Amădis

Amădis

Amădis, altspanischer Ritterroman, nach dem Helden so genannt, welcher jedoch ein bloses Gebild der Phantasie ist. Es gibt mehrere Amadisse, welche aber nach der Dichtung alle von einem abstammen; die Bücher, welche deren Thaten u. Abenteuer erzählen, sind aus verschiedener Zeit u. von verschiedenen Verfassern. Der älteste u. ursprüngliche A. ist a) A. v. Gallien, nach seinem Schildeszeichen auch der Löwenritter, u. nach seinem Leben in der Einöde Dunkelschön (Beltenebros, le Beau tenebreux) genannt. Er ist ein Kind der Liebe des sagenhaften Königs Perion von Frankreich u. der Elisena, Tochter Königs Gavinter von Bretagne. Schöpfungen der die Amadisromane auf französischen Boden fortsetzende Romatiker sind: b) A. v. Griechenland, Urenkel des gallischen, Sohn Lisuarts u. der Onoteria; c) A. vom Gestirn, dessen Urgroßvater der Vorigen, dessen Vater Agesilaus, König von Kolchis, dessen Mutter Diana, eine Tochter Florisels u. der Sidonia, Königin von Guindaga, war, u. d) A. v. Trapezunt, Urenkel Florisels, Sohn des Prinzen von Katai, u. der Polyxena. Der eigentliche altspanische Roman besteht aus 14 Büchern. Die 4 ersten handeln von den Thaten A. von Gallien u. sind wahrscheinlich portugiesischen Ursprungs (ihr erster Verfasser soll Vasco de Lobeira, um die Mitte des 14. Jahrh. sein), die spanische Bearbeitung ist von Garcia Ordoñez Montalvo; das 5. von denen Esplandians,[383] ältesten Sohns von A. v. Gallien, auch von Montalvo; das 6. von denen des Ritters Florisando, von Paez de Ribera; das 7. u. 8. von denen Lisuarts u. Perions, von Juan Diaz; das 9. u. 10. von denen Florisels, des A. von Griechenland, u. Anaxartes, von Feliciano de Silva; das 11. u. 12. von denen Rogers von Griechenland u. Silvas de la Silva, von demselben; das 13. von denen Lepolemos u. Leandros, von Pedro de Lujan: das 11. von denen Penalvas, von einem Portugiesen. Der A. wurde sehr bald von Spanien nach Frankreich übergetragen, u. hier nicht blos übersetzt, sondern auch bis auf 24 Bücher fortgesetzt, so enthalten das 15.–21. Buch die Thaten Sphärmonds u. A. vom Gestirn, das 22.–24. die der übrigen Nachkommen des A. von Gallien; Gilbert Saunier fügte noch 7 Bde. hinzu, in welchen die in den früheren Büchern unvollendeten Abenteuer ausgeführt werden. Die ersten 4 Bücher waren ein für damalige Zeit werthvolles Gedicht; sie waren für Spanien das, was die Romane von der Tafelrunde für Frankreich u. England. Alle späteren Ritterromane sind aus demselben hervorgegangen u. Nachbildungen desselben. Sie erhielten sich auch später in Achtung, als die anderen Bücher einer besseren Geschmacksrichtung, bes. durch Cervantes, folgten. Literatur: Los quatrolivros del cavaliero A. de Gaula, Sevilla 1496, u. Ausg. 1526,1532,1556, revidirt von G. M. de Montalbo, Salamanca 1547–75 (mit Hinzufügung des 5.–13. Buchs); Quinto libro del A. de Gaula, Sevilla 1526; A. de Grecia (mit dem 9. Buch des A.), Burgos 1535, Liss. 1596 u. andere spanische Ausgaben. Erste französische Übersetzung von Nicol de Herbarey, Par. 1540–48 (die ersten 8 Bücher) u. Aufl. ebd. 1550,1575, Antw. 1561, 1574 (15 Bücher), im Ausz., Lyon 1582; von Dem. de Lubert 1750, 4 Bde.; vom Grafen Tressan, Par. 1779f., 2 Bde; Creuze de Lesser gab eine metrische Bearbeitung des 1. u. 2. Buchs, Paris 1812, 2 Bde.; eben so William Stewart Rose (Amadis de Gaul, Lond. 1803), wie schon früher Bern. Tasso im Amadigi; deutsch 1.–13. Buch, Frkf. a. M. 1523, u. Ausg. 1587 Fol. (24 Bücher) Mümpelgard u. Frkf. 1590–95; neueste Ausg. v. Mylius, Lpz. 1782, 2 Bde. Wielands Neuer A. hat nur den Titel mit dem alten gemein.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • amadis — ⇒AMADIS, subst. masc. A. Fam. (par référence au célèbre Amadis des Gaules). ,,Homme d un caractère chevaleresque (Ac. Compl. 1842); homme séduisant : • Le barbier rase bien le héros, quoiqu il tremble; Puis, une loque est là pour tous ceux qui… …   Encyclopédie Universelle

  • amadis — AMADIS. s. m. On appelle ainsi Des bouts de manche de veste qui se boutonnent sur le poignet. Des amadis brodés d or. De beaux amadis. Ces amadis sont trop courts …   Dictionnaire de l'Académie Française 1798

  • Amadis — Amadis. Dieser Rittername ist nur in der romantischen Poesie bekannt, in der Geschichte tritt er nirgends hervor. Wie die britischen Sagenbücher König Arthur und die Tafelrunde (s. d.) zum Gegenstande ihrer Erzählungen des Wundervollen und… …   Damen Conversations Lexikon

  • Amadis — Nom rare que la plupart des mentions anciennes situent dans le Nord, la Meurthe et Moselle ou les Pyrénées Orientales. C est un nom de personne (prénom) popularisé par Amadis de Gaule, héros d un roman de chevalerie du XIVe siècle …   Noms de famille

  • Amadis — Amădis, Held zahlreicher Ritterromane. Der älteste und das Vorbild der übrigen Amădisromane ist der A. von Gaula (Gallien oder Wales), dessen verlorene Urform wohl um 1370 in Spanien entstand. Er behandelt in vielen Abenteuern die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Amadis — Amadis, in der Ritterpoesie der Name mehrerer Helden; der erste ist der A. von Gallien, zugleich der beste dieser Romane, die sich auf keine irgendwo heimische Volksmähre zu gründen scheinen. Der A. von Gallien wurde zuerst, wie man jetzt annimmt …   Herders Conversations-Lexikon

  • Amadis — Erstausgabe von 1508. Universität Berkeley, Kalifornien. Titelblatt einer Spanischen Amadis Ausg …   Deutsch Wikipedia

  • AMADIS — s. m. Il se dit d Une sorte de manche de chemise, de robe, ou d autre vêtement, qui s applique exactement sur le bras, et se boutonne sur le poignet, sans bouffer ni faire de plis. Ces amadis sont trop courts. Une manche en amadis …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 7eme edition (1835)

  • amadis — (a ma dis ) s. m. Manche de robe qui s applique exactement sur le bras et se boutonne sur le poignet. ÉTYMOLOGIE     On appelle ainsi, dit Ménage, depuis quelques années, la manche d une veste d homme serrée et boutonnée jusqu au poignet. Et elle …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • Amadis de Gaule — édition espagnole de 1533 Auteur Garci Rodríguez de Montalvo Genre …   Wikipédia en Français

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