Hesiŏdos

Hesiŏdos

Hesiŏdos, griechischer Dichter, lebte nach Einigen vor od. mit, wahrscheinlich aber 100 Jahre nach Homer, noch Andere halten ihn blos für eine mythische Collectivbezeichnung für die alte didaktische Dichtung des griechischen Volkes. Spätere erzählen von seinem Leben: H. war Sohn des Dios u. der Pykimede, welche aus Kyme in Äolis nach Askra in Böotien gezogen waren, hier wurde H. geboren; da sein Bruder Perses nach des Vaters Tode einen Streit über die Erbschaft erhob, so ging H. nach Orchomenos, wo die Richter zu seinen Gunsten entschieden. Da er heimlich die Gunst der Ktimene, der Tochter seines Gastfreundes Demodes (Phygens), genossen hatte, tödteten ihn deren Brüder mit seinem Begleiter Troilos in dem Haine des Zeus bei Öneon in Lokris u. warfen die Leichname in das Meer. Die Leiche des H. wurde von einer Schaar Delphine bei Molykrion an das Land gebracht, die Thäter durch einen Hund ermittelt, in das Meer gestürzt u. ihr Haus zerstört, H. aber in jenem Haine od. bei Orchomenos begraben u. von den Lokrern u. Böotern als Heros verehrt. Sein Wettstreit mit Homer ist ebenfalls fabelhaft (s.u. Homer). Er war der Leiter der didaktischen Sängerschule in Nordgriechenland (s. Griechische Literatur). Übrig sind von H. die (zum Theil sehr interpolirten) Gedichte: a) Ἔργα καὶ ἡμεραι (Opera et dies, Werke u. Tage), es zeigt, daß man nur durch gute Haushaltung sich Vermögen verschafft (von den Böotern für das einzige echte des H. gehalten), dazu Scholien von Proklos, Tzetzes, Moschopulos u. Protospatharios, herausgegeben griechisch u. deutsch von Hartmann, Lemgo 1792, von Spohn, Lpz. 1819, u. in den Gnomischen Dichtern; vgl. Ranke, De Hes. operibus et diebus, Gött. 1838. b) Θεογονία (Theogonie), besingt die Erzeugung der Götter, mit eingewebten theogonischen u. theogonisch-malischen Mythen; einzeln herausgegeben von F. A. Wolf, Halle 1783, Orelli, Zür. 1836; Lennep, Amsterd. 1847; vgl. Mützell, De emendatione Theogoniae Hes. Lpz. 1833; Guigniaut, De la Théogonie d'Hés., Par. 1835; Soetbeer, Versuch die Urform der hesiodischen Theogonie nachzuweisen, Berlin 1837; Gruppe, Über die Theogonie des H., ebd. 1841; Kork, De pristina Theogomae Hes. forma, Bresl. 1842. c) Ἀσπίς (Scutum Herculis, Schild des Herakles), eine Beschreibung des Herakleischen Schildes u. des Kampfes des Herakles mit dem Kyknos; Ausgabe von Heinrich, Bresl. 1802, von Ranke, Quedl. 1840, deutsch von Hartmann, Lemgo 1794. Verloren sind die Ἐοῖαι u. Κατάλογος γυναικῶν (Abstammung u. Thaten der Heroen u. deren Mütter von den Göttern; vgl. Markscheffel, De catalogo et Eoeis Hesiodi, Berl. 1838), die Epopöen Μελαμποδία, Αἰγίμιος, Κήυκος γάμος. Die Fragmente herausgeg. von Markscheffel, Lpz. 1810; Gesammtausgabe: zuerst Venedig, bei Manutius, 1495, Fol.; Hauptausgabe von Gräve, Amsterd. 1667; neuere von Gaisford in den Gnomischen Dichtern, Oxf. 1824 ff., von Göttling, Gotha 1831, 2. Aufl. 1844, von F. Dübner, Par. 1840, von Dindorf, Lpz. 1830 u. 1852, von Lehrs, Par. 1840; übersetzt von Voß (nebst Orpheus), Heidelb. 1806. Vgl. Thiersch, Über die Gedichte des H., Münch. 1813; Briefe über H. von Creuzer u. Hermann, Lpz. 1818.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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