Hammerwerk

Hammerwerk

Hammerwerk, eine Anstalt od. ein Haus, wo Eisen, Kupfer, Stahl, auch Messing zu verschiedenen Gegenständen mit Hülfe des Feuers u. der Hämmer verarbeitet od. auch das Eisen gefrischt wird; man hat demnach Eisen-, Stahl-, Messing- u. Kupferhammerwerke; die Eisenhammerwerke sind wieder Blech-, Stab- od. Zainhammerwerke. Die innere Einrichtung ist bei allen ziemlich dieselbe. Es gehört dazu ein Herd od. Hammerfeuer, nebst Gebläse zum Glühen des Metalls, mehrere Hämmer von verschiedener Größe u. Gestalt (z. B. Blankhämmer zum Glattschlagen der Sensen, Futtermesser u. dgl. Breithämmer, 4–7 Centner schwer, zum Ausstrecken des Eisens u. Kupfers etc.) u. ein Wassermühlenwerk; ist dabei ein besonderes Wasserrad, welches die Hämmer, u. ein anderes, welches die Bälge bewegt, so heißt das erstere Hammerrad. Die Hämmer sind entweder an sehr starken Stielen (Helmen) befestigt, an denen der Hammerkopf im Bogen auf u. nieder geht (Helm- od. Hebelhämmer), od. der Kopf wird in einer Führung vertical auf u. nieder bewegt (Verticalhämmer). Bei den Hebelhämmern ist der Helm zwei eiserne Zapfen, mit welchen er in einem hölzernen od. gußeisernen Gestelle (Hammergerüst) ruht, in einer verticalen Ebene beweglich. Die hölzernen Gerüste bestehen aus zwei starken senkrecht stehenden Bäumen (Drahmsäulen, Brixensäulen), welche durch einen starken Baum (Drahmbaum), der auf ihnen liegt, zusammengehalten werden. Der Kopf wird durch eine mechanische Kraft aufgehoben u. fällt dann entweder blos durch sein eigenes Gewicht auf den Amboß herab, od. man läßt ihn beim Aufheben gegen einen elastischen Körper (Stoßreitel, Prellbalken) stoßen, dessen Federkraft den Fall des Hammers beschleunigt; im letzteren Falle bedarf der Hammer, um mit einer gewissen Kraft auf dem Amboß aufzuschlagen, nur eine geringere Hubhöhe u. daher weniger Zeit zu jedem einzelnen Schlage, so daß die Zahl der Schläge in einer Minute größer wird. Das Heben des Hammers wird gewöhnlich durch eine Daumenwelle besorgt; da, wo der Daumen den Hammer ergreift, ist er gewöhnlich mit Blech (Hammerblech) beschlagen; ist nun der Helm zweiarmig u. die Daumen der Welle drücken den jenseits der Drehachse liegenden kürzeren Arm (Schwanz) nieder u. heben somit den Kopf, so heißt der Hammer ein Schwanzhammer; beim Stirnhammer fassen die Daumen den Hammer am Helm vor dem Hammerkopfe, beim Aufwerfhammer zwischen dem Hammerkopfe u. der Drehachse; bei den beiden letzteren Hämmern ist also der Helm blos ein einarmiger Hebel. Die Schwanzhämmer lassen den Arbeitsraum am Amboße frei u. gewähren leichter eine große Hubhöhe; deshalb sind sie vorzüglicher. Die Anzahl der Schläge in der Minute beträgt bei Stirnhämmern 80–100, bei Aufwerfhämmern 80–160, bei Schwanzhämmern 100–300; die Hubhöhe beziehungsweise 13.–19, 16–24, 9–26 Zoll. Bei den Verticalhämmern wird der Hub entweder ebenfalls durch Hebedaumen, welche in einem Führungsgestell eine Stange mit dem unten daran befestigten Hammerkopf vertical aufwärts heben u. dann fallen lassen (z. B. Schmerbersche Hämmer), od. direct durch den auf u. abgehenden Kolben einer Dampfmaschine bewirkt, mit dem der Hammer dann fest verbunden ist (Dampfhämmer). Die kleinsten Verticalhämmer haben 1 Centner Gewicht u. 1 Fuß Hub u. machen 200 Schläge in der Minute; die größten 80–100 Centner, 51/2 Fuß Hub u. 50 Schläge. Der Besitzer eines H-s heißt Hammerherr, die Arbeiter bei einem Stabhammer Hammerlage, sonst Hammerarbeiter (Hammerschmiede); dieselben theilen sich ein in Vorschmiede, Frischer, Aufgießer, Hohofenarbeiter, Blechmeister, Herdschmiede. Gleicher, Uhrwåller, Lehrknechte, Ziener. Die Aufsicht über fürstliche H-e führt ein Hamerinspector; der Hammermeister leitet die Schmiedearbeit.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hammerwerk — Hammerwerk, eine Anstalt zur Erzeugung oder Verarbeitung von Schmiedeeisen sowie zur Verarbeitung von Stahl, Kupfer, Messing etc. zu verschiedenen Gegenständen, hauptsächlich mittels Hämmer; daher Eisen , Stahl , Kupfer , Messinghämmer und Blech …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hammerwerk — Hammerwerk, vielfach übliche Bezeichnung für denjenigen Teil eines technischen Betriebs (insbesondere der Eisenhütten), in dem die Bearbeitung der betreffenden Rohstoffe mit dem Hammer vorgenommen wird. E. Müller Dresden …   Lexikon der gesamten Technik

  • Hammerwerk — Hammerwerk, Hütte oder Fabrik, wo Eisen, Stahl, Kupfer, Messing mit Hilfe des Feuers und der Hämmer verarbeitet, insbes. wo Eisen gefrischt wird …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Hammerwerk — Ein Hammerwerk als Metall verarbeitender Betrieb bezeichnet einen Eisenhammer oder eine Kupfermühle. Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe …   Deutsch Wikipedia

  • Hammerwerk Fridingen — GmbH Rechtsform GmbH Sitz Fridingen an der Donau …   Deutsch Wikipedia

  • Hammerwerk, das — Das Hammerwêrk, des es, plur. die e, eine Werkstätte oder Anstalt, wo gewisse Metalle vermittelst großer von dem Wasser getriebener Hämmer bearbeitet werden, und welche auch nur ein Hammer heißt …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Hammerwerk — Hạm|mer|werk 〈n. 11〉 = Eisenhammer (2) * * * Hạm|mer|werk, das: Schmiede, in der große ↑ Hämmer (2 a) durch Wasser od. Dampfkraft betrieben werden. * * * Hạm|mer|werk, das: Schmiede, in der große Hämmer (2 a) durch Wasser od. Dampfkraft… …   Universal-Lexikon

  • Freibergsdorfer Hammerwerk — Freibergsdorfer Hammer …   Deutsch Wikipedia

  • Eisen- und Hammerwerk Teningen — EHT Werkzeugmaschinen GmbH Rechtsform GmbH Gründung 1771 Sitz Teningen, Deutschland Leitung Dr. Jürgen Dillmann (Geschäftsführer) Mitarbeiter …   Deutsch Wikipedia

  • Nietzschhammer — Hammerwerk Obermittweida um 1800 mit Herrenhaus (links) und Hochofen (rechts) Blick in das geflutete Tal von Obermittweida (unteres Staube …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”