Edinburg

Edinburg

Edinburg (Edinburgh), 1) (Mid-Lothian) Grafschaft in Südschottland, 18,74 QM.; grenzt im Norden an den Frith of Forth (Forthbusen der Nordsee); im Osten an die Grafschaften Haddington (East-Lothian) u. Berwick, im Südosten an Roxburg (Teviotdale), im Südwesten an Selkirk, Peebles u. Lanark, im Nordwesten an Linlithgow; Gebirge: Morfoot u. Pentlandhills; Flüsse. Nord- u. Süd-Esk, Leith, Allmond u. mehrere kleinere; Boden fruchtbar, namentlich vortreffliches Weideland; im Allgemeinen sehr gut angebaut; Klima angenehm u. gesund; Producte: Eisen, Steinkohlen, Holz u. Getreide; man treibt Ackerbau (in hoher Blüthe; Getreide, Gemüse), Viehzucht (Rindvieh u. Schafe), Bergbau u. Fischerei; Industrie ebenfalls blühend, bes. in Leinwand, Wollen- u. Baumwollenwaaren, Segeltuch, Netzen, Shawls, Papier etc. Die 4 Eisenbahnen der gleichnamigen Hauptstadt nach Glasgow, Lanark, Berwick u. Dunbar, so wie mehrere Kanäle (der bedeutendste der Union-Kanal) durchschneiden die Grafschaft; 1851: 259,435 Ew. 2) Hauptstadt darin u. des ganzen Königreichs Schottland, unweit der Südküste des Frith of Forth, auf 3 parallel von Osten nach Westen laufenden, durch tiefe Schluchten getrennten Höhenrücken erbaut, im Osten, Süden u. Westen von hohen Hügelketten umgeben; besteht aus der Altstadt (auf dem mittleren Höhenrücken, hier wohnt der ärmste Theil der Bevölkerung), der Neustadt (Newton, nördlich davon, von der Altstadt durch das Nordloch [ehemals See] getrennt, mit dieser durch einen 960 Fuß langen, 88 Fuß breiten u. 180 Fuß hohen Erddamm [Earth-Mound] u. 2 Brücken [North- u. South-Bridge] verbunden, wovon die erstere gegen 1100 Fuß lang, aus 3 Bogen von 68 Fuß Höhe bestehend; hier wohnt der angesehenste u. reichste Theil der Bevölkerung) u. dem Leonhardshill (südlich von der Altstadt; Sitz der Mittelklassen u. der Universitätsbeamten). Von der Neustadt zieht sich eine ununterbrochene Häuserreihe (Leithwalk) nach dem 1/2 Stunde entfernten, dicht am Frith of Forth liegenden Hafenort Leith, welcher zwar einige besondere Stadtrechte besitzt, aber eigentlich mit E. eine Stadt bildet. Derselbe zerfällt in Süd- u. Nord-Leith, ist eng u. schmutzig, hat mehrer Kirchen u. Bethäuser, Arbeits- u. Armenschule, Fabriken für Leder, Schuhe, Seife, Glas- u. Eisenwaaren, ansehnliche Schiffswerfte, Börse, mehrere Banken u. Schifffahrtsgesellschaften, Docks, Werfte, bedeutenden Küstenhandel (bes. mit Steinkohlen), Schifffahrt nach anderen Ländern, Häringsfischerei, Badehaus; 30,700 Ew. Die Altstadt von dem eigentlichen E. ist mit Ausnahme einiger wenigen schönen breiten Straßen schlecht, eng u. unregelmäßig,[478] auf einem unebenen, an den Grenzen steil abfallenden felsigen Boden gebaut; die Neustadt dagegen liegt tiefer u. ist in Form eines Oblongums sehr regelmäßig gebaut, mit schönen bis zu 4000 Fuß langen, geraden, über 100 F breiten Straßen (Queens-, Georges-, Princes-Streets etc.) u. herrlichen öffentlichen Plätzen (Waterloo-Place, Andrews-Square, Charlotte-Square u.a.). E. empfängt durch eine große Wasserleitung ihr Wasser; die Stadt ist mit Gas beleuchtet u. gut gepflastert. E., jedoch ohne Leith, hat 18 presbyterianische Kirchen 26 Episkopalkirchen u. 23 Bethäuser der Dissenters. Die Kathedrale von St. Giles (im gothischen Styl) auf der Parlamentssquare ist 200 Fuß lang, 110 Fuß breit, die St. Georgskirche an der Charlottensquare ist neu, ferner die St. Andreaskirche, Georgenkirche, die Kirche Iron-Church (im 17. Jahrh. im neueren gothischen Styl erbaut), Paulskirche u.a. In der Altstadt, am westlichen Ende der 5550 Fuß langen Highstreet (östlich Canongate genannt) steht das Edinburgh-Castle auf einen 400 Fuß hohen, nach der Feldseite zu sehr steilen Felsen; es ist mit alten Mauern umgeben u. war sonst sehr fest. Es enthält Kasernen für 3000 Mann, ein Commandantenhaus, Zeughaus, Kapelle, alten tiefen Brunnen, die Zimmer, wo Maria Stuart Jakob VI. (als König von England Jakob I.) gebar u. wo der Italiener Rizzio ermordet wurde, das Kronzimmer, wo die 1818 aus ihrer Verborgenheit gezogenen schottischen Kroninsignien verwahrt werden. Ebenfalls in der Altstadt, am östlichen Ende der Canongate, zwischen Calton Hill u. dem 800 Fuß hohen Felsen Arthurs-Seat (s.d.), liegt das alte königliche Schloß (Holyrood), Aufenthalt der Maria Stuart u. eine Zeitlang des vertriebenen Königs Karls X. von Frankreich, mit der Statue der Königin Victoria. Anderem er würdige Gebäude der Altstadt sind: das alte Parlamentshaus, sonst Sitzungshaus des schottischen Parlaments, jetzt des obersten Gerichtshofes, in ihm die Advocatenbibliothek u. die Bildsäuledes Lords Melville, davor auf dem Parlamentsplatze bronzene Statue Karls II.; Universitätsgebäude, 1789–1827 gebaut, inihm Naturhistorisches Museum mit Aula, Amphitheater zu großen Vorlesungen, Bibliothek, alte Schottische Bank, welche die Geschäfte für ganz Schottland mit Ausnahme von Glasgow besorgt, für welches die neue Schottische Bank, in einem neuen Haus, wirkt, die Börse, unweit des Parlamentshauses. In der Neustadt sind merkwürdig: das Registeroffice (Generalarchiv für Schottland) mit Kuppel u. der marmornen Bildsäule Georgs IV. in den unteren Räumen, neues Posthaus, Stempelamt, neues Gefängniß in altsächsischem Styl, Zuchthaus Bridewell, Zollhaus, neues Gesellschaftshaus mit Denkmal Nelsons, 100 F. hoch, mit Treppe im Innern, Sternwarte in Kreuzesform u. mit Kuppel, auf dem dortigen Kirchhof Humes u. Robertsons Denkmal. Ein gothischer Tempel mit 120 Fuß hohem Thurm u. mit Statue im Innern von Steale soll das Andenken an Walter Scott erhalten. E. ist der Sitz der obersten Landesbehörden Schottlands u. wird nach einer eigenthümlichen Verfassung von einem Lord Provost, der zugleich Sheriff von E. u. Leith ist, einem engeren Senat von 25 Mitgliedern u. einem weiteren von 33 Mitgliedern (ähnlich unseren Stadtverordneten) verwaltet. Aus dem Senat werden 4 Bailivs u. 1 Stadtdechant zur Hülfe des Lord Provost erwählt. Diese tragen bei den Gerichtssitzungen einen scharlachen, die Stadträthe schwarze Mäntel. Die Polizei wird von einem Oberaufseher (Superintendent), 1 Schreiber u. mehreren Constables verwaltet, außerdem besteht eine besondere Stadtmiliz. Wissenschaftliche u. Erziehungsanstalten: E. besitzt eine Universität (1581 von Jakob VI. gestiftet, mit Botanischem Garten, 1680 angelegt, Sternwarte u. dem Museum Balfurianum) mit 2300 Studenten, doch sehr in ihren Einrichtungen von den englischen Universitäten abweichend, mehrere gelehrte Gesellschaften (Königliche Akademie der Wissenschaften [s.u. Akademien]), Medicinisch-Physikalische Gesellschaft seit 1731, Antiquarische Gesellschaft seit 1783, Hochländische Gesellschaft für Landwirthschaft, Königliche Gesellschaft für Geschichte u. Literatur, Gartengesellschaft seit 1809, Astronomische, Musik-, Wernersche, Naturforschende Gesellschaft), Erziehungsgesellschaften, Gesellschaft zur Ausbreitung des Christenthums u. gleiche zu Errichtung guter Schulen, Militärakademie, Gymnasium (High School) in der Alt- u. in der Neustadt, 4 Volksschulen, Zeichen-, Armen- u. Sonntagsschule, so wie viele Privatanstalten. Wohlthätigkeitsanstalten: Königliches Hospital mit Sectionssaal u. Hörsaal für medicinische Studien, Georg Heriotsches Armen- u. Waisenhaus für 175 Knaben vom 7. Jahre an (1628 gegründet), G. Watsons Hospital für 80 Kinder von Kaufleuten, Versorgungshaus für 50 Alte beiderlei Geschlechts, zugleich Schule für arme Kinder, Erziehungshaus für 50 Töchter armer Handwerker, Dreieinigkeitshospital für 8 alte Männer u. 30 Weiber, Anstalt zur Besserung unsittlicher Mädchen, Taubstummen- u. Blindeninstitut, 2 Armenapotheken, Spar- u. Anleihekasse etc. Im Ganzen zählt man 11 Hospitäler u. 60 andere milde Stiftungen. E. hat ferner 7 öffentliche Bibliotheken, ansehnlichen Buchhandel, von 50 Buchhandlungen betrieben, mit interessanten Journalen (Edinburgh Review in 14,000 Exemplaren), 12 Buchdruckereien mit 150 Pressen; dabei 12 Papiermühlen. Die Fabriken liefern Zucker, Wachslichter, Seifensiederwaaren, Leder, Stärke, Baumwollen- u. Wollenzeuge, Linnen, Metallgeräthe, Stecknadeln, Farben, Ale, Whisky, Kutschen, Uhren, Meubles, Salmiak, Glaubersalz. Der Handel ist zu Land u. zur See ansehnlich, letzterer bes. durch Leith betrieben; er wird von einer Handelsgesellschaft, 3 öffentlichen u. 10 Privatbanken, 4 Assecuranzgesellschaften u. durch den Unionskanal, der in der Stadt 2 Becken hat u. E. mit Glasgow verbindet, unterstützt. Eine Dampfbootfähre (Floating-railway) verbindet E. mit dem auf dem nördlichen Ufer des Frith of Forth liegenden Burntinstand (zum Anschluß an die Eisenbahn nach St. Andrews u. Dundee); außerdem Eisenbahnverbindung mit Glasgow, Lanark, Berwick u. Dunbar. Vergnügungen: mehrere öffentliche Spaziergänge, wo man auf mehreren Punkten die höchst romantische Gegend übersieht, das Theater, Concerte in dem Coors Room u. der Concerthalle, die Assembly Rooms im Olympischen Circus u. mehrere Privatgesellschaften. Gesammtzahl der Bevölkerung (einschließlich der von Leith) 1851: 190,387 Ew. – Wo jetzt E. liegt, erbauten die Kaiser Hadrian u. Sept. Severus das Schloß Alata Castra (griechisch Stratopedon Pteroton, d.i. geflügeltes [479] Schloß); weil das Schloß uneinnehmbar war, so sollen die piktischen Könige ihre Weiber u. Jungfrauen vor den Feinden hier bewahrt u. das Schloß den Namen Maiden Castle (Jungfernschloß) erhalten haben. Der Name E. ist entstanden aus dem mittelalterlichen Dun Eaden, Edin od. Edinsburo, welche Namen im 10. Jahrh. vorkommen, u. es ist anzunehmen, daß es also nach Edwin, vielleicht nach dem schottischen Könige Edwin des 8. Jahrh., genannt ist. 1215 wurde hier das erste schottische Parlament gehalten, 1437 wurde E. Residenz der Stuarts, 1456 Hauptstadt Schottlands; 1296 ward es von den Engländern eingenommen. 1303 hier Sieg der Schotten über die Engländer; 1313 von Robert Bruce eingenommen; am 6. Juli 1560 hier Vertrag zwischen den schottischen Ständen u. den englischen u. französischen Bevollmächtigten, daß König Franz u. Maria das englische Wappen u. den angemaßten Titel ablegen, die französischen Truppen Schottland verlassen u. bis zu Marias Ankunft ein Ausschuß die Regierung führen sollte. 1650 nahm Cromwell die Citadelle u. am 13. Juli 1689 wurde dieselbe von Herzog Gordon dem König Wilhelm übergeben. 1701 wurde D. durch eine Feuersbrunst fast gänzlich zerstört, am 19. Sept. 1745 von dem Prätendenten eingenommen. 1767 wurde die Neustadt angelegr u. durch die 1770 angelegte große Brücke mit der Altstadt verbunden. 2. Febr. 1779 Volksaufstand gegen die Katholiken u. dabei Zerstörung mehrerer katholischer Kapellen u. Demolirung der Wohnhäuser angesehener Katholiken. Vgl. Arnot, History of E., Edinb. 1780; Bower, E. illustrated, ebd. 1829; Black, E. with a description of the environs, ebd. 1857. 3) Städtischer Bezirk mit Postamt in der Grafschaft Saratoga des Staates New-York (Nordamerika); 1500 Ew.; 4) Städtischer Bezirk mit Postamt in der Grafschaft Portage des Staates Ohio; 1200 Ew.; 5) Postort in der Grafschaft Johnson im Staate Indiana am Blue-River u. der Madison-Indiana-Eisenbahn; von hier ab die Shelbyville-Zweigeisenbahn.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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