Aquitanĭa

Aquitanĭa

Aquitanĭa (Aquitanien), der südwestlichste Theil von Gallien, umfaßte die Wohnsitze der Aquitani (celtisch Aremorici), zwischen den Sevennen, der Garonne, dem Atlantischen Meer u. den Pyrenäen; seit Augustus waren die Grenzen A-s das Lugdunensische u. Narbonensische Gallien, die Loire, das Atlantische Meer u. die Pyrenäen. Im 4. Jahrh. ward es in 3 Provinzen getheilt: A. prima, im N. mit der Hauptstadt Avaricum, mit Barry, Bourbonnois, Auvergne, Velay, Limosin, Rovergue, Quercy; A. secunda, der mittlere Theil, mit der Hauptstadt Burdigala, mit Angoumois, Saintonge, Poitou, Bourdelois; u. A. tertia, od. Novempopulana im S. Im Anfang des 5. Jahrh. stifteten die Westgothen unter Wallia in A. ein mächtiges Reich, das der Frankenkönig Chlodwig, nachdem es unter 6 Königen 90 Jahre lang bestanden hatte, im Anfang des 6. Jahrh. zertrümmerte, s. Gothen (Gesch.). 200 Jahre blieb nun A. ein Theil des Frankenreichs, hatte auch 630–631 einen eigenen Fürsten an Aribert, Sohn des Frankenkönigs Chlothar II., welchem sein älterer Bruder Dagobert I. A. überlassen hatte. Zu Anfang des 8. Jahrh. vereinigte Eudo, ein Merovinger, einen großen Theil SWFrankreichs unter seiner Botmäßigkeit, nannte sich Herzog v. A. u. dehnte die Grenzen seines Landes bis fast an die Loire aus. Mit Chilperich gegen Karl Martel verbunden, wurde er mit jenem 719 bei Soissons geschlagen; dann trat er zu Karl über, lieferte demselben den König Chilperich aus u. blieb im Besitz des Reichs. 721 schlug er die Araber bei Toulouse, als aber 725 diese von Neuem über die Pyrenäen drangen, verbündete sich Cudo mit ihnen, jedoch zwang Karl Martel ihn 731 dem Bündniß zu entsagen, u. nun fiel der Statthalter der Khalifen Abdorrhaman in A. ein u. schlug Eudo 732 bei Bordeaux. Mit Karl verbunden, besiegte Eudo die Mauren bei Poitiers u. st. 735. Ihm folgte sein Sohn Hunold (Hunald), dieser empörte sich nach Karl Martels Tode (741) gegen dessen Söhne Karlmann u. Pipin, wurde aber 742 von ihnen unterworfen, worauf er die Regierung niederlegte u. sich in ein Kloster auf der Insel Rhé begab. Sein Sohn Waifar (Gouffrin) folgte ihm in der Regierung u. als Pipin u. Karlmann 743 gegen Baiern zogen, ging er über die Loire, verheerte das Land u. drang bei Chartres vor, wurde aber 744 von den Franken wieder zur Unterwerfung gezwungen. 759 wollte ihn Pivin zwingen, die in A. liegenden Güter fränkischer Kirchen zurückzugeben u. die zu ihm geflüchteten Franken auszuliefern; hieraus entstand ein langwieriger Krieg, der sich aber 768 mit der Unterwerfung A-s endigte. Waifar st. 768, u. nun kam Hunold wieder aus dem Kloster hervor u. machte einen vergeblichen Versuch, wieder Herzog zu werden; A. wurde mit der Fränkischen Monarchie vereinigt u. durch Grafen regiert. Karl der Große erhob 778 A. zu einem Königreich u. belehnte damit seinen Sohn Ludwig den Frommen. Als dieser 814 auf seinen Vater als fränkischer König folgte, übergab er A. seinem Sohne Pipin, der als Pipin I. König desselben u. 817 in der Theilung als solchen bestätigt wurde. Pipin säuberte 819 Vasconien von den Rebellen, kämpfte 824 gegen die Bretagner, machte auch 827 einen Zug wider die Saracenen in die Spanische Mark; 830 erhob er sich gegen seinen Vater, Ludwig den Frommen, 832 wurde ihm aber auf der Versammlung zu Limoges A. abgesprochen u. er selbst mit Gemahlin u. Kindern in die Hast seines Vaters gegeben. Indeß er entfloh, u. sein Vater ließ nun die Vasallen Pipins dem Halbbruder desselben, Karl dem Kahlen, Treue schwören. Als jedoch Ludwig A. verließ, kehrte Pipin dahin zurück, vereinigte sich 833 mit seinen Brüdern Lothar u. Ludwig bei Kolmar gegen seinen Vater, söhnte sich aber bald mit ihm aus u. st. 833. Ein Theil von A. erkannte seinen Sohn Pipin II. als König an, indeß sein Großvater Ludwig ließ seinem Sohn Karl dem Kahlen dort huldigen; aber nach Ludwigs Tode (8.10) vereinigte sich Pipin mit seinem Oheim Lothar, König von Italien, u. Herzog Bernhard von Septimanien. Nachdem Pipin am 25. Juni 841 bei Fontenai l'Auxerrois geschlagen worden war, ging er nach A. zurück, wo er sich gegen Karl hielt, selbst dann noch, als 843 in dem Vertrag zu Verdun A. Karl dem Kahlen zugesprochen worden war. Endlich kam durch Vermittelung Lothars u. Ludwigs des Deutschen ein Vertrag zu Stande, in welchem Pipin von Karl als König von A. anerkannt ward, worauf ihm dieser 845 den Lehneid leistete. Als sich Pipin 848 aber bei den Einfällen der Normanen zu unthätig bewies, wählten dis Aquitanier Karl zu ihrem Könige; 2 Jahre lang regierte nun Karl in A., bis 850 die Aquitanier wieder Pipin als König annahmen; aber bereits 852 wurde er abgesetzt u. in ein Kloster gebracht. Seine Gegner waren die Großen des Landes, das andere Volk hing ihm an u. verhalf ihm 854 wieder zur Herrschaft, doch 856 wurde er wieder, u. auf immer,[638] vertrieben, die Großen wählten Karl, Sohn Karls des Kahlen, zum König. Karl blieb mit seinem Vater einig; als er kurz darauf auf einer Jagd ums Leben kam, belehnte Karl der Kahle seinen Sohn Ludwig mit A. Da dieser 877 König von Frankreich wurde, fiel A. an Frankreich, doch nach Ludwigs schon 879 erfolgtem Tode theilten seine Söhne Frankreich u. der jüngere, Karlmann, erhielt 880 Burgund u. A., u. als 882 Karlmann König von Frankreich wurde, ward A. wieder mit Frankreich vereinigt u. die Herzöge von A., die nach dieser Zeit vorkommen, waren blos hohe Beamte der Krone, machten aber doch die Würde erblich in ihrer Familie. Im 10. Jahrh. singen die Herzöge von A. an, sich Herzöge von Guienne zu nennen, unter welchem Artikel das Weitere erzählt werden wird.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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