Montecucŏli

Montecucŏli

Montecucŏli, ein altes italienisches Geschlecht, welches schon um 1170 die jetzt modenesische Provinz Frignano besaß, 1450 in den Grafenstand u. 1530 in den Reichsgrafenstand mit dem großen Palatinate erhoben wurde; berühmt ist bes. 1) Raimund Graf von M., deutscher Reichsfürst u. Herzog von Melfi, geb. 1608 im Modenesischen, stammte aus dem Hause Polignano; diente zuerst als Volontair bei der österreichischen Artillerie unter seinem Oheim Ernst M. u. durchlief nach u. nach alle Grade. Als Oberst befehligte er 16372000 Reiter, mit denen er 10,000 Schweden vor Namslau überfiel u. die Stadt entsetzte. General Baner rückte jedoch gegen den Sieger, schlug ihn bei Hofkirch u. nahm ihn gefangen; zwei Jahre blieb er gefangen. 1646 übernahm M. in Schlesien wieder ein Commando, vereinigte sich mit Johann von Werth u. trieb mit diesem die Schweden nach Böhmen. Nach dem Frieden von Münster reiste er nach Schweden u. ging dann nach Modena. 1611 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben, wurde 1657 Generalmajor, unterstützte König Johann Kasimir von Polen gegen Rakoczy u. die Schweden, schlug die Siebenbürgen, nahm Krakau wieder u. eroberte von den Schweden fast alle polniscken Städte zurück; er entsetzte Kopenhagen von der Landseite u. drängte die Schweden aus Jütland u. Fünen. 1661 wurde M. vom Kaiser in Ungarn gegen die Türken verwendet, vereitelte durch kluges Zaudern alle Bewegungen des Großveziers u. besiegte denselben den 10. Aug. 1664 bei St. Gotthard. Nach dem [415] Frieden wurde M. Präsident des Hofkriegsraths. Als Ludwig XIV. 1673 Holland angriff, führte M. diesem kaiserliche Hülfe zu, nahm Bonn u. vereingte sich mit dem Prinzen von Oranien. Als der Kurfürst von Brandenburg 1674 den Oberbefehl über die verbündete Armee bekam, legte M. das Commando nieder, wurde aber schon 1675 wieder zu demselben berufen, um Turenne die Spitze zu bieten. Nach Turennes Tode zogen sich die Franzosen nach Elsaß; M. folgte u. belagerte Hagenau u. Zabern. Condé, welcher den Befehl gegen M. übernahm, zwang ihn, die erstere aufzuheben, u. M. belagerte nun Philippsburg, nachdem er Elsaß verlassen hatte. Mit diesem Feldzug schloß er seine Laufbahn; er lebte nun in Linz u. st. daselbst 1680. Er war ein Vertheidiger der Pike, welche er die Königin der Waffen nannte, u. schr.: Commentarii bellici cum justo artis bellicae systemate, Wien 1718, Fol.; seine Memoiren gab italienisch Heinrich von Huysen, Köln 1704, Foscold, Mail. 1807, Grassi, Turin 1821, u. französisch Jakob Adam, Par. 1712, heraus. Sie zerfallen in 3 Theile: über die Kriegskunst, über den Türkenkrieg u. über den Feldzug von 1664; Commentar dazu von Turpin de Crissé, Par. 1769, 3 Bde. Mit dem Tode seines Sohnes Leopold erlosch die fürstliche Linie; die Güter in Italien u. Österreich gingen auf die ältere Linie über. Jetzt ist die Familie in Österreich u. der Lombardei begütert u. theilt sich in zwei Linien: I. Ältere Linie: M. Laderchi in Italien: a) Marchesi di Guigliae Marano; jetziger Chef: 2) Graf Raimund, geb. 1806. b) M. Laderchi in Österreich: Chef: 3) Graf Hugo Peregrin, geb. 1835, Herr der vereinigten Fideicommißgüter Mitterau, Hohenegg, Osterburg u. Haindorf in Niederösterreich; ist seit 1858 mit Josephine geb. Gräfin Forgach vermählt. II. Jüngere Linie: Marchesi di Polignano; Chef: 4) Graf Franz, geb. 1795, ist Major u. seit 1827 mit Clelia geb. Gräfin Campi vermählt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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