Mentha

Mentha

Mentha (M. L.), Pflanzengattung aus der Familie der Labiatae-Mentholdeae-Mentheae. Kelch fünfzähnig, Schlund offen, nicht mit Haaren geschlossen, Blumenkrone trichter-rachenförmig, fast vierspaltig mit gleichen Lappen, nur der obere ausgerandet, in der Röhre keine Haarleiste. Staubfäden von einander entfernt, gerade, nach oben hin auseinandertretend, Staubbeutel gleichlaufend, mit gleichlaufenden Längsritzen aufspringend. Die Blumen aller Arten sind blaßviolett od. lila, dagegen variiren die Arten mit rauhhaarigen u. kahlen, od. filzigen u. kahlen Stängeln u. Blättern, od. auch mit platten od. mit krausen Blättern; M. piperita L. (Pfefferminze), Ähren länglich-walzig, die oberen Deckblätter lanzettlich, Kelchzähne lanzettlich pfriemlich, die des fruchttragenden Kelches gerade vorgestreckt, Röhre gefurcht, Blätter gestielt länglich od. eiförmiglänglich gesägt; in England an feuchten Orten, in Griechenland, an Ufern in Oberbaden, am Klemmbache bei Mühlheim, in Tyrol bei Kufstein, im Laberthale bei Regensburg etc. Sie variirt vorzüglich in folgenden drei Formen: M. pip. Langii, der folgenden ähnlich, aber Stängel, Blattstiele, Unterseite der Blätter, Blüthenstiele u. Kelche sind rauhhaarig u. die Oberseite der Blätter zerstreut behaart. Diese Varietät ist synonym mit M. Langii Steud., M. pyramidalis Tenor. u. M. suavis Guss.; M. pip. officinalis, kahl, der Stängel nebst den Blättern unterseits mit kurzen angedrückten Haaren weitläufig besetzt, synonym mit M. glabrata Vahl. (diese Varietät ist die als Arzneipflanze häufig cultivirte u. in Apotheken geführte). M. piper. crispa, genau wie vorige, aber die Blätter sind eirund, blasigrunzelig, am Rande kraus u. eingeschnitten gezähnt. mit lanzettlänglich, zugespitzten Zähnen; die Ähren dieser nur cultivirt vorkommenden Varietät gleichen ganz der von M. piperita. Von dieser Varietät werden in den Apotheken geführt: die vor od. während der Blüthe abgeschnittenen, mit Blättern u. Blüthen getrockneten ganzen Stängel (Herba menthae crispae), von starkem, balsamischem, eigenthümlichem Geruch u. bitterlich gewürzhaftem, Anfangs brennendem, dann kühlendem Geschmack, reich an ätherischem Öl u. bittern gummiharzigen Theilen, nerven- u. magenstärkendes, auch carminatives Mittel, innerlich im Theeaufguß u. als Pulver, äußerlich in Umschlägen, Bähungen, Bädern, Klystieren u. Kräutersäckchen im Gebrauch; auch wird daraus Krauseminzeöl (s.d.) gewonnen. Die cultivirte (officinelle) Pflanze hat horizontalkriechende, an den Gliedern wurzelnde Wurzeln, 1–2 Fuß hohe, einfache od. ästige, viereckige, wenig[138] behaarte, meist violett angelaufene Stängel, gestielte, ovallanzettförmige, spitzige, zum Theil ungleich u. scharf gesägte, oben glatte, hochgrüne, unten bes. an den Nerven wenig behaarte Blätter, in unterbrochenen, aus Quirlen bestehenden Ähren, stehenden, blaß violetten Blüthen. Die wilde, od. verwilderte Pflanze ist höher, ästiger, schwarzgrün, rauhhaarig, schwächer an Geruch u. Kräften. Officinell ist das, kurz vor dem Blühen gesammelte, von Stängeln befreite Kraut (Herba menthae pip.), von starkem, eigenthümlich angenehmem, beim Trocknen kräftiger werdendem, anhaltendem Geruch, campherartigem, angenehm gewürzhaftem, Anfangs brennendem, dann anhaltend kühlendem Geschmack. Es wird in Pulverform, in Theeaufguß, auch als Zusatz zu stärkenden, zertheilenden Species, äußerlich als analeptisches, krampfstillendes, carminatives, magenstärkendes Mittel angewendet. Präparate sind: das Pfefferminzöl (Oleum menthae pip.), durch Destillation des Krautes mit Wasser gewonnen, jetzt häufig sehr schön aus Amerika bezogen, wasserhell, gelblich od. grünlich, mit der Zeit dunkler werdend, dünnflüssig, von intensivem Geruch u. Geschmack der Pflanze, setzt schwierig od. gar nicht Stearopten ab, das amerikanische jedoch mehr, besteht nach Blanchet aus 79,63 C, 11,25 H, 9,12 O; spec. Gew. = 0,902 bis 0,91 (vgl. Meuthen). Es röthet Lackmus nicht, löst Jod schnell auf, löst sich in Weingeist, Äther, ätherischen u. fetten Ölen, u. in geringer Menge in Wasser; wird innerlich in Weingeist, od. Äther gelöst, am häufigsten aber mit Zucker abgerieben als Elaeosacharum menthae pip., auch als Pfefferminzkügelchen (Rotulae menth. p.) angewendet. Letztere werden so bereitet, daß man Zucker in Wasser durch Kochen auflöst, Pfefferminzöl zusetzt u. die breiartige dicke Masse schnell rotulirt, od. noch einfacher dadurch, daß man Zuckerkügelchen (Rotulae sachari) in einem großen Gefäße mit Pfefferminzöl (in Äther gelöst) schüttelt. M. rotundifolia L., in Deutschland, z.B. bei Halle, im Rhein- u. Mainthale, häufiger aber im südlichen Europa an Gewässern, mit ungestielten, ovalherzförmigen, stumpf abgerundeten, schwachsägeförmig gekerbten, ungleichen. auf beiden Seiten kurzbehaarten, unten mehr weißlich filzigen Blättern, unten unterbrochenen walzlichen Blüthenähren, behaarten Kelchen u. Blumenstielen, lanzettförmig borstigen, filzigen Deckblättern. Sie variirt sehr u. als Abart unter dieselbe gehört M. Lamarkii Tenore in Neapel, welche in Italien u. Südfrankreich als Krauseminze officinell ist u.a. M. sylvestris (Roß- od. Waldminze, Wilder Balsam), häufig an feuchten Orten, mit herzförmigen, ei- od. lanzettförmigen kurzgestielten mehr od. weniger, bes. unten weißfilzig behaarten, oben mehr glatten Blättern, endständigen, unten unterbrochenen Blüthenähren, blaßrothen Corollen, linienförmigen, borstigen Nebenblättern, behaarten Kelchen, ebenfalls sehr variirend, u. mit schmäleren u. breiteren Blättern vorkommend. M. viridis (Römische Minze), an feuchten Stellen im mittleren Europa, nicht sehr gemein, mit lanzettförmig zugespitzten, scharfgesägten, glatten, gesättigt grünen Blättern, endständigen dünnen, unterbrochenen Blüthenähren, borstenartigen Bracteen viel länger als die Blüthen, glatten Kelchen. Officinell als Herba menthae acutae seu romanae, sind die stark aromatisch, eigenthümlich u. von andern Minzenarten verschieden riechenden u. schmeckenden Blätter. Abart: M. crispata Schrad. (Grüne Krauseminze), mit breiteren, wellenförmig krausen Blättern, welche oft als M. crispa in den Officinen vorkommen, u. nach mehren Pharmakopöen als solche gehalten werden dürfen u. m. a. M. aquatica (Wasser-, Fisch-, Rothe Minze), häufig auf feuchten, sumpfigen Orten, bes. auf Torfboden, mit gestielten, eiförmigen, wenig behaarten, hochgrünen auch röthlichen, od. gefleckten Blättern; Blumen in Köpfchen od. entfernten Quirlen, wenig behaarten Kelchen. Officinell sonst das Kraut als Herb. m. rubrae, Balsamum palustre, Sisymbrium officinarum, riecht durchdringend stark, angenehm, zum Theil citronenartig. Sie variirt am meisten unter allen. M. sativa L. (Herzminze, Römische Krauseminze, von den Alten M. sativa prima auch Corona Veneris genannt), mit ästigem liegendem Stängel, von einander entfernten kugeligen Blüthenquirlen, röhrig trichterförmigem Kelche, dreieckig lanzettlich zugespitzten Zähnen, die des Fruchtkelches vorgestreckt, Blätter gestielt, eirund od. elliptisch, gesägt, mit abstehenden Sägezähnen, an Geschmack die Linnéeische Krauseminze (s. ob.) weit übertreffend, sonst als Herba menthae sat. s. cardiacae officinell u. sehr geschätzt u. m. a. M. arvensis (Ackerminze), auf Äckern u. feuchten Orten häufig, mit kurz gestielten, eiförmigen, spitzen, an der Basis ganzrandigen, hochgrünen Blättern, in entfernt achselständigen, dichten, runden Quirlen stehenden Blüthen, haarigen Kelchen, unangenehm, minzenartigriechend, gewürzhaft bitterlich schmeckend, sonst als Herba menthae albae s. pulegii agrests s. calaminthae palustris officinell; variirt ebenfalls sehr, u. mehre der oben nach Nees von Esenbeck angeführten Spielarten, so wie viele andere, werden von Andern zu dieser Art gerechnet. M. Pulegiums. Pulegium vulgare Mill. (Polei, Flöhkraut), häufig auf niedrigen, Überschwemmungen ausgesetzten Orten, hat kleine, gestielte, ovale od. rundliche, schwach gesägte, auch ganzrandige, unten vertieft punktirte, an den Nerven behaarte Blätter, Blüthen in wechselständigen, großen, kugeligen Quirlen, je mit vier verkehrt eiförmigen, nach vorne gesägten Nebenblättern; Kelche nach dem Verblühen mit Haaren verschlossen; riecht stark durchdringend, etwas widrig, schmeckt beißend, gewürzhaft, bitterlich. Das blühende Kraut ist als Herba pulegii regalis officinell, wird wie die Pfefferminze innerlich u. äußerlich, der ausgepreßte Saft gegen Keuchhusten angewendet, soll, in Betten gelegt, die Flöhe vertreiden. Enthält ein ätherisches Öl (Oleum pulegii) von 0,927 specifischem Gewicht, 182 bis 188 Siedepunkt, 79,0 C, 10,9 H, 10,1 O M. tomentella in Griechenland ist mit der Vorigen sehr verwandt, wo nicht blos Abart u. das Pulegium der alten griechischen Arzte dürfte sich auf beide beziehen. M. cervina (Hirschminze), in Südfrankreich, mit kleinen lanzettförmigen, denen des Saturei ähnlichen, fast ganzrandigen, meist glatten, punktirten Blättern, handförmigen getheilten Nebenblättern, glatten Blumenstielen u. Kelchen; stark, angenehm, minzenartig riechend, brennend gewürzhaft schmeckend, sonst als Herba pulegii cervini s. angustifolii officinell.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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