Natāl

Natāl

Natāl, 1) (Natalien), britische Colonie an der Ostküste von Südafrika, so genannt nach dem Hafenorte Port Natal, liegt zum größten Theile zwischen 281/2° u. 31° südl. Breite u. zwischen 46°10' u. 49°10' östl. Länge. Im Norden u. Nordosten bilden der Umfinjati u. Tugela die Grenze gegen das Land der Zulukaffern, östlich bespült der Indische Ocean die Küste, südlich trennt der Um-Simkulu u. dessen rechte Zuflüsse N. vom sogenannten jenseitigen Kaffernlande, u. westwärts scheidet das Quathlamba- od. Drakenberggebirge die Colonie von der Oranjefluß- u. Transvaalschen Republik. Die Küstenlänge beträgt etwa 43 Meilen, der Flächengehalt 1145 QM.; die Küste ist fast durchgängig steil u. bietet nur den einzigen guten Hafen zu Port N. dar; längs der Küste ist das Land niedrig u. steigt nach dem Inneren terrassenförmig auf, bis es ganz den Gebirgscharakter annimmt u. mit den Gipfeln des Quathlambagebirges, über welches nur der Bezuidenhout- u. der Beerspaß führen, bis zu 9000 Fuß Höhe auf. Die zahlreichen Gewässer des Landes strömen sämmtlich von diesem Gebirge südöstlich dem Indischen Ocean zu; die hauptsächlichsten sind der Tugela mit seinen zahlreichen Nebenflüssen, der Umvoti, Umgeni (welcher einen 280 Fuß hohen Wasserfall bildet), Umlasi, Iloro, Umkomansi, Umsimkulu u.a.; fast alle Flüsse tragen den Charakter von Bergströmen, sind in der trockenen Jahreszeit seicht u. bilden bei regnerischem Wetter mächtige Ströme. Die Physiognomie des Landes bietet große Verschiedenheit dar, bes. zwischen der Küstenregion u. dem Binnenlande, im Allgemeinen ist jedoch die Oberfläche stark wellenförmig u. die Gewässer bilden tiefe Schluchten, wodurch die Gangbarkeit des Landes sehr beeinträchtigt wird. Der Boden besteht im Allgemeinen aus ausgedehnten Lagern grob geschichteten Sandsteins, ohne alle organische Reste, in manchen Fällen von großen Massen eruptiven Gesteins durchbrochen u. gewaltsam verworfen; in den höheren Theilen des Landes treten zum Sandstein noch Conglomerat u. Schiefer hinzu; von Metallen findet sich Kupfer u. sehr gutes Eisen, außerdem Steinkohle (theilweise zu Tage ausgehend, jedoch entfernt von der Küste u. daher noch wenig benutzt), Salz u. Kalk; die Art u. Fruchtbarkeit des Bodens wechseln sehr; Alluvialboden ist selten, fast nur an den Flußmündungen; in der Nähe der Küste ist Sand vorherrschend, landeinwärts überwiegt Lehm u. Thon; Mineralquellen finden sich mehrfach, namentlich im District Umvoti Das Klima ist im Allgemeinen sehr günstig; vom September bis März ist Sommer, die übrige Zeit kann als Winter angesehen werden, denn die Übergangszeiten des Frühling u. Herbstes sind sehr kurz; Regen fällt im Sommer sehr viel, im Winter sehr selten; die allmälige Erhebung des Bodens nach dem Inneren bedingt außerdem eine große Mannigfaltigkeit des Klimas u. theilt das Land in drei klimatische Regionen; in der Küstenzone hat der Sommer die Wärme der Tropen, der Winter bedingt nur selten schwachen Reif; die mittlere Zone hat gleichfalls einen sehr warmen Sommer, allein im Winter entsteht schon bisweilen Eis; in der oberen Zone endlich sind die Berge häufig mit Schnee bedeckt, wiewohl auch hier der Sommer noch warm ist; die herrschenden Winde sind die nordwestlichen u. südöstlichen, die ersteren sind häufig heiß u. unangenehm; die am häufigsten vorkommenden Krankheiten sind Ruhr, Diarrhöe u. Rheumatismus. Die Producte von N sind reich u. mannigfaltig; es finden sich einheimisch Acanthaeêen, Solanaceen, Scrophulariaceen, Euphorbien, viele Gräser u. Farren, dann Chinarinde, Ipecacuanha, Erbsen, Bohnen, Mimosen, Indigo, Sassaparilla, die Erdnuß; Mais, Kafferkorn, Gerste, Spargel, Feigen etc.; angebaut werden bes. Kaffee, Tabak, Thee, Zuckerrohr, sowie überhaupt eine Menge tropischer u. fast alle europäische Feld-, Garten- u. Baumfrüchte von der Ananas u. Banane bis zu den nordischen Gemüsen. Die wenigen Wälder bestehen aus Gelbholz (Taxus elongata), Stink-, Eisen- u. Assegaiholz. Die Thierwelt ist der von Südafrika überhaupt ähnlich, es gibt Antilopen, Affen, wie der Katzen, Ameisenfresser etc., Vögel in großer Mannigfaltigkeit, die Flüsse sind reich an Fischen, von Hausthieren gibt es Rinder, Fettschwanzschafe, Schweine, Ziegen etc. Die Einwohner betragen etwa 112,000 Seelen, von denen jedoch kaum 7000 Holländer u. Briten (auch einige Deutsche) sind, während die Hauptmasse der Bevölkerung eingeborene Kaffern (zum Theil christlich) sind. Für den Verkehr zu Lande sind Posten zwischen den Hauptorten eingeführt; den Verkehr mit der Capstadt unterhält ein regelmäßiger Dampfschiffcurs. Der Handel ist noch nicht bedeutend, eingeführt werden bes. kurze u. Putzwaaren, Wollen- u. Baumwollenstoffe, Branntwein, Zucker, Kaffee, Thee; ausgeführt Elfenbein, Häute, Butter, Wolle, Rindu. [703] Schweinefleisch. Für den Unterricht, auch der Farbigen, ist in zahlreichen Schulen gesorgt. Die Colonie steht (seit 1856) unter einem eigenen Gouverneur, dem ein executives Concil u. eine legislative Versammlung zur Seite steht Bis 1852 war die Colonie in 11 Divisionen eingetheilt, seitdem in 6 Counties (Dt Urban, Pieter-Maritzburg, Victoria, Umvoti, Weenen u. Umfinjati od. Klippfluß); jede Countie zerfällt wieder in drei od. vier Districte (Wards). Hauptstadt u. Sitz des Gouverneurs ist Pieter-Maritzburg.

Von Vasco de Gama 1497 am Weihnachtstage (u. daher von Natalis Jesu, dem Geburtstage Jesu, N. genannt) zuerst, dann 1575 von dem Portugiesen Perastrello besucht, blieb N. trotz seiner günstigen Beschaffenheit lange uncolonisirt. Eine 1719 gegründete holländische Colonie, deren ersten Grund die Mannschaft des 1688 an der Küste gescheiterten Schiffes Slavenus gelegt, ging bald wieder ein; ebensowenig Dauer hatte der Colonisationsversuch des englischen Lieutenant Farewell, dem 1828 von dem Zulukönige 250 QM. Land abgetreten wurden. Eine neue Ansiedelung von Engländern, welche 1834 unter Capitän Gardiner ankamen u. von dem Kaffernhäuptling Dingaan 515 QM. Boden abgetreten erhielten, dann eine Republik unter dem Namen Victoria constituirten u. die Hafenstadt Port D'Urban gründeten, gedieh ebenfalls nicht, da sie von der britischen Regierung keine Unterstützung fand. Um sich daher zu verstärken, forderten die englischen Colonisten die holländischen Boeren auf, über die Quathlambapässe an die Küste zu kommen u. sich mit ihnen zu vereinigen. Der Anführer der Boeren, Retief, leistete dieser Aufforderung 1837 Folge, wurde aber mit den Seinigen von dem Kaffernhäuptling Dingaan verrätherisch überfallen u. ermordet u. auch die unter Pieter Uys u. H. Potgieter zu Hülfe eilenden Boeren wurden geschlagen. Die Boeren schlugen nun ihr Lager bei Pieter-Maritzburg auf, u. auch hier von Dingaau angegriffen, bereiteten sie dem Häuptling mit Hülfe der Zuzüge unter Andr. Pretorius am 16. Decbr. eine vollständige Niederlage. Da Dingaan den Frieden nicht hielt, verbanden sich 1838 die Boeren mit seinem Bruder Panda, vernichteten Dingaans Macht vollständig u. setzten Panda als Zulukönig unter Botmäßigkeit der Boeren ein. Nun hatten die Colonisten Ruhe u. begannen sich als Batavisch-Afrikanische Maatschappij zu constituiren u. gründeten Pieter-Maritzburg, als im Novbr. 1840 der englische Gouverneur der Capcolonie, Napier, in einer Proclamation den Boeren das Recht bestritt, sich als selbständige Genossenschaft niederzulassen. Die Boeren protestirten hiergegen, u. als eine 1842 unter Capitän Smith angekommene englische Truppenabtheilung auf die Weisung von Pretorius, das Land wieder zu räumen, nicht Folge gab, schlossen die Boeren die englischen Truppen in ihrem befestigten Lager ein. Als jedoch englische Verstärkungen ankamen, zogen sich die Boeren von der Küste zurück u. traten in Unterhandlung, welche dazu führte, daß ein Theil der Ansiedler gegen Gewähr der Amnestie u. des Rechtes der eigenen Anordnung innerer Angelegenheiten die Unterwerfung unter britische Oberhoheit annahm, während ein anderer großer Theil nach Westen u. Norden auswanderte. So war N. nun ein britisches Gebiet, welches unter dem Gouverneur des Caplandes stand u. einen speciellen Vicegouverneur erhielt. Die Grenze nordwärts bildete der Klippfluß; bald beanspruchten die Briten jedoch den Büffelfluß als Nordgrenze. In Folge dessen griff der Zuluhäuptling Panda die daselbst angesiedelten Boeren an, ohne jedoch etwas auszurichten; als Panda aber darauf 1845 durch britische Commissäre bestimmt wurde, den Büffelfluß als Nordgrenze des englischen Gebietes anzuerkennen, entstand eine massenhafte Auswanderung der Boeren nach dem Gebiet des Vaalflusses. Diese u. die früher ausgewanderten Boeren gründeten nun zwei neue Staaten, die Transvaalsche u. die Oranjeflußrepublik (s. b.), deren Unabhängigkeit, wenn auch erst nach manchen Kämpfen, von den Briten anerkannt wurde. Die Colonie N. wurde von den Briten behufs ihrer Verwaltung in elf Divisionen getheilt; erst 1852 erhielt sie die gegenwärtige Administrativeintheilung. Im Juli 1856 wurde die Colonie sodann von der Capcolonie abgetrennt u. unter einem eigenen britischen Gouverneur zur Selbständigkeit erhoben. Vgl. Delegorgue, Voyage dans l'Afrique australe notamment dans le territoire de N., Par. 1847; Vogt, Reis naar en vertelijf aan de Kaap ente N., Campen 1850; Mann, The Colony of Natal, Lond. 1860. 2) Stadt u. Fort an der Küste der Insel Sumatra (Indischer Archipel), gehört zu dem niederländischen Regierungsbezirk Sumatra u. liegt nördlich vom Äquator; 3) Hauptstadt der brasilianischen Provinz Rio grande do Norte, mit Fort, Hafen u. 20,000 Ew.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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