Thür

Thür

Thür, 1) (Thüröffnung), die Öffnung in einem umschlossenen Raume od. Behältnisse, durch welche man in denselben gelangen u. welche mit einem beweglichen, meist aufrecht stehenden flächenartigen Körper geschlossen werden kann; 2) (Thürflügel), der die Thüröffnung verschließende Körper. Man unterscheidet die Haupteingangsthüren von den Hinterthüren u. den Seitenthüren, an der Seite eines Gebäudes od. neben der Hauptthür; die größeren Stubenthüren von den Nebenthüren, welche zu Kammern u. Nebengemächern führen. Keller-, Schuppen- u. Gartenthüren etc. werden häufig von Latten od. eisernem Gitterwerk hergestellt. Dicht schließende T-en sind aber aus Bretern od. Pfosten einfach zusammengefügt (Breterthüren), od. sie sind künstlicher zusammengesetzt (gestemmte T-en) u. bestehen aus Rahmstücken, stärkeren Pfosten als Einfassung ringsum u. zur Abtheilung in kleinere Felder, u. der Füllung (s.d. 8), den schwächeren zwischen dem Rahmenholz eingeschobenen u. mit Gliederungen eingefaßten od. mit Schnitzwerk, ausgelegter Arbeit od. Malerei versehenen Bretern. Je nachdem die ganze Thüröffnung durch einen einzigen Flügel geschlossen wird, od. (wie gewöhnlich bei größerer Breite der T.) zwei Flügel gemeinschaftlich den Verschluß bilden, nennt man die T. einflügelig od. zweiflügelig (Doppelthür). Eine häufig vorkommende Art der einflügeligen T-en sind die Kreuzthüren, bei denen der ganze Thürflügel durch in der Mitte sich kreuzende Rahmstücken in vier Felder od. Füllungen getheilt wird. Da, wo man durch die T. zugleich Licht gewinnen will, werden die oberen Füllungen der T-en offen gelassen u. verglast (Glasthüren). Bei zweiflügeligen T-en ist an einem der Flügel an einer Seite eine vortretende Leiste (Schlagleiste od. Beistoß) befestigt, gegen welche der andere Flügel beim Schließen sich anlegt, u. welche zugleich den Schluß der Fuge bewirkt; sind die Flügel nicht von gleicher Breite, so bringt man der Symmetrie wegen zwei Schlagleisten an, von denen die eine am aufgehenden Flügel sich befindet u. nur aufgelegt (blind) ist. Gebrochene T-en, d.h. solche, welche aus zwei, neben od. über einander befindlichen Theilen bestehen, von denen für gewöhnlich blos der eine sich öffnet, wendet man da an, wo zum Öffnen des ganzen Flügels nicht ausreichender Raum vorhanden ist. Die äußere feststehende Umrahmung der Thüröffnung heißt Thürgerüst (s.d.). Den T-en gibt man meist die doppelte Breite zur Höhe, doch dürfen sie nicht niedriger als 3 Ellen sein. Große Doppelthüren macht man 21/2–31/2 Ellen, einfache T-en 11/2–2 Ellen breit; T-en, welche zu Cabinetten führen u. hinter Tapeten versteckt sind, dürfen wenigstens nicht schmäler als 11/4 Elle sein. Bei Thürgerüsten mit Rundbogensturz wird die Höhe des aufgehenden Theils der T., d.h. der Thürflügel, durch den Kämpfer bestimmt, während das Bogenfeld feststehend gemacht u. verglast wird (T-en mit Oberlicht). Auch bei sehr hohen (z.B. Haus-) T-en mit geradenj Sturz od. Stichbogen wird der oberste Theil der Öffnung als Oberlicht benutzt (Fenster). Das horizontale feststehende Holz, welches das feststehende Oberlicht[561] vom aufgehenden Flügel trennt u. letzterem als Anschlag dient, heißt Loos- od. Latteiholz. Über dem Sturze der Hausthüren wird häufig noch ein vorspringendes, aus verschiedenen Gliedern bestehendes Gesimse, das Thürgesimse, od. eine Verdachung angebracht, welche mit den übrigen Verzierungen des Hauses in Übereinstimmung steht. Befindet sich zwischen dieser Verdachung u. dem Sturze noch ein plattes od. verziertes Feld, so heißt dasselbe Fries. An dem Thürgestelle werden die Thürflügel mittels der Thürbänder (s.d. u. Band 2) beweglich befestigt; diese werden an der äußeren Seite der Flügel angenagelt od. eingelassen; sie endigen in ein Öhr u. werden mit diesen auf eiserne, rechtwinklig gebogene Haken (Thürangel, Thürhaken, Thürhaspen) gehängt, welche in das Thürgewände eingeschlagen od. eingekittet sind; der aufrecht stehende Theil des Haspens, um welchen das Thürband sich dreht, heißt Dorn. Bei schweren T-en bekommt der Thürhaken (Stützhaken) eine Verlängerung nach unten u. wird mit dieser an dem Thürgewände befestigt. Bei sehr schweren T-en bringt man am vordern Ende eine kleine Rolle an, mit welcher sich die T. gegen eine Laufschiene stützt, auf welcher die Rolle beim Öffnen der T. hinläuft. Bei einfachen T-en bringt man anstatt der Bänder zwei Zapfen an, welche hinten an der T. oben u. unten über dieselbe vorstehen, unten in einer Pfanne u. oben in einem Halslager laufen u. so die Drehachse für die T. bilden. In eleganteren Wohnräumen u. an feinern Schränken verwendet man nur eingelassene Charnierbänder od. Fischbänder, welche keinen Thürhaken erfordern u. höchstens das Gewinde sehen lassen. An Packhäuser, Speichern etc. ist die T. oft gar nicht an Bändern aufgehängt, sondern sie läuft in einer Art Falz od. Nuth auf Rollen; man wählt diese Einrichtung zur Raumersparniß, da diese T-en gar nicht aufschlagen, sondern zur Seite geschoben werden. Um die T. fest zu verschließen, sind das Thürschloß (s.u. Schloß A) u. der Thürriegel, bei geringeren T-en auch blos Klinken u. Ketteln angebracht. Vgl. Thor. Werden die Thüröffnungen nicht durch Flügel, sondern nur durch Gardinen von schwerem Stoff geschlossen, so nennt man sie Portieren. Bei den alten Griechen wurde die Hausthür (Thyra, od. wenn es Flügelthüren waren, Thyrai) nach Innen zu anfgemacht u. beim Herausgehen zugezogen; verschlossen war sie mit einem hölzernen Querriegel (s.u. Schloß). Die Römer unterschieden Valvae, ganze Flügel, welche nach der Breite in zwei Theile übereinander schlugen, u. Fores, in der Mitte ganz getrennt u. schlugen nach zwei Seiten auf (Bifores); waren sie sehr hoch, so wurden sie auch noch einmal nach der Länge getheilt u. hießen Quadrifores. Die T-en bewegten sich nicht mit Bändern auf Haken, sondern hinten am Thürflügel war ein Holz befestigt, welches oben u. unten mit Erz beschlagen war u. mit diesem Beschlage in ehernen Platten lief, welche in der Schwelle u. in dem Sturze der Thüreinfassung angebracht waren; dies hieß Cardo. Die T-en bei reichen u. vornehmen Leuten waren mit Metall u. allerhand Kunstarbeiten verziert. Außen an der T. waren, wie jetzt noch sehr gewöhnlich in Italien, Klopfer (Marculi, Mallei) befestigt, womit man dem Thürhüter das Zeichen zum Öffnen gab; statt der Klopfer waren an manchen T-en auch Klingeln.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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