Gähnen

Gähnen

Gähnen, Befriedigung einer instinctmäßigen Naturforderung eines Zustandes fühlbarer Ermattung mit weit geöffnetem Munde, gehobenem Gaumensegel, erweiterter Stimmritze u. Brust, dem bisweilen ein langsames Ausathmen folgt. Das G. hat auf Umlauf u. Reinigung des Blutes in den Lungen einen vortheilhaften Einfluß. Man gähnt u. einem od. mehreren tiefen Athemzügen: am anregendsten u. befriedigendsten ist aber immer G. nur dann, wenn die Luft, unter Erweiterung des knorpligen Theiles der Eustachischen Röhre in diese selbst u. durch sie bis in die Paukenhöhle des Ohres gelangt, was sich bes. durch ein eigenes Summen im Ohr andeutet. Meist tritt G. zugleich mit dem Schlafbedürfniß ein, wenn man sich des Schlafes noch erwehren will, eben so, wenn man, ohne noch zu voller Munterkeit gelangt zu sein, aus dem Schlafe erwacht; es ist dann mit dem Bedürfniß von Strecken der Glieder u. Reiben der Augenlider verbunden, welches ebenso Anregungsmittel für die Muskel- u. Nerventhätigkeit ist. Schon neugeborene Kinder gähnen, auch Thiere mit Lungen, des beim Schläfrigwerden u. beim Erwachen. Aber auch in anderen Zuständen von Lebensermattung entsteht Neigung zum G., so beim Hunger, bes. in kalter Luft, ebenso vor Eintritt von Fieberfrost, Krämpfen od. Ohnmachten. Mehrere mit einander verbundene Gähnacte nennt man Gähnkrampf. Auch ist G. der gewöhnliche Begleiter der Langeweile; ja schon die lebhafte Vorstellung, der Anblick vom G. erregt es selbst.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Gähnen — (Selbstportrait von Joseph Ducreux, ca. 1783) …   Deutsch Wikipedia

  • gähnen — gähnen: Mhd. genen, ginen, ahd. ginēn »den Mund aufsperren, gähnen«, aengl. ginian, gionian »den Mund aufsperren, gähnen« (engl. to yawn) stehen neben einem im Dt. untergegangenen starken Verb aengl. tōgīnan »sich spalten, sich auftun«, aisl.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • gähnen — Vsw std. (8. Jh.), mhd. genen, ginen, geinen, ahd. ginēn, ginōn, as. ginon Stammwort. Verschiedene Bildungen, die auf einem Nasalpräsens von einer Grundlage g. * gei beruhen. Vgl. als starkes Verb anord. gína, ae. gīnan; als schwaches Verb ae.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Gähnen — Gähnen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und von derjenigen unwillkührlichen Aufsperrung des Mundes gebraucht wird, welche eine Wirkung der Schläfrigkeit und langen Weile ist, und von der allzu langsamen Bewegung des… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Gähnen — Gähnen, krampfhafte Bewegung der Gesichtsmuskeln, mit Abziehung des Unterkiefers, weiter Öffnung des Mundes, tiefer, nicht selten seufzender Einatmung und darauf folgender, ebenfalls oft tönender Ausatmung. Ermüdung des Nervensystems, Hunger,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gähnen — Gähnen, ist ein tiefes, lange gezogenes Einathmen mit gleichem od. kurzem Ausathmen durch den weit geöffneten Mund, wobei die Natur mittelst der starken u. vollen Ausdehnung der Athmungsorgane den Blutlauf in den Lungen zu beschleunigen strebt.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • gähnen — V. (Mittelstufe) vor Müdigkeit den Mund weit öffnen Beispiel: Das Publikum gähnte vor Langeweile …   Extremes Deutsch

  • gähnen — gäh|nen [ gɛ:nən] <itr.; hat: 1. vor Müdigkeit oder Langeweile den Mund weit öffnen und dabei tief atmen: er gähnte laut, herzhaft; sie musste vor Müdigkeit gähnen. 2. (geh.) sich in eine große Tiefe o. Ä. hinein öffnen: ein Abgrund gähnte vor …   Universal-Lexikon

  • Gähnen — 1. Man kann lange gähnen, ehe einem eine gebratene Taube ins Maul fliegt. Dän.: Man skal længe gabe, før en stegt due flyver en i munden. (Prov. dan., 211.) 2. Wenn einer gehnet, so gehnen sie alle. – Henisch, 1438; Simrock, 2982; Kirchhofer, 141 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • gähnen — 1. (südd.): gienen. 2. klaffen, offen sein, offen stehen; (ugs.): auf sein, aufstehen. * * * gähnen:⇨klaffen gähnenklaffen,offensein,aufstehen,offenstehen;ugs.:aufsein …   Das Wörterbuch der Synonyme

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