Makassaren

Makassaren

Makassaren, ein Volk malaiischen Stammes auf der Südhälfte der Insel Celebes in der Nachbarschaft der näher verwandten Bugis (s.d.), waren bis nach Ankunft der Portugiesen dem Hinducultus zugethan, nahmen aber allmälig den Islam an, welcher um die Mitte des 17. Jahrh. bereits allgemein verbreitet war. Sie gehören nebst den Bugis zu den civilisirtesten Völkern malaiischen Stammes, sind stark von Charakter, dabei eifersüchtig, ehrgeizig u. rachsüchtig, das Princip der Wiedervergeltung treiben sie aufs Äußerste; das Amoklaufen (eine durch Opiumgenuß oftmals noch verstärkte vorsätzliche Raserei, die Alles, was ihr in den Weg tritt, ermordet) ist bei den M. häufiger als bei andern Stämmen des Archipels. Sie lieben die Hahnengefechte u. die Hirschjagd mit Leidenschaft; die Hirsche werden zu Pferde verfolgt, mit einem Speer, woran ein laufender Strick ist, welcher dem Thier um das Geweih geworfen wird. Sie haben geschriebene Gesetze. Der Feldbau auf Reis, die Zucht einer kleinen, aber starken u. muthigen, durch den ganzen Archipel berühmten Pferderace, Handel u. Schifffahrt, früher aber Seeräuberei, sind die Hauptbeschäftigungen der M. Sie sind. sehr tapfere Krieger, verstehen sich auf Laufgräben, Verschauzungen etc.; verfertigen aus Eisendraht ein eigenthümliches, den ganzen Körper bedeckendes, sehr künstliches Panzerhemd u. wissen außer mit Lanze u. Schwert, seit ihrer Bekanntschaft mit Europäern auch mit Pulver u. Gewehr, selbst mit Geschütz umzugehen. Abkömmlinge aus Süd-celebes haben auf den Insen Sumbawa u. Flores eigene Reiche unter mohammedanischen Fürsten gebildet. Die Makassarische Sprache (Mangkassara) ist nahe mit dem Bugi verwandt, sanft u. wohllautend, hat in Folge des Übertritts des Volks zum Islam verschiedene arabische Wörter aufgenommen u. wird auch mit dem arabischen Alphabete, welches durch Anwendung von diakritischen Punkten dem makassarischen Lautsystem angepaßt ist, geschrieben. Eine Grammatik hat Matthes (Amst. 1858) geliefert, welcher auch ein Wörterbuch u. eine Chrestomathie der Makassarischen Literatur ausgearbeitet hat. Letztere ist zwar nicht sehr umfangreich u. beruht zum Theil auf der Malaiischen, enthält jedoch manches Beachtenswerthe. Dahin gehören zunächst verschiedene Geschichtswerke, wie das Paturiyolowanna-Gowa über die alte Geschichte Gowa's u. anderer benachbarten Reiche auf Celebes; ferner die Rupamas od. Erzählungen, wie z.B. das Djayalangkara; dann die Rapangs (Vergleichung, Gleichniß, Vorbild), od. Sammlungen von Aussprüchen u. Mittheilungen der alten Fürsten u. Gelehrten, hauptsächlich derart, daß sie den Regenten der Gegenwart in der Regierung u. der Rechtspflege zur Regel u. Richtschnur dienen können. Kleinere lyrische Dichtungen sind die Sinrilis u. die Kelongs (makassarische Pantons); epische Dichtungen, wie Dutoe, Moeseng, Madi u.a. werden gewöhnlich von den Volkssängern (Pasinrilis) mit Begleitung einer Geige (Kefó-Kefó) vorgetragen. Die Briefe erhalten eigenthümliche Eingänge[758] od. Tarassolos. Vom Koran sollen makassarische Paraphrasen vorhanden sein.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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