Eleonōre

Eleonōre

Eleonōre, weiblicher Name, bedeutet die Mitleidige. Merkwürdig sind: I. Fürstinnen: A) Deutsche Kaiserinnen: 1) E., älteste Tochter des Königs Eduard I. von Portugal u. der Leonore von Aragon, geb. 1437, schön u. klug; vermählte sich 1452 mit Kaiser Friedrich IV. u. starb 1. Septbr. 1467 in Wienerisch-Neustadt; sie war die Mutter des Kaisers Maximilian I. u. der Kunigunde, Gemahlin des Herzogs Albrecht des Weisen von Baiern. 2) E., jüngere Tochter des Herzogs Vincens I. von Mantua; wurde 1622 in zweiter Ehemit Kaiser Ferdinand II. vermählt u. st. 1635; ihre Ehe war kinderlos. 3) E., Tochter des Herzogs Karl II. von Mantua, geb. 1629; wurde 1651 als dritte Gemahlin an Kaiser Ferdinand III. vermählt u. st. 1696; Stifterin des Sternkreuzordens; ihr Sohn war Karl Leopold, Herzog v. Lothringen. 4) E. Magdalena, Tochter des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz, geb. 1655, wurde 1676 die dritte Gemahlin des Kaisers Leopold I.; sie gebar ihm 3 Prinzen, darunter die Kaiser Joseph I. u. Karl VI. u. 7 Prinzessinnen; übernahm nach dem Tode ihres Gemahls (1705) u. ihres Sohnes Joseph I. (1711), für ihren zweiten in Spanien geborenen Sohn, Karl VI., die Regierung der Erblande, dämpfte die Unruhen in Ungarn u. starb 19, Jannar 1720; Lebensbeschreibung von Silbert, Wien 1837.

B) Königinnen: a) von Aragonien u. Castilien: 5) E., geb. 1204, jüngste Tochter Alsons III. von Castilien, wurde 1221 mit dem 13jährigen König Jakob von Aragonien vermählt, ließ sich aber 1229 unter dem Vorwand zu naher Verwandtschaft von ihm scheiden. Ihr Sohn Alfons wurde dennoch als legitim anerkannt; sie st. 1233. b) Von Dänemark: 6) E., Tochter des Königs Alfons II. von Portugal, wurde 1214 mit König Waldemar II. von Dänemark vermählt u. st. 1221, sie war Mutter Erichs IV. c) Von England: 7) E. v. Guienne (E. v. Aquitanien), Tochter Wilhelms IX. von Aquitanien, geb. 1122; erbte von ihrem Vater das Herzogthum Guienne u. vermählte sich 1137 mit König Ludwig VII. von Frankreich, den sie 1147 auf dem zweiten Kreuzzuge nach dem Gelobten Lande begleitete. Hier wurde sie von Raimund v. Poitiers in Antiochien durch Vergnügungen zurückgehalten, u. als ihr Gemahl durchaus nicht länger verweilen, sondern nach Jerusalem ziehen wollte, weigerte sie sich ihm zu folgen, u. trug unter dem Vorwande zu naher Verwandtschaft auf Scheidung an. Der König mußte sie endlich mit Gewalt entführen, doch wurde das Mißverhältniß immer ärger, u. da man sie eines Liebesverhältnisses mit einem Saracenen u. eines Briefwechsels mit Saladin beschuldigte, ließ sich Ludwig VII., nach der Rückkehr aus Palästina, 1152 von ihr scheiden. Sie heirathete nun den Herzog Heinrich von der Normandie, später als Heinrich II. König von England. Etlersüchtig auf ihren Gemahl, tödtete ste angeblich Rosamunde Clifford (s.d.), die Geliebte ihres Gemahls, durch Gift, verleitete ihre Kinder, gegen ihren Vater die Waffen zu ergreifen, wurde aber gefangen u. brachte 16 Jahre im Gefängniß zu; erst 1188, nach dem Tode ihres Gemahls, erhielt sie von ihrem Sohne, Richard Löwenherz, die Freiheit wieder; während des Kreuzzugs dieses Königs war sie Regentin von England; sie st. 1204 im Kloster Fontevrauld; schr. Js. de Larrey, Hist. de Eleon. de Guienne, Par. 1692. 8) E., Tochter des Grafen Berengar V. von Provence; vermählte sich 1236 mit König Heinrich III. von England, ging nach dem Tode desselben 1273 in das Kloster u. st. 1292 in der Abtei Ambresbury. d) Von Frankreichreich: 9) E. von Guienne, s. Eleonore 7). 10) E. von Österreich, die Tochter Philipps I., Erzherzogs von Österreichs u. Johannens von Castilien, geb. 1498 in Löwen; wurde 1519 mit König Emanuel von Portugal u. nach dessen Tode erst mit Karl von Bourbon um den Preis, daß er zu dem Kaiser überginge, verlobt, später aber mit Franz I. von Frankreich (1530) vermählt; sie ging nach seinem Tode 1547 in die Niederlande u. 1556, ihren Bruder begleitend, nach Spanien, wo sie 1558 in Talavera st. e)Von Navarra: 11) E. von Castilien, Tochter Heinrichs II. von Castilien, wurde 1379 mit Karl III. von Navarra vermählt, entzweite sich aber mit ihm u. ging nach Castilien zurück. Da sie hier gegen ihren Neffen, Heinrich III. Unruhen erregte, belagerte dieser sie in ihrem Schlosse u. sandte sie ihrem Gemahl zurück, der sich mit ihr aussöhnte u. noch 8 Kinder mit ihr zeugte; sie st. 1416 in Pampeluna. 12) E. von Foix, Tochter des Königs Johann II. von Aragonien, folgte 1479 ihrem Vater in Nevarra, das derselbe durch die Hand ihrer Mutter Blanca, der einzigen Tochter Karls III,[631] erhalten hatte; sie war vermählt mit Gaston von Foix u. hinterließ Navarra nach ihrem bald erfolgten Tode ihrem Sohne Franz Phöbus. f) Von Polen: 13) E., Tochter des Kaisers Ferdinand III., geb. 1653, wurde 1670 dem König Michael von Polen vermählt; 1673 Wittwe geworden, heirathete sie 1678 den Herzog Karl von Lothringen, wurde 1690 wieder Wittwe u. st. 1697. g) Von Portugal: 14) E. Tellez, schöne Tochter von Martin Alfons Tellez de Meneses, geb. 1530, wurde, 16 Jahre alt, an Lorenz Acunha verheirathet u. an den Hof von Lissabon gebracht; hier lernte sie König Ferdinand I. von Portugal kennen u. liebte sie leidenschaftlich. Der Gatte wollte sie nach seinen Gütern zurückführen, Ferdinand ließ ihn aber unterwegs von Vermummten überfallen u. E. entführen. Diese wollte sich dem Könige aber nur dann ergeben, wenn er ihre Scheidung durchsetzte u. sie heirathete. Wirklich wußte der König ihren Gemahl zu bewegen, sie ihm abzutreten, u. ehelichte sie 1372. Ihren Schwager Johann beredete sie, seine Gemahlin, ihre eigene Schwester Maria, ermorden zu lassen u. ihre Tochter Beatrice zu heirathen, was aber durch Johanns Flucht mißlang. Sie lebte sehr ausschweifend u. stand bes. mit Fernando Andeira, den sie zum Grafen v. Ourem erheben ließ, in sträflichem Verhältniß. Der König endlich aufmerksam geworden, erstach Ourem vor ihren Augen, verzieh ihr aber dennoch. Obgleich Ferdinand sie in seinem Testamente zur Regentin ernannt hatte, so bemächtigte sich doch nach dem Tode ihres Gemahls 1383 Johann, unehelicher Bruder Ferdinands I., der Regierung, worauf sich derselbe ihr zum Gemahl antragen ließ. Sie floh jedoch nach Castilien, um die Hülfe ihres Schwiegersohns Johann von Castilien, der ihre Tochter Beatrice 1382 geheirathet hatte, anzurufen, dieser ab er ließ sie in ein Kloster zu Valladolid bringen, wo sie starb. 15) E., Tochter Ferdinands IX. von Aragonien u. Eleonorens von Albuquerque, vermählte sich 1428 mit König Eduard von Portugal, der sie 1438 zur Regentin für seinen Sohn Alfons V. ernannte; sie starb 1445 in Toledo. 16) E. von Österreich, s. Eleonore 10).

C) Andere Fürstinnen: a) Großherzogin von Florenz: 17) E. von Toledo, Tochter des Vicekönigs von Neapel, Peter von Toledo, seit 1543 Gemahlin des Großherzogs Cosmo I. von Medici, tapfere Frau, die den Anführer der Gegner ihres Gemahls, Philipp Strozzi, selbst gefangen nahm u. mit Cosmo gegen Siena zog. Sie war eine Pflegerin der Schönen Künste u. Wissenschaften. b) Herzogin von Geldern: 18) Tochter Eduards II. von England, wurde 1333 an Rainald von Nassau, Herzog von Geldern, vermählt u. von diesem wegen Häßlichkeit verstoßen, dann aber wieder angenommen; sie st. 1355. c) Herzogin von Lothringen: 19) so v.w. Eleonore 13). d) Von Este: 20) E., Tochter Alfons I. von Ferrara, geb. 1511, lebte, von ihrem Bruder Alfons II. geliebt, an dessen Hofe u. erregte die Leidenschaft Tassos, der sich 1580 zu einem heftigen Ausbruch seiner Liebe gegen E., wobei er diese in Gegenwart des Hofes umarmt haben soll, hinreißen ließ. Alfons II. ließ ihn dafür als Wahnsinnigen 6 Jahre lang in das Kloster Sta. Anna sperren. Ob u. wie weit E. diese Leidenschaft getheilt habe, ist unentschieden, wahrscheinlich aber, daß sie sie beim Ausbruch verschmähte. E. starb nach Tasso. e) Herzogin von Würtemberg: 21) E. Juliana, Tochter des Markgrafen Albrecht zu Brandenburg-Onolzbach, geb. 13 October 1663, vermählte sich 24. October 1682 mit Herzog Friedrich Karl, Administrator von Württemberg u. st. in Onolzbach 4. März 1724; sie schr.: Betrübter Seelentrost, d.i. Kern aller Gesänge der bewährtesten Männer evangelischer Kirche, Stuttg. 1700.

II. Andere Personen: 22) E. de Guzman, die schöne Tochter von Don Pedro Nuñez de Guzman, Wittwe von Don Juan de Velasco, Maitresse von Alfons XI. von Castilien. Nach dessen Tode 1350 ließ die Königin Marie 1351 E. erdrosseln; sie war Mutter Heinrichs Transtamare. 23) E. Christine, Tochter des Königs Christian IV. von Dänemark, aus morganatischer Ehe mit Christine Monk, geb. 1621, vermählt mit Graf Corsitz Ulfeld, gerieth nach ihres Vaters Tode, da ihr Gatte sich in Staatsverschwörungen einließ, in den Verdacht, an denselben Theil genommen zu haben, wurde in England verhaftet u. ausgeliefert, u. saß 1663–1688 im Blauen Thurm in Kopenhagen gefangen, bis sie endlich nach dem Tode der Königin Sophie Amalie, Christinens persönlicher Feindin, losgelassen u. mit dem Schlosse Mariboe belehnt wurde; sie st, 1693 in Mariboe.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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