält man Krystalle von der Zusammensetzung MgO, SO2 + 6HO; dieselben sind in Wasser löslich, verwandeln sich an der Luft in schwefelsaure Magnesia u. verlieren das Wasser erst bei 200° vollständig, wobei zugleich schweflige Säure entweicht. r) Schwefligsaures Manganoxydul, MnO, SO2 + 2HO, ein röthlichweißes Salz, wird durch Digestion von kohlensaurem Manganoxydul mit wässeriger schwefliger Säure erhalten, ist unlöslich in Wasser u. Weingeist, löslich in schwefliger Säure. s) Schwefligsaures Methyloxyd, das neutrale Salz (schwefligsaurer Methyläther), 2C2H3O, S2O4, entsteht bei der Einwirkung von Halbchlorschwefel auf Methylalkohol, ist eine farblose, angenehm riechende Flüssigkeit, welche bei 121° siedet, an der Luft sehr schnell Wasser anzieht u. sich unter Entwickelung von schwefliger Säure zerlegt, beim Vermischen mit viel absolutem Alkohol u. wenig Kali entsteht das Kalisalz der methylschwefligen Säure. t) Schwefligsaures Natron, das neutrale Salz, NaO, SO2, krystallisirt aus einer Lösung von kohlensaurem Natron in schwefliger Säure, welcher man so viel kohlensaures Natron zugesetzt hat, als angewendet wurde, mit 7 Äquiv. Wasser; die Krystalle verlieren an der Luft Wasser u. oxydiren sich, sie lösen sich leicht in Wasser, schwierig in Weingeist; reagiren alkalisch, aus der kochenden wässerigen Lösung scheidet sich wasserfreies Salz ab. Je nach der Temperatur, bei welcher das schwefligsaure Natron krystallisirt, enthält es verschiedene Mengen Wasser. Das saure Salz scheidet sich aus einer mit schwefliger Säure übersättigten Lösung von kohlensaurem Natron in kleinen glänzenden Prismen von der Zusammensetzung NaO SO2 + HOSO2 aus; es reagirt sauer, verwittert leicht u. geht in schwefelsaures Natron über. u) Schwefligsaures Nickeloxydul, NiO, SO2, krystallisirt mit 6 Äqu. Wasser in smaragdgrünen Tetraedern aus einer Lösung von Nickeloxydulhydrat in schwefliger Säure, ist unlöslich in Wasser, löslich in schwefliger Säure; aus der Lösung in Ammoniakflüssigkeit fällt Weingeist schwefligsaures Nickeloxydul-Ammoniak als hellblaues krystallinisches Pulver. v) Schwefligsaures Silberoxyd, AgO, SO2, bildet kleine, weiße, glänzende, luftbeständige Krystallnadeln. w) Schwefligsaurer Strontian, SrO, SO2, durch Zersetzung von Chlorstrontium u. schwefligsaurem Natron erhalten, ein weißer Niederschlag, löst sich in schwefliger Säure; aus dieser Lösung krystallisirt das Salz in krystallinischen Körnern. x) Schwefligsaure Thonerde, bleibt als eine gummiähnliche Masse zurück, wenn die Auflösung von Thonerdehydrat in schwefliger Säure im Vacuum über Schwefelsäure verdampft wird; erhitzt man die Lösung auf 74°, so entwickelt sich schweflige Säure u. es scheidet sich ein basisches Salz von der Formel Al2O3, SO2 +[606] 4HO als weißes Pulver aus. y) Schwefligsaures Uranoxyd, Schwefligsäuregas löst in Wasser suspendirtes zu Uranoxydhydrat zu einer gelben Flüssigkeit auf, aus welcher sich beim Verdunsten kleine, lustbeständige, gelbe Krystalle von der Zusammensetzung U2O3 . SO2 + 4HO abscheiden. z) Schwefligsaures Uranoxydul, ein basisches Salz, 2UO, SO2 + 2HO, fällt als graugrüner Niederschlag beim Vermischen der Lösungen von Uranchlorür u. schwefligsaurem Natron. aa) Schwefligsaures Zinkoxyd, ZnO, SO2, durch Einleiten von schwefliger Säure in Wasser erhalten, in welchem Zinkoxyd suspendirt ist; ist ein schwerlösliches, krystallinisches, wasserhaltiges Pulver, entsteht auch, wenn man schweflige Säure in Wasser leitet, in welchem sich metallisches Zink befindet; die Flüssigkeit wird gelb u. scheidet beim Erwärmen farblose Prismen von schwefligsaurem Zinkoxyd ab. bb) Schwefligsaures Zinnoxydul, ein weißer Niederschlag, welcher beim Vermissen der Lösungen von Zinnchlorür u. schwefligsaurem Natron entsteht. Übergießt man Zinn mit wässeriger schwefliger Säure, so entsteht unter Wasserzersetzung schwefligsaures Zinnoxydul, der Wasserstoff zerlegt aber die schweflige Säure, bildet damit Schwefelwasserstoff u. dieser verbindet sich wieder mit dem gebildeten Zinnoxydul zu Schwefelzinn.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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