Menzel

Menzel

Menzel, 1) Johann Daniel, geb. 30. Sept. 1698 in Leipzig, entlief seinen Eltern, trat in kursächsische, dann in polnische, russische u. 1740 in österreichische Kriegsdienste, wo er bald, weil er im Österreichischen Erbfolgekriege wichtige Dienste leistete, Generalfeldwachtmeister u. Chef eines ungarischen Husarencorps wurde. Er fiel am 25. Jan. 1744 bei Stockstadt am Rhein. 2) Friedrich Wilhelm, geb. 1726, wurde um 1750 Geheimer Secretär im Cabinet zu Dresden; er verrieth dem dortigen preußischen Gesandten von Maltzan die geheime Correspondenz mit Österreich u. Rußland, um Preußen zu verderben, wurde während der Reise Augusts III. nach Warschau durch den Generallieutenant von Spörken entdeckt, auf der Flucht in Prag festgehalten u. erst nach Brünn u. 1763 auf den Königstein gebracht, wo er bis zu seinem Tode (1796) gefangen gehalten wurde. 3) Karl Adolf, geb. 7. Decbr. 1784 zu Grünberg in Schlesien, wurde 1809 außerordentlicher u. 1814 zweiter Professor u. Prorector am Elisabethanum in Breslau, 1824 Consistorial- u. Schulrath, im April 1855 emeritirt u. st. den 19. Aug. 1855 in Breslau. Er schr.: Topographische Chronik von Breslau, Bresl. 1808; Geschichte S chlesiens, ebd. 1808–10, 3 Bde.; Geschichte der Deutschen, ebd. 1815–23, 8 Bde. (bis Maximilian I.); Neuere Geschichte der Deutschen von der Reformation bis zur Bundesacte, ebd. 1826–48, 14 Bde., 2. A. des 1.–6. Bandes 1854 f.; Geschichte der neuesten Zeit, seit dem Tode Friedrichs II., Berl. 1824, 2 Bde.; Handbuch der neueren französischen Sprache u. Literatur, ebd. 1827, 4. Aufl. 1852; Rinow, Arkonas König (dramatisches Gedicht), Berl. 1840; Zwanzig Jahre preuß. Geschichte, von 1786–1806, Bresl. 1849; Historische Lehrstücke der Religions- u. Staatsthumskunde, 1851; Staats- u. Religionsgeschichte der Königreiche Israel u. Juda, Berl. 1853; auch setzte er mit Kugler Heinels Geschichte des preußischen Staates u. Volkes fort. 4) Wolfgang, geb. 21. Juni 1798 zu Waldenburg in Schlesien, nahm am Feldzug von 1815 Theil, ging 1816 als Turner zu Jahn nach Berlin, studirte seit 1818 in Jena u. Bonn Philosophie u. Geschichte, ging 1820, wegen Demagogie verdächtigt, nach der Schweiz u. wurde Lehrer an der Stadtschule in Aarau, ging 1824 nach Heidelberg u. 1825 nach Stuttgart, wo er 1826–48 (dann wieder seit 1852) das Literaturblatt zum Morgenblatte redigirte; 1832–38 war er Deputirter in der württembergischen Ständekammer. Obgleich dem Liberalismus geneigt, trat er doch nach der Julirevolution entschieden dem französischen Einfluß u. der diesen fördernden Literatur, bes. Börne, entgegen (weshalb Letzter M. der Franzosenfresser schrieb); 1848 u. 1849 war er wieder Mitglied der württembergischen Kammer. Er schr.: Streckverse, Heidelb. 1823; Voß u. die Symbolik, Stuttg. 1825; Geschichte der Deutschen, Zür. 1824–25, 3 Bde., 5. A. Stuttg. 1855 f.; Moosrosen (Taschenbuch), Stuttg. 1826; Die deutsche Literatur, ebd. 1827, 2 Thle., 2. Aufl. 1836, 4 Thle.; Rübezahl, ebd. 1829; Narcissus, ebd. 1830; Taschenbuch der neuesten Geschichte, ebd. 1832 u. 34; Reise nach Österreich, ebd. 1833; Geschichte der Deutschen, ebd. 1834, 4. Aufl. 1843; Geist der Geschichte, ebd. 1835; Reise nach Italien, ebd. 1835; Europa im Jahre 1840, ebd. 1839; Mythologische Forschungen u. Sammlungen, ebd. 1842; Furore (Roman), Lpz. 1851, 2 Bde.; Gesänge der Völker, ebd. 1851; Geschichte Europas von 1789–1815, Stuttg. 1853, 2 Bde.; Christliche Symbolik, Regensb. 1854; Zur deutschen Mythologie, Stuttg. 1855 f.; Die Naturkunde, in christlichem Geiste aufgefaßt, ebd. 1856; Geschichte der letzten 40 Jahre, ebd. 1857, 2 Bde., 2. A. 1859; übersetzte auch mehre lateinische Kirchenlieder ins Deutsche. 5) Oswald, Bruder des Vor., geb. 1801 zu Waldenburg in Schlesien, bezog 1818 die Landwirthschaftliche Akademie in Möglin, studirte 1820 in Breslau, wurde dann Privatsecretär u. Rechnungsführer bei Thaer, überkam hier bald die alleinige Leitung der Schäferei, wurde 1824 Administrator der königlichen Remontedepots zu Friedrichsaue, 1829 Director der Depots diesseits u. 1833 auch jenseits der Weichsel u. zugleich Geh. Kriegsrath u. vortragender Rath im Kriegsministerium. Er schr.: Über die Vollblutsfrage, Berl. 1838. 6) Adolf, geb. 1815 in Breslau, Geschichtszeichner u. Maler; er gab heraus: Des Künstlers Erdenwallen, 1833; Denkwürdigkeiten der brandenburgisch-preußischen Geschichte in 12 Blättern, 1836; Das Vaterunser, 1836; 200 Zeichnungen für Holzschnitt zu der Prachtausgabe von Friedrichs des Großen Werken, 1849; Aus König Friedrichs Zeit, Kriegs- u. Friedenshelden (Holzschnitte von E. Kretzschmar, Text von A. Duncker), Berl. 1854 ff.; auch lieferte er die Illustrationen zu Kuglers Geschichte Friedrichs des Großen, ebd. 1842. Sein erstes Ölgemälde, eine Advocatenconsulirung, ist von 1837.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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