Guzerat

Guzerat

Guzerat (spr. Guserat, engl. Gujerat, spr. Gudscherat), 1) eine Provinz im westlichen Theile Vorderindiens, im N. vom Busen von Cutch u. Rajpootana, ist S. vom Indischen Ocean, dem Golf von Cambay u. Theilen der britischen Präsidentschaft Bombay, im O. von Candeish u. Malwa, im W, von Cutch u. dem Meere begrenzt, besteht aus der großen Halbinsel Kattiwar (s.d.) u. einem festländischen Theile, liegt zwischen 20–24° nördlicher Breite u. 86° 40'–92° östlicher Länge (von Ferro) u. umfaßt mit Ausschluß der unmittelbaren. britischen Districte (wie Ahmedabad) 1912 QM., von denen die größere Hälfte auf den Staat des Guicowar (s.d.) u. dessen Vasallen, die andere auf verschiedene kleinere von den Briten mehr od. minder abhängige Staaten kommt. Die Hauptflüsse des Festlandes sind Suburmuttee, Bunaß, Myhee, Nerbudda u. Taptee. Die bedeutendsten Gebirgszüge sind außer den in einzelnen Gipfeln bis 2000 Fuß aufsteigenden Westlichen Ghats, die Satpoorakette, die westlichen Ausläufer des Vindhya, die Gebirge Loonawara, von Dongurpore u. der Mount Aboo. Von Mineralien liefert das Land nur Eisenerz (auf der Halbinsel) u. schöne Carneole (bei Rajpeepla); der Sand im Golf von Cambav enthält Eisen u. Platina. Das Klima ist in den verschiedenen Theilen des Landes verschieden; höchst schädlich für den Europäer bes. ist die Zeit vom 20. März bis 20. Mai, wo die heißen Winde wehen, sowie namentlich im Geer auf der Halbinsel u. an den Küsten des Golfs von Cambay. Von wilden Thieren finden sich Löwen, Tiger, Leoparden, Wölfe, Hyänen, Antilopen u. viele Arten Wild; von Hausthieren das Kameel, der Büffel etc. Die einst berühmten Pferderace von G. ist jetzt sehr degenerirt. Bes. angebaut werden Reis, Weizen, Jowar u. Bajra (letztere beiden Arten von Holcus sind nebst Weizen die Hauptnahrungspflanzen auf der Halbinsel), die Dattelpalme u. Palmyra, der Mhowa, Mango, die Adansonia u. andere Bäume; die schönen u. ausgedehnten Wälder liefern gute Nutzhölzer. Die Bevölkerung wird auf 3 Millionen geschätzt; die herrschende aber wenig zahlreiche Race sind die Mahratten; Radschputen u. Brahminen sind sehr zahlreich, Muhammedaner wohnen hauptsächlich in den Städten, ebenso die Parsen (s.d.); andere Racen, welche mehr das Land bewohnen, sind die Coolies, Koonbies, Dunjas, Katties, Bheels u.a.; auf der Halbinsel wohnen die Jains. Die früher nicht unbedeutende Industrie G-s ist fast ganz heruntergekommen; der Handel befindet sich meist in den Händen der Parsen u. Muhammedaner. – In der Halbinsel von G. herrschte bis ins 8. Jahrh. n. Chr. die Dynastie der Balharas (Batharkas, d.i. Generale), die sich als Statthalter von ihren Fürsten losgerissen u. ein eignes Reich gebildet hatten u. deren Residenz Valabhipura war. Auf diese folgte 746–932 die Dynastie der Chaura (Chamara), die aus 7 Königen bestand; ihr folgte die Dynastie Solankhi (Kaulukja), deren Stammvater, Mula Radscha, aus Delhi gekommen war. Unter dieser Dynastie drang 1025 der Ghaznavide Mahmud aus Delhi in G. ein; doch konnte er sich nicht halten. Der letzte, Lakmul, starb kinderlos, u. mit seinem Nachfolger, Bhima, kam im 12. Jahrh. der Stamm der Baghilah, die früher als Vasallen in Chandravati geherrscht hatten, in G. zur selbständigen [803] Regierung; ihre Residenz war Nehrwala. Bhima schlug 1178 die Ghauriden, die bis vor G. vorgedrungen waren, zurück. 1194 aber wurde er von Kutbud-Din Aubuk geschlagen, aber dieser konnte seinen Sieg nicht verfolgen; 1196 wurde von ihm G. erobert u. in Nehrwala von Delhi aus ein Gouverneur eingesetzt, aber erst 1297 nach der Vertreibung des Kavan, des letzten Königs aus der Dynastie Baghilah, gänzlich unterjocht; eine in G. 1317 ausgebrochene Empörung unterdrückte Mubarik. Die innere Zerrüttung des Reichs von Delhi benutzte der Gouverneur Zaser Khan, Abkömmling eines indischen Radschputen, sich unabhängig zu machen; er nahm als König den Titel Muzaffer-Schah an u. regierte 1397–1411; ihm folgte Ahmed I. bis 1443, der bes. glückliche Kriege gegen die Herrscher von Malwa u. Dekan führte; nach ihm regierte bis 1451 Mahomed; unter der Regierung dieser Dynastie kamen die Portugiesen nach Indien; 1520 u. 1521 vereitelte die Flotte des Königs die Versuche der Portugiesen auf Diu. Unter Bahader Schah (regierte 1526–35) wurde G. 1530 von dem Großmogul Humaju unterworfen, aber Bahadur gewann sein Land 1531 schon wieder u. fügte auch Malwa hinzu; um Letzteres war immer Kampf, u. 1545 eroberte es Shir Schah, König von Delhi. Im Innern des Reichs G. entstanden jetzt auch Spaltungen; unter Muzaffer Schah rief eine Partei 1572 den Großmogul Akbar nach G., u. nach langem Widerstande dankte Muzaffer ab u. wich dem Großmogul. Aus seiner angewiesenen Residenz Agra floh er 1581 u. gewann sein Erbreich wieder, aber schon 1583 wurde er wieder besiegt, u. G. war seitdem Provinz des Großmogulischen Reichs. Später, als die Macht des Peishwa wuchs, kam ein Theil des Landes unter dessen Herrschaft, während im andern Theile der Herrscher von Baroda od. der Guicowar (s.d.) die Herrschaft erhielt; 1817 wurde ein Theil des Landes (Ahmedabad) der britischen Präsidentschaft Bombay einverleibt. Vgl. Ali-Mohammed-Khan, The political and statistical history of G. (englisch von Bird, London 1835). 2) Stadt, so v.w. Gujerat.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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