Ulrich [1]

Ulrich [1]

Ulrich, deutscher Name, eigentlich Udalrich, der Güterreiche I. Regierende Fürsten: A) Herzöge von Böhmen: 1) s. Udalrich. B) Herzog von Braunschweig: 2) s. Anton 7). C) Herzöge von Kärnten: 3) Sohn Engelberts, reg. 1135–44, s. Kärnten (Gesch.). 4) U. II., Sohn des Herzogs Hermann, regierte von 1181–1201, s. ebd. 5) U. III., Sohn Bernhards, war Herzog über Kärnten, Krain u. Friaul, 1256–69, s. ebd. D) Herzöge von Mecklenburg: a) Von Mecklenburg-Stargard: 6) U. I., Sohn Johanns I., folgte 1399 gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Johann II. u. Albrecht u. st. 1417. 7) U. II., Sohn Heinrichs, folgte seinem Vater 1466 u. st. 1471; mit ihm starb die Stargarder Linie aus; s. Mecklenburg S. 49; b) von Mecklenburg-Güstrow: 8) U., der deutsche Nestor, Sohn Albrechts VI., geb. 1528; folgte 1547 seinem Vater gemeinschaftlich mit seinem Bruder Johann Albrecht, theilte aber 1555 mit demselben u. erhielt Güstrow u. Schwerin; er st. 1603, s. Mecklenburg S. 49. E) Grafen von Ostfriesland: 9) U. I., Sohn Ennos, folgte 1441 seinem Bruder Edzard III. u. st. 1466, s. Ostfriesland S. 498. Er war vermählt seit 1440 mit Folka von Esen, seit 1453 (1454) mit Theda von Lehr. 10) U. II., Sohn Cunos III., geb. 1605, folgte 1628 seinem Bruder Rudolf Christian u. st. 1648, s. ebd.; er war vermahlt 1631 mit der Landgräfin Juliane von Hessen-Darmstadt. F) Herzog von Sachsen-Meiningen: 11) Anton U., s. Anton 15). G) Grafen u. Herzöge von Württemberg: 12) U. I. mit dem Daumen od. der Stifter (weil er das Stift zu Beutelsbach erneuerte), vergrößerte die Macht seines Hauses sehr u. st. 1265, s. Württemberg (Gesch.). Vermählt mit Mathilde von Ochstenstein (st. 1255), dann mit Herzogin Agnes von Liegnitz (st. 1265). 13) U. II., Sohn des Vorigen, folgte 1265 mit seinem Bruder Eberhard I. u. kommt seit 1279 nicht mehr vor; s. ebd. 14) U. III., Neffe von Eberhard I. u. Sohn Ulrichs, des einzigen Sohnes Eberhards I., welcher 1315 starb, folgte seinem Großvater 1325 u. wurde von einem elsasser Edelmann ermordet, s. ebd. Vermählt mit Sophie, Gräfin von Pfirth. 15) U. IV., jüngerer Sohn des Vorigen, regierte mit seinem Bruder Eberhard II. bis 1361, wo er demselben die Regierung allein überließ; st. 1366. Vermählt mit Katharina von Helsenberg. 16) U. V., Sohn Eberhards IV., geb. 1410; stand nach dem Tode seines Vaters 1419 unter Vormundschaft seiner Mutter Henriette von Mümpelgard; bei der Theilung mit seinem Bruder Ludwig 1442 erhielt er das Land unter der Staig, gründete die Nenfensche Linie, residirte zu Stuttgart u. st. 1482, s. ebd. Vermählt mit Margarethe von Arbe, Wittwe des Herzogs Wilhelm von Baiern, seit 1445 mit Elisabeth von Baiern-Landshut (st. 1451), zuletzt mit Margarethe von Savoyen (st. 1480). 17) Herzog U. (VI.), Sohn Heinrichs IV., geb. 1487; trat 1498 die Negierung unter der Vormundschaft mehrer Räche an u. wurde 1503 für mündig erklärt; er vergrößerte als Theilnehmer am Baierisch-Landshutschen Kriege sein Land sehr, drückte aber durch seine Verschwendung seine Unterchanen, weshalb der sogenannte Aufstand des Armen Konrad 1514 ausbrach, in dessen Folge er seinen Unterthanen große Freiheiten gewähren mußte. Weil er 1519 die Reichsstadt Reutlingen in Besitz genommen hatte, so erhob sich der Schwäbische Bund unter Anführung seines eigenen Schwagers, des Herzogs von Baiern, gegen ihn u. vertrieb ihn aus dem Lande, welches ihm erst 1534 der Landgraf von Hessen wieder eroberte. Während seines Aufenthaltes bei dem Landgrafen war er protestantisch geworden; er führte nun die Reformation in Württemberg ein u. trat zum Schmalkaldischen Bunde, mußte sich aber 1517 dem Kaiser zu Heilbronn unterwerfen, welcher sein Land besetzte, u. starb vor Austrag der Sache am 6. Nov. 1550 in Tübingen, s. ebd. Vermählt mit Sabine von Baiern. Lebensbeschreibung von Eisenbach, Tüb. 1754, u. von Heyd, Tüb. 1841–43, 3 Bde.

II. Prinzen. a) Von Braunschweig: 18) Anton U., s. Anton 23). b) Von Dänemark: 19) Sohn des Königs Christian IV., geb. 1611; kämpfte tapfer im Dreißigjährigen Kriege, wurde aber 1633 in Schlesien während eines Waffenstillstandes hinterlistig erschossen; er schr.: Strigilis vitiorum. c) Von Württemberg: 20) Sohn Eberhards des Greiners; brachte 1376 das Schloß Hohenstaufen durch Kauf an Württemberg u. blieb in einem Kriege seines Vaters gegen die schwäbischen Städte 1388 in der Schlacht bei Weilerstatt 21) U., jüngster Sohn des Herzogs Johann Friedrich, geb. 1617; focht in auswärtigen Kriegen, wurde 1651 katholisch, bald aber wieder lutherisch u. st. blind 1671 in Stuttgart.

III. Bischöfe: A) Von Augsburg: 22) St. U., stammte väterlicher Seits von den Grafen von Dillingen, mütterlicher Seits von den Herzögen von Schwaben, war um 890 in Augsburg geboren, wurde in St. Gallen gebildet u. folgte 923 aus Hunne als Bischof von Augsburg. Anfangs begleitete er die Kaiser Heinrich I. u. Otto I. auf ihren Kriegszügen, später widmete er sich seinem bischöflichen Berufe. 954 stiftete er den Frieden zwischen Otto I. u. dessen Sohne Ludolf (s.d. 2), welcher sich gegen seinen Vater empört hatte. Als 955 die Magyaren vor Augsburg zogen, ergriff er wieder das Schwert u. vertheidigte nicht nur die Stadt gegen die Belagerer, sondern nahm auch an der Schlacht am Lechfelde am 10. August Theil; er st. 4. Juli 973 u. wurde 993 vom Papst Johann XV. canonisirt. Dies war der erste Fall einer päpstlich für die ganze Kirche decretirten Heiligenverehrung. Sein Tag: 4. Juli. Seine Lebensbeschreibung von seinem Zeitgenossen, dem Propst Gerhard, steht im 4. Bde. der Monum. Germaniae hist. B) Von Kamin: 23) U., jüngster Sohn des Herzogs Bogislaw XIII. von Pommern, geb. 1587; studirte 1607 in Tübingen u. reiste dann bis 1610 durch Italien, Frankreich, Spanien, England u. Holland, wurde 1618 Bischof zu Kamin u. st. 1622. Vermählt war er seit 1619 mit Hedwig, einer braunschweigischen Prinzessin. C) Von Schwerin: 24) U., Herzog zu Schleswig-Holstein, Sohn des Königs Friedrich II. von Dänemark, geb. 1578, wurde 1603 Administrator des Bisthums Schwerin,[143] residirte in Bützow u. st. 27. Mai 1624. Er war vermählt mit Katharine Hahn.

IV. Dichter: 25) U. von Eschenbach, deutscher Dichter des 13. Jahrh., Verfasser eines Gedichts von Alexander dem Großen in 12 Büchern zwischen 1248 u. 1284; es ist noch nicht gedruckt, handschriftlich in der Bibliothek zu Wolfenbüttel. 26) U. von Zazichoven, bearbeitete zu Anfang des 13. Jahrh. die Abenteuer Lanzelots vom See aus dem Artuskreise, herausgegeben von Hahn, 1845. 27) U. von Thurheim (Türheim, Turhaim), Minnesänger, setzte um 1259 Wolframs von Eschenbach Wilhelm von Oranse fort, s.u. Eschenbach; ferner dichtete er eine Fortsetzung von Gottfrieds Tristan, welche noch nicht gedruckt ist. 28) U. von dem Türlin, deutscher Dichter nach der Mitte des 13. Jahrh., dichtete den Anfang der Sage von Wilhelm von Oranse. 29) U. Füterer, s. Füterer. 30) U. von Lichtenstein, s. Lichtenstein.

V. Künstler: 31) U. von Freisingen (U. von Einsingen), deutscher Baumeister um 1377, baute den Dom zu Ulm; auch für den Dombau von Mailand wurde er von Johann Galeazzo Visconti berufen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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