Thüngen [2]

Thüngen [2]

Thüngen, ein altes reichsritterschaftliches u. stiftsfähiges, zum ehemaligen Canton Rhön u. Werra gehöriges Geschlecht, dessen ältestbekannter Stammvater ist: 1) Andreas, welcher 1270 lebte u. mit Sara geb. Wolfskehl von Reichenberg vermählt war. Durch seine Enkel Andreas u. Lutz, Söhne des Dietz, zerfiel das Geschlecht in die beiden nach denselben genannten, noch blühenden Linien: A) Andreas'sche Linie zu Burgsinn, 1700 in den Freiherrnstand erhoben; Stifter: 2) Andreas, welcher 1331 das Schloß Reußenberg im Stifte Würzburg erbaute, mit Elisabeth geb. von Grumbach vermählt war u. 1345 starb; jetziger Chef ist: 3) Freiherr Ludwig, geb. 1794, ist Herr auf Burgsinn, Heßdorf u. Reußenberg u. baierischer Kreis- u. Stadtgerichtsdirector zu Amberg. B) Lutzische Linie, 1768 in den Freiherrnstand erhoben; Stifter: 4) Lutz, Bruder von T. 2); 5) Konrad, wurde 1519 Fürstbischof von Würzburg u. st. 16. Juni 1541; unter ihm verheerte der Bauernkrieg das Erzstift. 6) Graf Hans Karl, geb. 1648; trat früh in lothringische Kriegsdienste u. stieg bis zum Major; er dämpfte 1673 einen Aufstand in Burgund u. befehligte 1674 in Besançon, das er an die Franzosen übergeben mußte. Nach der Schlacht von Seneffe, im Aug. 1674, trat er[560] in die Dienste des Fränkischen Kreises u. befehligte 1676 ein Regiment, wurde 1678 Commandant von Strasburg, führte 1683 als Generalmajor das fränkische Kreiscontingent nach Ungarn u. wohnte der Belagerung von Neuhäusel u. 1685 dem Treffen bei Gran bei, worauf ihn der Kaiser als Generalmajor in der österreichischen Armee anstellte u. 1688 zum Feldmarschalllieutenant ernannte. Als solcher befehligte er in Franken u. vertheidigte Mainz; 1690 nahm ihn der Kurfürst von Mainz als Generalfeldzeugmeister in seine Dienste. Er befehligte 1692 die Reichsarmee, wurde 1694 vom Kaiser in den Freiherrnstand erhoben, 1696 zum Feldmarschall u. nach dem Ryswijker Frieden zum Gouverneur von Philippsburg ernannt. 1702 leitete er die Belagerung von Landau, eroberte 1704 Ulm u. stand dann als zweiter Feldmarschall bei der Reichsarmee, welche er während der öfteren, durch Krankheit verursachten Abwesenheit des Prinzen Ludwig von Baden befehligte. 1708 erhob ihn Kaiser Joseph I. in den Reichsgrafenstand. Er st. 1709 im Lager bei Speier ohne Nachkommen. 7) Freiherr Adolf Siegmund, Neffe des Vor.; trat jung in kaiserliche Kriegsdienste u. zeichnete sich gegen die Türken u. Baiern aus. 1737 eroberte er als Generalmajor Nissa, wurde 1741 Generalfeldzeugmeister, vertrieb 1745 die Franzosen u. Baiern aus der Pfalz u. eroberte Neumark. Er verlor 4. Juni bei Hohenfriedberg ein Bein, wurde gefangen u. st. an demselben Tage. Diese Linie theilte sich durch die beiden Brüder Hans Karl u. Philipp Volpert in zwei Äste: a) Ast zu T. u. Roßbach, dessen gegenwärtiger Chef ist: 8) Freiherr Wilhelm, geb. 1805, Herr auf T. u. Roßbach, lebenslänglicher Reichsrath der Krone Baiern. 9) Freiherr Wolfgang, Bruder des Vor., geb. 1814, ist seit 1859 baierischer Ministerresident in Kassel. b) Ast zu Zeitlofs, jetziger Chef: 9) Freiherr Philipp, geb. 1796, Senior der Familie, Erbküchenmeister des Herzogthums Franken, Herr zu Zeitlofs, Weißenbach u. Höllrich, erblicher Reichsrath der Krone Baiern.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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