Zoologische Gärten

Zoologische Gärten

Zoologische Gärten (Thiergärten), sind Sammlungen lebender, meistens größerer ausländischer Thiere aus den Klassen der Säugethiere, Vögel u. Reptilien, welche, im Gegensatz zu den wandernden Menagerien, ihren Platz dauernd an einem u. demselben Orte behalten. Sie sind entweder aus öffentlichen Mitteln errichtet, werden aus solchen erhalten u. dem gesammten Publicum unentgeltlich geöffnet, od. sie sind auf Actien gegründet u. dem Publicum nur gegen Eintrittsgeld zugänglich, welches zu ihrer Unterhaltung verwandt wird. Ihre wesentliche Einrichtung ist an den verschiedenen Orten meist dieselbe; sie haben gewöhnlich ein Affenhaus, einen Bärenzwinger mit Kletterstangen, eine Halle zur Aufnahme der Käfige für Löwen, Tiger u.a. reißende Thiere, einen Behälter mit Wasserbassin für die Eisbären, Seehunde, Krokodile etc., einen Gemsenfelsen, einen Wildpark mit Waldgrund, umzäunte Räume mit Obdach für Kameele, Giraffen, Zebras, Quaggas, Elephanten, Rhinozerosse, Nilpferde, Tapirs u. Schweine, Weiden mit Obdach für das Hornvieh, einen Raubvogelpavillon, Volièren, umzäunte Plätze u. Häuser für Strauße, Hühner- u. Taubenhäuser, Teiche, Wassertümpel u. Gräben mit freien Plätzen für Sumpf- u. Schwimmvögel, Behälter für giftige u. für giftlose Schlangen u. andere Amphibien, See- u. Süßwasseraquarien, eine Restauration u. Wohnungen für die Oberbeamten, Wärter, Gärtner etc. Die bedeutendsten Z-n G. sind: Der Jardin des plantes in Paris, der älteste u. größte Z. G., welcher von Hévuard u. Guy de la Brosse 1635 gegründet, ursprünglich nur Botanischer Garten, Jardin du Roy genannt, war u. als solcher unter Buffon, Daubenton u. Bernard de Jussieu, bes. aber unter Antoine Laurent de Jussieu, Rouelle, Fourcroy, Lavoisier, Winslow u. Portal in der Blüthe stand. Während der Revolution führte Bernardin St. Pierre die Direction des Gartens, der Convent gründete am 23. Juni 1793 in demselben das Museum d'histoire naturelle, so wie die Bibliothek u. 1794 wurde auch die Menagerie von Versailles darin aufgenommen, welche rasch wuchs, theils durch Zuschüsse der Regierung u. der Stadtgemeinde, theils durch freiwillige Geschenke von verschiedenen Seiten. Unter dem Consulat u. dem Kaiserreich wurde er immer mehr erweitert, ebenso unter der Julidynastie u. dem zweiten Kaiserreich, unter welchem auch neben dem Jardin des plantes noch ein zweiter Z. G. im Bois de Boulogne gegründet worden ist. Der Londoner Z. G. liegt in einem der schönsten u. vornehmsten Parks von London, dem Regent-Park. Ein großes Stück von dessen Wiesen- u. Waldgrund ist zu diesem Zwecke der Zoologischen Gesellschaft abgetreten worden. Der Z. G. in Amsterdam (dort Artis genannt, da das Thor die Überschrift Natura Artis Magistra, d.h. die Natur ist die Lehrmeisterin der Kunst, trägt) wurde von einer Actiengesellschaft gegründet u. ist zugleich ein reizender Park u. Blumengarten; auch ist mit demselben[691] ein Zoologisches Museum verbunden. Der Z. G. in Antwerpen wurde von der dortigen Gesellschaft für Zoologie gegründet, ist ebenfalls mit Museum verbunden u. liegt außerhalb der Festungswerke längs der Eisenbahn. Der Z. G. in Berlin wurde 1844 von einem Actienverein gegründet, welcher später die Zoologische Gesellschaft daselbst bildete. Der König Friedrich Wilhelm IV. gab das gesammte Areal (einen Theil der ehemaligen Fasanerie) am Ende des unter dem Namen Thiergarten bekannten Lustwaldes, von mehr als 86 Morgen Inhalt dazu her, auch schoß er 25,000 Thlr. zur Begründung vor u. ließ die bis dahin auf der Pfaueninsel bewahrten Thiere dorthin versetzen. Der Z. G. in Frankfurt a . M. wurde im October 1857 durch eine Actiengesellschaft mit einem Capitale von 100,000 Gulden gegründet u. am 8. August 1858 eröffnet. Eine Zeitschrift, von Wendland gegründet, Der Zoologische Garten, bespricht außer den Vereinsangelegenheiten die Naturgeschichte u. Lebensweise der im Z-n G. befindlichen Thiere, die Acclimatisirung derselben u. die Ereignisse auswärtiger Thiergärten. Der Z. G. in Dresden wurde ebenfalls durch einen Actienverein, u. zwar 1860 gegründet. Er befindet sich in unmittelbarer Verbindung mit dem königlichen Großen Garten, hat eine vortreffliche Lage in der Nähe der Stadt u. in kurzer Zeit an Bedeutung gewonnen. Auch Brüssel, Gent, Marseille, Wien, Stuttgart, Hamburg (seit 1863), Köln, München, Breslau etc. haben Z. G.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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