Gneisenau

Gneisenau

Gneisenau, ein der Evangelischen Confession folgendes, in der preußischen Provinz Sachsen begütertes Geschlecht, dessen eigentlicher Name Neidhardt ist u. das aus einer fränkisch-schwäbischen Familie dieses Namens stammt, die unter die ältesten Patriciergeschlechter der Stadt Ulm gehörte. Die Familie erhielt 1552 eine Adelsbestätigung u. wurde 1814 in den preußischen Grafenstand erhoben. Der berühmteste Abkömmling dieses Geschlechtes ist: 1) Graf August Neidhardt, geb. 28. Oct. 1760 in Schilda, wo sein Vater, ein österreichischer Hauptmann, im Winterquartier stand; er kam nach dem frühen Verluste seines Vaters zu seinem Großvater, dem Artillerieobristen Müller, damaligen Commandanten von Würzburg, studirte dann in Erfurt u. trat 1778 in baireuthische Dienste; 1780 ging er mit den Ersatzmannschaften nach Amerika, konnte aber wegen des schon geschlossenen Waffenstillstandes dort keinen Theil mehr an dem Kriege nehmen, er kehrte daher 1783 nach Deutschland zurück u. trat 1786 in preußische Dienste; er stand erst als Offizier à la suite in Potsdam, kam nachher zur niederschlesischen Füselierbrigade, wurde hier 1789 Hauptmann u. garnisonirte abwechselnd in Bunzlau, Löwenberg u. Jauer; 1793 u. 1794 machte er den Feldzug in Polen mit u. wurde 1806 Major; er formirte ein Brigadereservebataillon in Lithauen u. wurde nach Danzig u. 1807 nach dem belagerten Kolberg als neuer Commandant geschickt. Durch geschickte u. muthige Maßregeln bewahrte er diese Festung u. wurde Oberst. Nach dem Frieden nahm er 1807 scheinbar seine Entlassung, erhielt aber 1808 u. Anfangs 1813 geheime Missionen nach London, Stockholm u. Petersburg. 1813 wurde er Generalmajor u. Generalquartiermeister der schlesischen Armee u. nach Scharnhorsts Tode Chef des Generalstabes Blüchers. Der meisterhafte Rückzug von Lützen bis Breslau, der entscheidende Sieg an der Katzbach, der Übergang bei Wartenburg u. der Erfolg des Gefechtes bei Möckern, unweit Leipzig, am 16. Oct., waren größtentheils Werke seiner Rathschläge, auch hatte er 1814 großen Theil an den strategischen Operationen, wie an den Siegen bei Brienne, Laon u. Paris, wurde deshalb zum Grafen u. General der Infanterie ernannt u. erhielt eine Dotation (Sommerschenburg) von 10,000 Thlrn. jährlicher Einkünfte. 1815 trug er viel dazu bei, daß die bei Ligny geschlagene preußische Armee in der Verfassung blieb, den Sieg bei Belle-Alliance zu erkämpfen; er verfolgte hierauf den Feind auf dem Fuße bis nach Paris, nahm am Friedensabschluß Theil u. wurde darauf commandirender General in den Rheinprovinzen; aus politischen Gründen legte er diese Stelle 1816 nieder u. lebte in Berlin auf seinem Gute Großerdmannsdorf bei Hirschberg in Schlesien. 1818 wurde er Gouverneur von Berlin, 1825 Generalfeldmarschall u. Vorsitzender der auswärtigen Militärangelegenheiten im Staatsrath, 1831 Oberbefehlshaber der Observationsarmee gegen Polen u. st. am 24. Aug. 1831 in Posen an der Cholera; sein Leichnam wurde interimistisch in Posen, 1832 aber in der Kirche zu Wormsdorf, einem Patronate des Folgenden, beigesetzt, 1841 aber nach der Familiengruft in Somnierschenburg geführt, wo ihm am 18. Juni 1841 ein Denkmal geweihet wurde; 1855 wurde seine von Rauch gefertigte Statue neben der Blüchers unter den Linden in Berlin aufgestellt; aus seinem Nachlasse ist eine Biographie geschöpft worden u. 1857 in Berlin erschienen. 2) Graf August, Sohn des Vor., geb. 24. Mai 1798, war Major, folgte seinem Vater 1831 in der Majoratsherrschaft Sommerschenburg u. st. unvermählt im Mai 1857. 3) Hugo, Graf von G., Bruder des Vor., geb. 10. Aug. 1804, preußischer Rittmeister u. Escadronchef im 2. Dragonerregiment, folgte 1857 den[431] Vor. im Majorate; er ist vermählt mit Minna, geb. Ruhneck. Sein älterer Sohn Hugo ist 1836 geboren.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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