Magie

Magie

Magie, die Kunst, durch geheimnißvolle, übernatürliche Mittel wunderbare Wirkungen hervorzubringen, od. übermenschliche Dinge zu bewirken. Fastbei allen Völkern, nicht blos den rohen u. uncultivirten, sondern auch bei sehr cultivirten, findet sich der Glaube an magische Künste. Im Alterthum u. dem Orient' sind es meist die Priester, denen magische Kraft beigelegt u. von welchen die M. geübt wurde, wie die ganze Kunst denn überhaupt ihren Namen, welcher sich bei den Griechen bildete u. von da auf die spätere Zeit gelangte,[700] persischen Priestercaste der Magier (s.d.) führt. Man nehm einestheils an, daß die Gestirne, von Dämonen beherrscht, Einfluß auf den Gang der menschlichen Schicksale hätten, wie dies von der Astrologie (s.d.) gelehrt wurde; anderentheils ging man von dem Glauben aus, daß man vermöge gewisser Formeln (z.B. Abracadabra), Figuren (z.B. Drudenfuß), Ceremonien (Räucherungen, Besprengungen etc.), eine bestimmte Art der Lebensweise geheimnißvoll wirkender Kräfte od. hülfreicher Dämonen sich bemächtigen könne, um dieselben zu zauberhaften Wirkungen zu benutzen. Zu letzteren gehören u.a. die Herrschaft über die Witterung, (das Weitermachen), die verschiedenen Arten der Wahrsagerei (s.d.), z.B. aus den Linien der Hand (s. Chiromantie), den Gesichtszügen der Todten (s. Nekromantie), den Spielkarten (s, Kartenschlagen) etc., das Beschwören der Todten n, abgeschiedener Seelen, das Bezaubern durch den Blick (die Jettatura im Volksglauben der Italiener), die Kunst, Gold zu machen, das Versprechen des Blutes, des Feuers, des Reißens etc., die Wirksamkeit der Amulete u. Talismane, die Kunst, sich unsichtbar zu machen, wie jede beliebige Gestalt anzunehmen, die Macht des Liebeszaubers u. der Liebestränke, die Gewalt über andere Menschen, deren Abbild der Magiker besitzt, die Bereitung allgewaltiger u. das Leben verlängernder Salben, Balsame u. Elixire, die Kunst Diebe zu entdecken, u. vieles Ältliche fällt in das Bereich der M. od. sogenannten Geheimen Wissenschaft Fast bei allen Völkern, welche ein organisirtes Priesterthum besitzen, ist die Lehre von der M. mehr od. minder systematisch ausgebildet worden, wie gegenwärtig z, B. bei den Lamapriestern Tibets u. der Mongolei (s. Lamaismus), im Alterthum bei den Magiern der Chaldäer u. den Priestern der Ägyptier. Von Letzteren wurden alle Krankheiten für, durch M. heilbar nachtet; der Hauptpunkt hierbei war Beschwörung böser Geister durch Formeln, unter Benutzung von Naturstoffen, als Talisman, als Räucherung od. durch Besprengung damit. Die ägyptische Geheimlehre u. um ihr die M. kam durch einzelne Eingeweihte (z.B. Pythagoras) zu den Griechen; durch die platonischen Ideen von dem Zusammenhang der sinnlichen Welt mit einer übersinnlichen erhielten die magischen Lehren eine theoretische Grundlage, welche sich, wenn auch vielfach durch die herrschenden Zeitrichtungen modificirt, bis auf die neuere Zeit herab, selbst in naturwissenschaftlichen Lehrgebäuden behauptete. Unter den Magikern der späteren Griechen zeichnete sich bes. Apollonios von Tyanaaus, durch welchen vornehmlich die M., welche schon damals verpönt war, wieder zu Ehren kam, indem er die wahre, nützliche, durch gute Geister bewirkte Weiße M. von der falschen, schädlichen, der mit Hülfe böser Geister bewirkten Schwarzen M., unterschied. Meist erklärten die Stoiker sich für ihre Zulässigkeit, die Aristoteliker bestritten sie zwar nicht, nahmen aber wenig Notiz von ihr, wogegen die Kyniker u. Epikureer sie ganz für nichtig erklärten. Auch unter den Römern fand die M. allgemeine Verbreitung; der vermeintliche Mißbrauch derselben veranlaßte zwar die schärfsten Verbote, aber magische Heilung galt auch bei ihnen für unbezweifelt. Die meisten Ärzte der, späteren Jahrhunderte geben Formeln dafür, Serenus Sammonicus u.a. das Abracadabra. Mit der griechischen Philosophie ging auch die M. auf die Araber des Mittelalters über; ebenso wurde die M. im christlichen Mittelalter cultivirt. Auch hier wurde Schwarze u. die Weiße M. unterschieden, u. Gebot der christlichen Lehre war, der Zauberei, als Teufelswirkung, sich zu enthalten. Nur in neuerer Zeit begann man den Glaube an M. zu verwerfen, nachdem durch Gassendi, Descartes, Baco, Hobbes, Thomasius u. Arid. der Naturkunde u. Philosophie eine neue, lichte Bahn gebrochen worden war. Vorzüglich war es die Ausbildung der Chemie, welcher man Lehrsätze, die auch für magische Vorgänge ein Erklärungsprincip abzugeben schienen, einfügen zu können glaubte. So entstanden bes. die theosophistisch-chemiatrischen Lehrgebäude, zu denen Theophrasius Paracelsus den Grund legte, u. die van Helmont, N. Fludd, Cardanus, Campanella, Athan. Kircher, später Swedenborg u. die Martinisten (s.d. a.) in verschiedener Weise ausbildeten. Wenn auch Vieles, was man früher in das Gebiet der geheimen Wissenschaft u. der M. zog, jetzt, wo man die Natur u. ihre Gesetze genauer kennt, alles Wunderbare verloren hat (z.B. die Laterna magica), so hält einestheils der Volksglaube noch an vielen magischen Wirkungen (z.B. sympathetische Mittel, Kartenschlagen etc.) fest, während anderntheils namentlich die Lehre vom Thierischen Magnetismus, welche noch in neuester Zeit den Unfug des Tischrückens (s.d.) u. der Klopfgeisterei (s. Geisterklopfen) veranlaßte, in gebildeten Kreisen, ja selbst in wissenschaftlichen Systemen, in großer Ausdehnung Glauben findet, welcher auch von zahllosen Medicastern, Magnetiseuren, Wunderdoktoren u. ähnlichen Betrügern ausgebeutet wird. Vgl. Zauberei.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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