Smyrna [2]

Smyrna [2]

Smyrna, 1) (a. Georgr.), Stadt in Lydien, eine der berühmtesten u. blühendsten Städte Kleinasiens, lag an der südwestlichen Küste des Smyrnaischen Meerbusens, dem Flüßchen Meles u. am Fuße u. auf dem Berge Mastusia, regelmäßig u. schön gebaut, mit gutem Hafen u.a. herrlichen Gebäuden, dem Homereion mit Bildsäule Homers (dessen Vaterstadt zu sein S. die meiste Vermuthung für sich hatte) u. einem Tempel der Kybele; da sie keine Cloaken hatte, so waren die Straßen sehr unreinlich; 2) (n. Geogr., Ismir), Hauptstadt des türkischen Ejalets Aydin in Kleinasien, liegt im Hintergrunde der gleichnamigen Bucht u. ist amphitheatralisch um einen Berg gebaut, auf dessen Spitze die Ruinen der alten Burg liegen. Die Stadt hat meist enge Straßen u. zerfällt in die Quartiere für die Franken, Griechen u. Armenier, Türken, Juden; sie ist Sitz des Gouverneurs vom Ejalet, hat 20 Moscheen, katholische, griechische u. armenische Kirchen u. Klöster, mehre Synagogen, ein protestantisches Bethaus, Diakonissenanstalt u. evangelische Schulen, griechisches Collegium, ein von Jesuiten gegründetes Collegium zur Verbreitung der katholischen Kirche, ein deutsches u. ein französisches Hospital, eine Freimaurerloge, 10 Buchdruckereien, 9 Zeitungen, eine lithographische Anstalt, große Kasernen u. Bazars, ist Sitz eines griechischen, armenischen u. katholischen Bischofs u. der Consuln der europäischen Mächte. Seit 1851 befindet sich daselbst auch ein Handelsgericht u. seit 1854 eine Bank. Die Industrie erzeugt namentlich Teppiche, Seiden-, Wollen- u. Baumwollen-, sowie Leder- u. Töpferwaaren. Viel bedeutender ist der Handel. Ausgeführt werden bes. Rosinen, Feigen, Krappwurzel, Opium, Galläpfel, Baumwolle, Wolle, Ziegenfelle, Gummiarten, Süßholz, Olivenöl, Wein, Gerste u. Sesam; eingeführt werden bes. aus Amerika Rum, Mehl, seine Hölzer, aus England [228] Steinkohlen, Kleiderstoffe u. Munition, aus den deutschen Staaten u. der Schweiz Goldfaden, Tuche, Seidenwaaren, Waffen, Spiegel, Wollen- u. Seidenstoffe, Stearinkerzen, aus Frankreich Weine u. Luxusartikel, aus den Niederlanden Colonialwaaren, Butter u. Käse. Der Gesammtumschlag erreichte 1855 die Höhe von mehr als 541 Mill Piaster. Seitdem hat aber der Handelsverkehr abgenommen, da durch die Einführung der Dampfschifffahrten die verschiedenen Punkte Kleinasiens, Syriens u. Ägyptens, für welche früher S. der Stapelplatz war, in unmittelbaren Verkehr mit Europa getreten sind, namentlich der Import ist sehr gesunken, fast auf den Localbedarf. Fast täglich steht S. durch Dampfschiffe in Verbindung mit den Küstenländern des Mittelmeeres; ist auch durch eine Eisenbahn mit Aydin verbunden u. hat Telegraphenverbindung. Die Einwohnerzahl beträgtlmt, mm, wovon die größere Hälfte nicht hammedaner sind. – S., nach der Sage von der Amazone Smyrna, nach And. von Aoliern als Kyme gegründet, deren Führer Theseus sie nach seiner Gemahlin S. benannte. Anfangs gehörte sie zum Äolischen Bunde, durch List bemächtigten sich vor 688 v. Chr. die Jonier derselben, wodurch sie zum Ionischen Bund kam. Nachdem der lydische König Sadyattes die Stadt um 627 v. Chr. eingenommen hatte, wurde sie zerstört, u. erst lange darnach unter Antigonos wurde 20 Stadien von dem alten S. eine neue Stadt (Neu-S., S. nova) an der oben 1) angegebenen Stelle wieder aufgebaut u. von Lysimachos vollendet. Unter den Römern wurde sie der Sitz eines Conventus juridicus, zu welchem der größte Theil Äoliens gehörte. Unter den sieben Städten Kleinasiens, wo sich frühzeitig christliche Gemeinden bildeten, war auch S. Der alte Glanz schwand zwar, da sie durch mehre Erdbeben (bes. 178 od. 180 n. Chr.) viel gelitten hatte, sie wurde aber von Marcus Aurelius wieder hergestellt u. blieb als beträchtlicher Handelsplatz bis in das 11. Jahrh. in den Händen der griechischen Kaiser. 1083 eroberte sie der Seeräuber Tzachas; zwar erhielten sie die Griechen wieder, doch wurde sie ihnen von Neuem durch die Türken abgenommen. Darauf besetzten sie die Rhodiserritter u. gründeten das jetzt noch am Eingang des Hafens bestehende u. die Südseite beherrschende Castell, bis Tamerlan sie 1402 eroberte; unter Muhammed I. kam sie für immer unter türkische Herrschaft, wo sie die reichste u. größte Stadt in Kleinasien ist. 1830 wurde sie von den Ägyptiern besetzt, welche unter den fanatischen, die Christen sehr hassenden Bewohnern strenge Zucht hielten, die Stadt aber 1840 den Türken wieder einräumen mußten. 1845 kamen hier mehrfache Angriffe gegen die Christen, wie schon früher gegen die Juden, vor. 1841, 1843, 1845, 1846 u. 1852 große Feuersbrünste, 1846, 1848 u. 1849 heftige Erderschütterungen, welche großen Schaden anrichteten. 3) Landzunge, welche von der Stadtgegend aus ins Meer sich erstreckt u. die Vorgebirge Kara, Banco- u. Koraki (Kurki) hat; 4) Postort in der Grafschaft Kent des Staates Delaware (Nordamerika), am Duck Creek; 4 Kirchen, Bank, Industrie u. Handel; 3000 Ew.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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