Ximēnes [2]

Ximēnes [2]

Ximēnes (spr. Chimenes), 1) Rodriguez, aus Navarra, wurde 1208 Erzbischof von Toledo u. st. 1245 auf dem Rückweg von dem Lyoner Concil; auf seine Veranlassung wurde 1210 in Valencia eine Hohe Schule gegründet; er schr. eine Geschichte Spaniens (bis auf Ferdinand den Heiligen), welche sich im 2. Theile von A. Schotts Sammlung der spanischen Historiker befindet; ferner Historia Ostrogothorum, herausgeg. Frankf. 1003; Historia Arabum, Leyd. 1625, Fol. 2) Francesco X. de Cisneros, geb. 1436 zu Torrelaguna in Alt-Castilien; studirte in Salamanca die Rechte u. arbeitete dann als Jurist sechs Jahre in Rom; nach seiner Rückkehr nach Spanien ließ ihn der Erzbischof Carillo von Toledo wegen ungebührlichen Benehmens gegen ihn sechs Jahre lang einsperren. 1480 erhielt er eine Caplanstelle, widmete sich der Theologie u. dem Studium des Hebräischen u. Chaldäischen u. wurde nachher Großvicar des Bischofs von Siguença; dann trat er zu Toledo in den Franciscanerorden, u. obgleich er großen Beifall als Prediger u. großen Zulauf als Beichtvater hatte, ging er doch nach der Einsiedelei der Madonna von Castañar, wo er drei Jahre blieb. 1492 wurde er Beichtvater der Königin Isabella von Castilien u. 1495 Erzbischof von Toledo. Er betrieb seit 1499 die Bekehrung der Mauren in Granada aufs Eifrigste, glich die Zwistigkeiten zwischen Philipp von Österreich, König von Castilien, u. Ferdinand dem Katholischen aus u. hatte unter der Regentschaft Ferdinands in Castilien großen Einfluß (s. Spanien S. 377); er wurde 1507 Cardinal u. Großinquisitor von Spanien u. erhielt so Antheil an den Staatsgeschäften, verließ aber, durch Ferdinands Mißtrauen verletzt, den Hof u. ging nach Toledo. Von hier aus machte er 1509 an der Spitze eines großen Heeres einen Zug nach Afrika, um die Mauren zu bekehren u. denselben Oran zu entreißen, das Letztere gelang ihm auch nach dem Siege bei Oran. Nach Ferdinands Tode 1516 wurde er Regent des Reiches (s. Spanien S. 377 f.), erntete aber für die Wohlthaten, welche er Spanien erwiesen hatte, den Undank seines Mündels Karl V. u. st. 8. November 1517. Er reformirte den Clerus, stiftete in Toledo eine Freistätte für junge Frauenzimmer vom Stande, gründete 1499 die Universität in Alcala de Henares u. ließ 1515–17 auf eigene Kosten die Complutensische Polyglottenbibel (s.d.) drucken. Vgl. A. Gomez, De rebus gestis a Fr. Ximenio Cisnerio, Alcala de Henares 1569; Fléchier, Histoire du Cardinal X., Amsterd. 1700, 2 Bde. (deutsch von Fritz, Würzb. 1828, 1. Bd.); Historie von dem Staatsministerium des Cardinal X., Hamb. 1791; Marsolter, Geschichte u. Lebensbeschreibung von X., Toulouse 1694, 2 Bde. (deutsch, Hamb. 1718); von Hefele, Tübingen 1844, 2. A. ebd. 1851. 3) Leonardo, geb. 1721; Mathematiker, machte sich bes. um die Hydraulik u. Astronomie verdient u. st. 1786 in Florenz. 4) Agustin Louis Marquis de X., geb. 1726 in Paris; wurde Militär u. focht in der Schlacht bei Fontenai 1745. Später nahm er seinen Abschied, bildete sich in dem Umgange der ausgezeichnetsten französischen Gelehrten, bes. Voltaire's, u. st. 4. Juni 1815 in Paris; er schr. Trauerspiele (z.B. Don Carlos), mehre Gedichte, z.B. César au sénat romain; Lettres sur la Nouvelle Héloise de J. J. Rousseau; Discours au Roi; Werke, Par. 1772; Nachtrag dazu als Codicille d'un vieillard, ebd. 1792.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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