Sindh

Sindh

Sindh, 1) Fluß in Indien, so v.w. Kishenganga; 2) Nichtregulationsprovinz der britisch-indischen Präsidentschaft Bombay, wird im Norden von Beludschistan, dem Daman u. Bhawalpur, im Osten von Dschessalmir u. Marwar, im Süden von Kutsch u. dem Persischen Meer, im Westen von Beludschistan begrenzt u. begreift auf etwa 3000 QM. das Delta u. Flußgebiet des Indus bis an die Mündung des Pendschnad. Das Delta ist durchgängig flacher Anschwemmungsboden: Dammerde, Lehm, Sand, meist baum- u. strauchlos, nur an der Mündung Dschungeln u. östlich des westlichen Armes die Makkalihöhen; oberhalb des Deltas ein meist sehr fruchtbares Marschland zu beiden Seiten des Flusses; weiter ab vom Flusse, wo die Bewässerung nicht hinreicht, nur dürftige Weiden od. selbst öde Wüste. Die Witterung ist trocken u. schwül. Die hauptsächlichsten Bodenerzeugnisse sind Reis, Mais. Weizen, Opium, Hanf u. Flachs, Tabak, Zucker, Baumwolle, Indigo, Melonen, Obst, Datteln,[124] man erntet zweimal im Jahr. Das Thierreich ist bes. durch Kameele, Maulthiere, Esel, Pferde, Schafe u. Ziegen vertreten; von Mineralien ist nur die Gewinnung des Salpeters im Deltalande von einiger Bedeutung. Die Einwohner zählen 1,800,000 Seelen, hauptsächlich Sindier, doch nicht mehr reinen Ursprungs, gemischt mit Dschat u. Beludschen, dunkelbraun, groß u. kräftig, aber zu Müssiggang u. Trunksucht geneigt, sehr sittenlos, feig u. schmutzig; die Frauen haben die Arbeiten zu leisten. Schulbildung fehlt fast ganz. Tracht der Männer: weiße, weite Beinkleider, kurze, enge Jacken od. lange Kaftans, runde Mütze in Form eines umgekehrten abgestutzten Kegels; der Frauen: ein seidenes Unterkleid u. ein Schleier. Der Sindier geht stets bewaffnet mit einer eigenthümlich gebauten Luntenflinte, mit Dolch u. Säbel. Die Häuptlinge tragen größtentheils Schilde. Das Volk lebt meist auf dem Wasser. Der Religion nach bekennen sich 1/5 der Bewohner zum Islam, die Andern sind Brahmanen; neben den Sindiern eine große Anzahl Afghanen u. Beludschen. Sämmtliche Bewohner scheinen nach Familienverbänden zusammengeordnet. Sprache ist das Sindhi. Die Einnahmen der Provinz betrugen 1855 wenig über 1/4 Mill. Pfd. St., eben so viel die Ausgaben. Eingetheilt ist die Provinz in die fünf Districte Schikarpur, Kanduka, Hydrabad, Karratschi u. Tharr. – Früher gehörte das Land zu Indien u. wurde von Alexander dem Großen, Timur, den Ghaznaviden u.a. Eroberern durchzogen. Es kam sodann unter die Herrschaft des Großmoguls u. wurde zu Ende des 17. Jahrh. von dem Familienverbande der Kalora (Nachkommen der Abassiden) in Besitz genommen u. vom Großmogul anerkannt. Im Jahre 1786 wurde diese Familie durch Beludschen, die Talpura, gestürzt; das Land kam unter die drei Herrscher (Emire) Fattah Ali, Sohrab u. Thara, von denen jeder ein besonderes Gebiet regierte. Unter den Nachkommen dieser Emire wurde jeder Theil dann von so viel Einiren beherrscht, als Brüder vorhanden waren. Als die Emire im Jahre 1839 die mit den Briten abgeschlossenen Verträge treulos brachen, entwickelte sich daraus ein Krieg. Der General Charles Napier rückte mit 10,000 Mann in das Gebiet der Emire ein u. verlangte, daß sie sich den Briten unterwerfen u. in die Reihe der britischen Schutzstaaten eintreten sollten. Als sie nicht antworteten, griff er sie Anfangs 1843 an, sprengte ein Fort in die Luft u. zwang so im Februar die Emire zur Unterzeichnung des Vertrags, rückte aber, als er heimliche Verbindungen der Emire mit den Beludschen wahrnahm, vor u. schlug sie den 17. Febr. bei Dubboi entscheidend. Die Emire ergaben sich, wurden kriegsgefangen nach Bombay geschickt u. erhielten Jahrgehalte; ihr Gebiet wurde von den Briten in Besitz genommen u. der Präsidentschaft Bombay zugetheilt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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