Cambodscha

Cambodscha

Cambodscha, 1) Landschaft im SO. der hinterindischen Halbinsel (Asien), jetzt größtentheils Provinz des Reiches Annam (s.d.), erstreckt sich vom Vorgebirge St. James im Chinesischen Meere bis zum Golf von Siam u. grenzt im W. an Siam, im N. an Laos, im O. an die Annamprovinz Cochinchina, im SO. an das Chinesische Meer, im SW. an den Golf von Siam. Flächenraum gegen 4000 QM., wovon der bei weitem größte Theil zu Annam, ein geringer zu Siam gehört. C. ist ein langes Thal zwischen Gebirgen, im O. u. W. Flüsse: Cambodscha (Mai-Khong), das Land mit feinen Armen, Nebenflüssen u. Kanälen in seiner ganzen Ausdehnung von N. nach S. bis an seine Mündung ins Chinesische Meer durchströmend u. durch häufige Überschwemmungen befruchtend; ferner Dong-Nai u.a. Boden ziemlich fruchtbar, aber nur in der Nähe der Flußufer angebaut, sonst dicht bewaldet. Producte wie in Annam u. Birma. Die Einwohner (Khames, Chomen od. Komen), 1,200,000 an der Zahl, sprechen eine eigene Sprache, sind für Bildung nicht unempfänglich, aber schmutzig u. träg; die Männer meist kräftig u. wohlgebildet. Religion: der Buddhaismus, der von Ceylon aus hier verbreitet wurde. Haupthandelszweig ein selbstgefertigtes Seidenzeug. Eintheilung in: Pengfang, Fonan, Wintscheng, Hosin, Tengtschong u. Yateng. Hauptstadt: Saigun (Saigon), auf einer durch zwei Arme des Flusses Donq-Nai einige Meilen ober halb seiner Mündung ins Chinesische Meer gebildeten Landzunge, guter Hafen; 100,000 Ew. Die bedeutendsten Städte, außer C. 2), sind: Panompeng (Calompé) am Cambodschafluß; 30,000 Ew.; Cancao (Kangkao, Ponthiamas, chinesisch, Ha-Thian); 5000 Ew.; Chantiban, Kamao. In den letzten Jahren haben die Engländer den Versuch gemacht, sich in C. festzusetzen, bis jetzt noch mit wenig Erfolg, dagegen haben französische Missionäre mit größerem Erfolg das Christenthum verbreitet; 2) (Louwek, Lowaik), Stadt das., am gleichnamigen Flusse, von mehreren Kanälen u. Palmenalleen durchschnitten, Palast; sonst holländische Factorei. – Im 7. Jahrh. n. Chr. kommt in der Gegend des jetzigen C. ein Reich Tschinla vor, dessen Herrscher in Yichena residirte u. Tribut an China zahlte. Im 8. Jahrh. theilte sich das Land in den Land- u. Seedistrict; die Residenz des Königs von letzterem war Pholotipa; gegen das Ende des 11. Jahrh. in Cochinchina u. Tonkin u. erhielt den Namen Tchanla. Der Name C. erscheint erst am Ende des 13. Jahrh. Der König zahlte den Tribut an China fort, wofür er den chinesischen Kalender, seidene Stoffe etc. dorther erhielt; erst 1435 wurden durch die Feindseligkeiten mit Cochinchina die Tributsendungen gehindert. Gegen das Ende des 16. Jahrh. ward C. von Siam unterworfen. Im 17. Jahrh. entzogen sich einzelne Theile wieder der Herrschaft Siams, u. als die Siamesen C. wieder erobern wollten, erlitten sie 1717 eine völlige Niederlage, u. C. wurde wieder frei, aber auch die benachbarten Cochinchinesen wurden in den Grenzen sehr beengt, u. 1786 wurde es von Siam wieder unterworfen. Damals nämlich hatte sich, nach dem Tode des Königs Ongtong, dessen Schwiegersohn unter dem Schutz des Königs von Siam der Regentschaft bemächtigt, 1809 aber bemächtigte sich ein Neffe Ongtongs mit cochinchinesischer Hülfe eines Theiles von C. (s. Annam [Gesch.]), u. so wurde C. wieder in zwei Theile getheilt. Endlich kam durch einen Tractat 1822 der größte Theil des Landes wieder an Siam; doch blieben Titularkönige in C.; 3) Hauptfluß des gleichnamigen Landes, mündet in das Chinesische Meer; 4) (Cap C., Punta de C.), Vorgebirge auf der Südspitze des gleichnamigen Landes.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Cambodscha — Cambodscha. Land in Hinterindien, seit 1822 zu Siam gehörig, an dem untern Laufe des mächtigen C.flusses, wird auf 3800 QM. angegeben, mit mehr als 1 Mill. E., welche dem Buddhismus angehören; C. ist ein noch ziemlich unbekanntes Land. Städte:… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Cambodscha-Inseln — Cambodscha Inseln, Inseln im Meerbusen von Siam, in der Nähe des gleichnamigen Vorgebirges (Asien, Hinterindische Halbinsel) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Siam [1] — Siam, 1) Königreich in Hinterindien, von den Siamesen selbst Thai genannt, grenzt im Norden an die chinesische Provinz Yünnan, im Osten an das Reich Anam, im Süden an das Chinesische Meer u. den Golf von Siam, im Westen an Birma u. die britischen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Siam [2] — Siam (Gesch.). Die Geschichte von S. soll nach den mythischen Annalen des Reiches bis 1440 v. Chr. hinaufsteigen, gewiß ist, daß 638 n.Chr. der Buddhaismus eingeführt wurde, der damalige König wird Krek (Sammonacadan) genannt u. von ihm ab sollen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Annam [1] — Annam, 1) (Vietnan), Kaiserthum in Hinter Indien, grenzt an China (davon durch Wüsten, Gebirge u. zugemauerte Pässe getrennt), an das chinesische Meer, Siam u. Birman; 10,200 QM. Gebirge: Vorgebirge Varela (Pagoda u. falsches Cap V.), Punta de… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Annam [2] — Annam (Gesch.). Das Stammland von A. ist Nord A. od. Tonkin. Lange war Tonkin eine Provinz von China, nach chinesischen Angaben schon seit 214 v. Chr., wo Thinschi Hoangti das Land unterwarf u. chinesische Colonisten dahin schickte; chinesische… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Siam — Siam, von den Siamesen Thai genannt, Reich in Hinterindien, zwischen China, Birma, Britischindien, den Malayenstaaten Perak und Tringano, dem Meerbusen von S., Anam, besteht aus S. u. Cambodscha (1822 größtentheils verloren) und aus… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Pulo — (fr. Poulo, span. Puelo, holländ. Poelo), malaiisch so v.w. Insel, wird gewöhnlich den Inselnamen in Hinterindien u. der Umgegend vorgesetzt; daher P. Banjak, so v.w. Banjak. P. Batu, s. Battu. P. Chinco (spr. Dschinko), s. Chinco etc. P. Condor… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hinterindien — (Hinterindische Halbinsel, Halbinsel jenseits des Ganges), die große Halbinsel im Süden von Asien, zwischen dem Bengalischen Meerbusen u. der Straße von Malacca einer u. den Meerbusen von Siam u. Tonkin andererseits, nordwestlich an Vorderindien …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Bruce Baron — (* 15. November 1949 in New York City, New York) ist ein US amerikanischer Schauspieler. Leben Baron besuchte die Cornell University und machte 1971 seinen Bachelorabschluss. Er hatte sein Spielfilmdebüt 1980 in Tsui Harks Hongkong Kinofilm… …   Deutsch Wikipedia

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