Eduard

Eduard

Eduard (Edward), germanischer Name, soll Wächter, treuer, redlicher Beschützer bedeuten. I. Könige: A) von England: 1) E. der Ältere, Sohn Alfreds d. Gr.; regierte von 900–924, s. England (Gesch.); er hatte viele Kinder von seiner Concubine, Egwine, Mutter seines Nachfolgers Adelstan, u. von seinen 2 Gemahlinnen Eflede u. Edgiva. 2) E. der Märtyrer od. der Jüngere, Edgars Sohn, regierte 975–978, s. ebd. Er wird als Heiliger verehrt; Tag: 18. März. 3) E. der Bekenner, Neffe des Vorigen, Sohn Ethelreds II., geb. 1002, floh vor den Dänen nach der Normandie, wurde nach Knut König u. regierte von 1042–66, s. ebd.; vermählt mit Editha, Gräfin von Goodwin; seiner Frömmigkeit wegen erhielt er seinen Beinamen u. wurde unter die Heiligen versetzt; Tag: 4. (5.) Januar. 4) E. I., mit den langen Schenkeln, Sohn Heinrichs III., geb. 1240, wohnte dem Kreuzzuge Heinrichs des Heiligen bei, kam 1272 zur Regierung u. errang die Oberlehnsherrlichkeit über Schottland; unter ihm entstanden die Empörungen William Wallace u. Roberts Bruce, gegen welchen Letzteren er 1307 fiel; s. ebd.; gegen Frankreich stand er mit dem deutschen Kaiser Adolf von Nassau im Bunde. Er war vermählt seit 1254 mit Eleonore von Castilien (st. 1290), in zweiter Ehe mit Margarethe von Frankreich (starb 1319). 5) E. II., der Carnarvoner (von seiner Geburt zu Carnarvon), Sohn des Vorigen u. der Eleonore, geb. 1284, erhielt als Kronprinz zuerst den Titel als Prinz von Wales, regierte, von den Geistlichen gegängelt, seit 1307; auch kämpfte er seit 1313 gegen Bruce; von einer Partei, zu welcher seine Gemahlin Isabelle u. Franzosen gehörten, wurde er festgenommen, vom Parlament abgesetzt u. 1327 in dem Schlosse Berkley ermordet, s. ebd. Er war vermählt seit 1285 mit Isabelle, Tochter Philipps des Schönen von Frankreich. 6) E. III., Sohn des Vorigen, geb. 1312, Herzog v. Cornwall (der erste, welcher als Prinz den Namen Herzog erhielt), regierte 1327–77; er handelte energisch gegen seine Mutter u. deren Buhlen Mortimer, welche die Vormundschaft u. Regentschaft führten, zwang die Schotten wieder zur Anerkennung seiner Oberherrlichkeit u. führte glücklich gegen Frankreich Krieg, s. ebd. Er war vermählt mit Philippe v. Hennegau u. stiftete 1349 den Hosenbandorden (s.d.); ihm wurde 1347, nach dem Tode Ludwigs des Baiern, die deutsche Kaiserkrone angetragen, die er aber ausschlug. 7) E. IV., geb. 1441, Sohn des Herzogs Richard von York, rüstete sich, als dieser in der Schlacht von Wakefield 1460 blieb, vom Grafen von Warwick unterstützt, den Tod seines Vaters an dem Hause Lancaster zu rächen, ließ Heinrich VI. einkerkern u. sich 1461 zum König krönen. Er hatte Kämpfe mit Heinrichs VI. Gemahlin, Margarethe u. bes. mit dem Grafen v. Warwick, floh 1470 vor Heinrich VI. nach Holland,[482] kehrte aber 1471 zurück, erhielt den Thron wieder u. starb 1483, s.u. England (Gesch.); vermählt war er mit Elisabeth Woodwille, Tochter des Baron v. River, Wittwe von Sir Gray. 8) E. V., Sohn des Vorigen, geb. 1470, folgte seinem Vater 1483 unter der Vormundschaft seines mütterlichen Oheims, des Grafen Anton v. Rivers. Sein Oheim, der Herzog Richard von Glocester, riß die Krone an sich u. ließ E. am 22. Juni 1483 mit seinem Bruder Richard im Tower im Bette ersticken, s. ebd. Beider Leichname wurden in einem Thurme des Towers nahe an einer Treppe eingemauert; dort fand man sie unter Karl II. bei einer Reparatur des Thurmes zufällig auf; seitdem sind die Gebeine in einem Sarkophag in einer Kapelle der Westminsterabtei beigesetzt. Beider Schicksal gab den Stoff zu Delavignes Trauerspiel: Die Söhne Eduards. 9) E. VI., Sohn Heinrichs VIII. u. der Johanna Seymour, geb. 1537, regierte 1547–53, wo er als der Letzte aus dem Hause Tudor starb, s. ebd.; unter ihm wurde die Reformation eingeführt; ihm folgte seine Schwester Maria. B) Von Irland: 10) E., s. Bruce 4). C) Von Schottland: 11) E. Baliol, s. Baliol 3). D) Von Portugal: 12) E. (Duarte), Sohn Johanns I., geb. 1391, folgte seinem Vater 1433 u. st. 1438, s. Portugal (Gesch.); er war seit 1428 vermählt mit Eleonore von Aragon (st. 1445).

II. Andere Fürsten: A) Herzog von Aquitanien: 13) E., so v.w. Eduard 20). B) Markgraf von Baden: 14) E. Fortunatus, Sohn Christophs II. von Baden-Rodamachern, kam 1575 unter Vormundschaft zur Regierung, erhielt durch Anfall Baden-Baden, trat seinen Brüdern Baden-Rodamachern ab u. st. 1600; er war vermählt mit Maria von Eicken; s. Baden (Gesch.) IV. A) C) Herzog von Gascogne: 15) E., so v.w. Eduard 20). D) Herzog von Geldern: 16) E., Sohn Reinhards II., geb. 1336, seit 1361 Herzog von Geldern, führte mit seinem Bruder Reinhard Krieg u. besiegte denselben; 1371 zog er mit Herzog Wilhelm von Jülich gegen Wenzel von Brabant u. blieb 22. Aug. d. I. in der Schlacht bei Bastweiler; nach And. wurde er von dem Gemahl einer Dame, die er verführt hatte, ermordet. Er war vermählt mit Katharina, Tochter Albrechts, des Regenten von Holland. E) Graf von Poitou: 17) E., so v.w. Eduard 20). F) Herzog von Parma: 18) E., so v.w. Odoardo. G) Graf von Savoyen: 19) E., Sohn von Amadeus V., folgte seinem Vater 1323 u. starb 1329 in Gentilly, s. Savoyen (Gesch.).

III. Prinzen: A) von England: 20) E., Prinz von Wales, gewöhnlich der Schwarze Prinz, wegen der Farbe seiner Rüstung, ältester Sohn Königs E. III., geb. 1330 in Woodstock; zeichnete sich bes. im Kriege mit Frankreich aus u. gewann die Schlachten bei Cressy u. bei Poitiers, wo König Johann von Frankreich gefangen wurde. 1362 belehnte ihn sein Vater mit Poitou, Aquitanien u. Gascogne; er nahm Peter den Grausamen von Castilien, welchen Heinrich von Transtamare aus Castilien vertrieben hatte, auf u. setzte ihn 1367 wieder in sein Königreich ein. In dem wieder ausgebrochenen Kriege mit Frankreich eroberte E. Limoges, mußte aber seiner Gesundheit wegen nach London zurückgehen; hier starb er 1376. Er war vermählt mit Johanna v. Kent seit 1361. 21) E., Herzog von York, s. York. 22) Prinz von Wales, letzter Sprößling des Hauses Lancaster, geb. 1453, Sohn Heinrichs VI. u. Margarethens von Anjou; wurde schon bei seiner Geburt von dem Hause York für untergeschoben erklärt u. mußte 1463, als sein Vater von E. IV. entthront u. eingekerkert worden war, mit seiner Mutter nach Frankreich entfliehen, kehrte aber 1471, als sich der Graf Warwick gegen E. IV. erklärte, zurück, wurde jedoch in Folge der Schlacht von Tewksbury getödtet. 23) E. Plantagenet, der letzte Plantagenet, geb. 1475, Sohn des Herzogs Georg von Clarence u. Neffe E-s IV. u. Richards III., wuchs unter Richard III. im Gefängniß auf, wurde von Heinrich VII. in den Tower gesetzt u. später in dasselbe Gefängniß gebracht, wo Perkin Warbeck saß. Dieser theilte dem schwachsinnigen Prinzen 1499 Mittel zu ihrer Befreiung mit, allein ihre Absicht wurde entdeckt u. E. enthauptet. 24) Jakob E., Sohn Jakobs II., s. Jakob. 25) Karl E., Enkel Jakobs II. von England, Sohn von Jakob E. u. Clementine, Tochter des Prinzen Sobieski, bekannt unter dem Namen des Prätendenten, geb. 1720 in Rom. Unterstützt vom römischen Hof, begab er sich 1744, als spanischer Courier verkleidet, nach Paris, wo er Ludwig XV. für seine Sache gewann u. 15,000 Mann zu seiner Disposition erhielt. Da aber der englische Admiral Norris die französische Flotte noch vor ihrem Auslaufen im Hafen von Dünkirchen zerstörte, versagte ihm der französische Hof die Hülfe, u. er mußte sein Vorhaben auf eigene Faust ausführen. Er landete 1745 an der Nordwestküste von Schottland, wurde aber bei Culloden geschlagen u. mußte wieder nach Frankreich entfliehen, s. England (Gesch.). In Frankreich genoß er eine französische u. spanische Pension, ging aber nach dem Frieden mit England nach Italien, wo er in Rom u. nach seines Vaters Tode 1766 in Florenz lebte, von wo ihn ein Befehl Pius VI. nach Rom zurückrief. 1772 vermählte er sich mit der Prinzessin Louise Maximiliane Karoline von Stolberg-Gedern, trennte sich aber 1780 von ihr u. st. 1788 in Rom, nachdem er 1785 seine natürliche Tochter als Gräfin von Albany zur rechtmäßigen Erbin erklärt hatte. Da sein Bruder, der Cardinal v. York, als Geistlicher nicht heirathen konnte, so starb mit E. das Haus Stuart aus. 26) E. August, Herzog von Kent, s. Kent. B) Von Portugal: 27) E. von Braganza, Bruder Johanns IV. von Portugal; nahm kaiserliche Kriegsdienste u. focht im Dreißigjährigen Kriege. Als aber 1640 Portugal das spanische Joch brach, wurde E. auf Instanz des spanischen Hofes als Gefangener nach Passau, dann nach Grätz gebracht u. endlich an Spanien ausgeliefert; er st. 1649 in Mailand. C) Von Sachsen-Altenburg: 28) Karl Wilhelm Christian, jüngster Sohn des Herzogs Friedrich von Sachsen-Altenburg, geb. am 4. Juli 1804 in Hildburghausen, trat 1821 als Lieutenant in ein Chevauxlegersregiment der bairischen Armee ein, rückte bald darauf zum Oberlieutenant u. Rittmeister aus u. wurde 1829 Major u. 1832 Obristlieutenant; er erhielt das Commando einer nach Griechenland bestimmten Chevauxlegersdivision u. später in diesem neugegründeten Königreiche den Posten eines Gouverneurs von Nauplia; im Juni 1834 kehrte er mit dem bairischen Truppencorps nach Baiern zurück u. erhielt, unter Ernennung[483] zum Oberst, das Commando des 6. Chevauxlegerregiments. 1840 zum Generalmajor u. Brigadier der 4. Armeedivision in Würzburg befördert, wurde er später in gleicher Eigenschaft zur 1. Armeedivision nach München versetzt u. 1848 als Generallieutenant mit dem Gouvernement von München u. dem Commando der 1. Cavalleriedivision betraut, zugleich auch zum Chef des 1. Chevauxlegersregiments erhoben. An der Spitze einer bairischen Brigade marschirte er 1849 nach Holstein u. Schleswig u. erhielt daselbst das Commando einer aus bairischen, kurhessischen, königlich u. herzoglich sächsischen Truppen zusammengesetzten Division, mit der er, zunächst im Sundewitt operirend, die Düppeler Schanzen einnahm, später aber weiter nach dem Norden zog. Nach Beendigung des Feldzuges wurde er zum Commandeur der 1. Armeedivision ernannt u. starb am 16. Mai 1852 in München. Er war vermählt zuerst 1835 mit Prinzessin Amalie von Hohenzollern-Sigmaringen (starb 1841), in 2. Ehe 1842 mit Prinzessin Luise von Reuß-Greiz.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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