Erasmus

Erasmus

Erasmus (gr., verkürzt Asmus, männlicher Vorname, der Liebenswürdige), 1) St. E., Bischof in Campanien; starb den Märtyrertod um 301 u. ist einer der 14 Nothhelfer, s.d.; Attribut: eine Winde; Tag der 3. Juni. 2) Desiderius, geb. 28. Octbr. 1467 in Rotterdam (daher E. Rotterdamus); war erst Chorknabe in der Kathedrale zu Utrecht, seit 1484 Mönch in dem Kloster Emaus bei Gouda, wo er sich als Maler auszeichnete, studirte dann zu Paris Theologie u. Humaniora u. ging 1497 nach England u. dann nach Italien; vom Papst Julius II. von seinem Ordensgelübde dispensirt, lebte er nun in Venedig, Padua u. Rom, kehrte später nach England zurück, war in Oxford u. Cambridge eine Zeit lang Professor der Griechischen Sprache, lebte dann in Brüssel, seit 1521 in Basel, seit 1529 in Freiburg u. starb in Basel 1536. Er machte sich verdient um das Aufblühen der Wissenschaften (daher er mit Budäus u. Vives den Ehrennamen Triumviri rei literariae erhielt), um die Griechische Sprache u. mittelbar um die Reformation, indem er manche Mißbräuche des Mönchs- u. Papstthums angriff. Er achtete Luther, wenn er auch mit dessen Art zu reformiren nicht immer übereinstimmte u. 1524 mit demselben einen Streit über die Freiheit des Willens, welche er vertheidigte, hatte. Als die Reformation ernst wurde u. die päpstliche u. protestantische Partei sich schärfer von einander schieden, suchte es E. mit keiner von beiden zu verderben, so sehr sich auch jede bemühte, den durch seine Gelehrsamkeit berühmten u. angesehenen Mann auf ihre Seite zu ziehen. Die Furcht, in das Parteigetreibe hineingerissen zu werden, veranlaßte ihn, die seinem ehemaligen Freunde Hutten schuldige Rücksicht zu verletzen, als dieser, nach Basel fliehend, ihn besuchen wollte, In Folge dessen entstand zwischen beiden eine Spannung, u. Hutten griff den E. in einer Streitschrift, Expostulatio Ulr. Hutteni, mit Bitterkeit an, worauf E. nach Huttens Tode mit der Spongia Erasmi Rot. antwortete. Dieser Streit erregte ungemeines Aufsehen u. führte zu einem völligen Bruch zwischen E. u. der Reformationspartei. Er schr. u.a.: Paraphrases in N. T. (beste Ausgabe von Augustin, Berl. 1778–80, 2 Bde.); Adagia, Vened. 1508, Fol. u.ö.; Colloq uia, Bas. 1516 u.ö.; Epistolare (vollständige Ausgabe, Lond, 1642, 2 Bde., Fol.); Encomium moriae, Par. 1509 u.ö., von Becker, Bas. 1780; Lpz. 1826; Hoorn 1839 (deutsch: Lob der Narrheit o. I. u. O., Frkf., mit Holbeins Kupfern, 1735, mit lithographischen Zeichnungen, St. Gallen 1839); Von der Eintracht der Kirche, 1553 (s.u. Union). Schriften herausgegeben von Beat. Rhenanus, Bas. 1540, 9 Bde., Fol., vollständiger von Le Clerc, Leyd. 1703, 11 Bde., Fol. Auch hat man von ihm geschätzte Ausgaben mehrerer Klassiker. Lebensbeschreibung von Burigny, Par. 1758, 2 Bde. (deutsch von Reich u. Henke, Halle 1782, 2 Bde.) Heß, Zür. 1790, 2 Bde., A. Müller, Hamb. 1828.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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