Grobhäusern

Grobhäusern

Grobhäusern, deutsches Kartenspiel zwischen zwei bis acht Personen. Jeder Spielende erhält zwei Blätter, die er behalten od. wegwerfen kann. Der erste, welcher seine Karte behält, setzt den vorher bestimmten Einsatz aus (ausbieten), meist ist die Vorhand dazu verbunden. Die anderen, welche ihre Karten behalten (mithalten), setzen dasselbe. Der die Karten gegeben, od., wenn er die seinigen weggeworfen hat, der ihm rechts Sitzende, kann diesen Satz erhöhen (bessern), u. so fort bis zum Ersten. Der so den ersten od. zweiten Satz mitgehalten hat, kann seine Karten wieder wegwerfen, wenn sie ihm nicht gut genug dünken, um den erhöhten Satz zu wagen. Wenn keiner mehr bessert, werden die noch liegenden Karten mit den weggeworfenen wieder gemischt, u. jeder Mithaltende bekommt noch zwei Karten. Der die Vorhand Habende od. der nach ihm Folgende bietet nun wieder aus, u. die Anderen setzen die ausgebotene Summe. Der zuletzt Mithaltende kann nun bessern, u. so der rechts, wobei es, wie bei den ersten Karten, Jedem freisteht, von dem Spiele abzugehen. Die Vorhand u. die nach ihr Folgenden können jedoch auch passen, u. wenn einer der Letzteren ausbietet, wieder an dem Spiele Theil nehmen (aufstehen). Wenn Niemand mehr bessert, so zeigt jeder der Mithaltenden seine Karte auf, u. der Gewinner zieht alle Sätze ein. Wenn Alle passen, so bleiben die Sätze stehen; diejenigen, welche auch bei den ersten zwei Karten nicht mitgehalten haben, müssen dann die durch den Verlust des Spiels erwachsene Summe setzen, u. dasselbe wird wieder, wie vorher, gespielt, nur daß bei einem verpaßten Spiele auf die ersten zwei Karten nicht von Neuem ausgeboten, wohl aber gebessert werden kann. Das Spiel gewinnt derjenige, welcher das höchste Gevierte (Kunststück), nämlich vier Däuser, vier Könige etc. hat. Nach den Gevierten kommen die meisten Augen von einer Farbe (Fluß); der höchste Fluß ist von einundvierzig, indem das Daus elf, König, Ober, Unter zehn u. die übrigen Karten nach ihren Benennungen zählen. Wenn kein Geviertes u. kein Fluß da ist, so gewinnen drei Däuser, drei Könige etc. u. dann drei u. zwei Blätter von der nämlichen Farbe. Zwei Könige, zwei Ober etc. gelten nichts. Bei gleichen Augen gewinnt die Vorhand. Zuweilen stechen vier auf einander folgende Karten (Krikelkrakel), wovon jedoch jede von einer anderen Farbe sein muß, z.B. Grünsieben, Rothacht,[659] Schellenneun, Eichelnzehn, ein Geviertes. Der niedrigste Krikelkrakel, d.h. der von einer Sieben anfangende, übersticht die von der Acht, Neun etc. anfangenden. Das G. ist fast überall als Hazardspiel verboten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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