Einsiedlen

Einsiedlen

Einsiedlen (Einsiedeln) 1) Bezirk der E. (auch Waldstatt genannt) im Schweizercanton Schwyz, wird in 7 Viertel eingetheilt; Pferdezucht; 6850 Ew.; 2) Marktflecken daselbst an der Alp, dessen Einwohner zum größten Theil von der Beherbergung der Wallfahrer leben, welche das Marienbild der über demselben liegenden Abtei besuchen. Der Ort zählt allein 55 Gasthäuser; 3) Benedictinerabtei daselbst, in einem Thale zwischen Alp u. Sihl gelegen, der berühmteste Wallfahrtsort der Schweiz; Post- u. Telegraphenbureau. Klostergebäude u. Kirche sind 1721 neu im Italienischen Style erbaut. Letztere schließt die aus schwarzem Marmor erbaute Kapelle des St. Meinrad mit dem schwarzen Marienbilde ein, welches alljährlich, namentlich am Tage der Engelweihe (14. September) eine große Menge von Wallfahrern aus der Schweiz u. dem Auslande herbeilockt. Das Kloster besitzt eine werthvolle Bibliothek von 26,000 Bänden u. andere wissenschaftliche Sammlungen. Als Gründer des Klosters wird Eberhard, Dompropst in Strasburg, genannt, welcher hier 948 an der Stelle, wo 861 der Einsiedler Meinrad (Meginrad) ermordet worden war, der heiligen Jungfrau eine Kapelle errichtete. Das Kloster war reichsfrei, die Advocatie hatten Anfangs die Herzöge von Zähringen, dann nach einander die Grafen v. Rappersweil, die Grafen v. Habsburg u. die Herzöge von Österreich. 1274 machte Kaiser Rudolf von Habsburg die Äbte von E. zu Reichsfürsten; dennoch unterwarfen sich die Schwyzer 1386 nach der Schlacht bei Sempach alles Gebiet von E. u. zwangen die Unterthanen, ihnen[558] den Cid der Treue zu leisten; die Mönche begaben sich aber ihres Vorrechts nicht, u. 1431 sprach Kaiser Siegmund zu Übelingen den Schwyzern die Schutzgerechtigkeit von E. ab. Während der Reformation, wo Zwingli von dem Administrator von E., Theobald v. Geroldseck, dahin berufen wurde, hörten die Wallfahrten auf, begannen jedoch später nach Wiederherstellung des Klosters von Neuem. 1577 brannte Abtei u. Flecken zum 5. Male seit der Gründung ab. Am 4. Mai 1798 capitulirten die Schwyzer in E., welches von den Franzosen genommen u. geplündert worden war, u. Letztere schlugen daselbst unter Massena am 14. August 1799 die Österreicher unter Jellachich. Vgl. Einsiedlische Chronik, od. Geschichte des Gotteshauses zu E., Einsiedlen 1783; Tschudi, Einsiedlische Chronik, ebd. 1823.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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