Hohofen

Hohofen

Hohofen, großer, sehr feuerfest gebauter Schachtofen, für die Zwecke der Verhüttung der Erze od. Weiterverarbeitung der Metalle, bes. des Eisens. Die älteren, kleineren waren 14–24 Fuß hoch u. 4–5 Fuß im Bauche weit; in neueren Zeiten kommen sie gegen 50 Fuß hoch u. 8–10 Fuß weit vor. Hat der Ofen blos eine Höhe von 7–14 Fuß, so heißt er ein Halbhohofen, u. bei 4–6 Fuß Höhe ein Krummofen. Ein H. besteht aus einer starken Außenmauer (Mantel, Rauhmauer) aus Bruch-, Quader- od. Ziegelsteinen, die nicht allein einen prismatischen od. pyramidalen, cylindrischen od. konischen Rauhschacht hat, d.h. im Inneren hohl ist, sondern an ihrem unteren Theile auch mehrere Öffnungen (Gewölbe, Arbeits- u. Blasgewölbe) besitzt, durch die man zu dem Schachte gelangen, Luft einführen od. die Schlacken u. das geschmolzene Metall herauslassen kann. Aus feuerfesten Sand- od. Ziegelsteinen, od. Glimmerschiefer, Granit etc. wird der Kernschacht (Schachtfutter) eingesetzt, welcher die Beschickung (d.h. die Erze, Zuschläge) u. Brennmaterialien aufnimmt. Zwischen dem Mantel u. dem Kernschachte läßt man oft einen Zwischenraum, die Füllung, welcher mit schlechten Wärmeleitern ausgefüllt wird, um die Abkühlung des Kernschachtes zu vermindern. In der Regel ist der Schacht sowohl in seinem oberen Theile, als auch unten über, vor u. unter der Form, d.h. der Öffnung, wodurch die Gebläseluft durch die Düse in den Ofen geführt wird, zusammengezogen; der untere, den Schmelzraum bildende Theil des Schachtes heißt dann das Gestell, während der weiteste Theil Kohlensack od. Bauch genannt wird. Das Gestell ist mit dem Kohlensacke oft durch die Rast verbunden, d.i. eine mehr od. weniger stark gegen den Horizont geneigte Ebene, welche das Niedergehen der Beschickung im Ofen verlangsamen soll. Bisweilen unterscheidet man auch Ober- u. Untergestell od. Gestell u. Herd, wo dann unter letzterem der Raum von der Form bis zum Boden des Ofens, unter ersterem der Raum von der Form bis zur Rast begriffen wird. Das Gestell besteht entweder aus behauenen Sandstein- od. Granitplatten (Stein-, Großgestell), od. aus Thon (Massengestell), u. ist an seinem unteren Ende gewöhnlich durch einen großen, auf einem festen Fundamente liegenden Stein, den Sohlstein od. Bodenstein begrenzt. Der zwischen dem Sohlsteine u. der unteren Kante der Vorderwand befindliche Theil heißt die Brust. Die H. werden entweder an Bergabhängen aufgeführt, damit man die Beschickung von diesen ab leichter zur oberen Schachtöffnung (Gicht) bringen kann, od. man fördert diese auf geneigten Ebenen (Gichtbrücken), od. durch Maschinen (Gichtaufzüge) hinauf; der obere Theil des Gebäudes, in welchem man zu der Gicht kommen kann, heißt [473] Gichthaus. Das den H. umgebende Gebäude braucht, wenn keine Gießerei mit dem H. verbunden ist, nicht sehr groß zu sein, auch befindet sich das Gebläse, welches gewöhnlich Kasten- od. Cylindergebläse ist, entweder mit in demselben, od. in einem besonderen Gebäude (Gebläsehaus, Gebläsekammer). Häufig wird die zugeführte Luft, behufs Ersparniß an Brennmaterial, vorher bis zu einem gewissen Grade erwärmt, entweder durch eine besondere Feuerung (entweder 130–300° C.) od. durch die Gichtflamme. Der offene Raum vorn wird vor dem Abwärmen (zur Entfernung der Feuchtigkeit) u. dem Anblasen (in Gang setzen) des Ofens durch den Wall- od. Dammstein (Dammplatte) geschlossen (Zumachen od. Zustellen des H.). Ist der H. in normalem Gang (Gargang) gekommen, so werden die Brennmaterialien u. die Beschickung abwechselnd regelmäßig aufgegeben, u. dabei heißt die auf einmal eingeführte Menge von beiden eine Gicht od. Charge, die Beschickung allein aber der Satz. Beschickung u. Brennmaterial werden meist in abwechselnden horizontalen Schichten über einander über den ganzen Querschnitt des Schachtes ausgebreitet; seltener liegen sie in derselben horizontalen Schicht neben einander. Als Brennmaterial verwendet man Holzkohlen, Koks u. Steinkohlen, seltener Holz od. Torf. Wenn man in der Beschickung einen gewissen Procentgehalt an Metall haben will, weil bei diesem der Hohofenbetrieb die günstigsten Resultate liefert, so kann man denselben dadurch herbeiführen, daß man verschiedene Erzsorten in bestimmten Verhältnissen mengt (gattirt). Am Boden des Vorherdes ist an dem einen Vorderbacken im Wallsteine eine Öffnung (Schlitz), die beim Betriebe des Ofens mit Lehm ausgefüllt wird u. die Öffnung zum Stich, d.h. zum Ablassen des Eisens u. der Schlacke, bildet; in 24 Stunden wird ein- bis dreimal abgestochen. Das auf dem 3 bis 4 Zell im Quadrat starken, gewöhnlich geschmiedeten Tümpeleisen ruhende Tümpelblech, eine 2 Zoll starke, gußeiserne Platte, dient, den Tümpelstein zu schützen, welcher nicht allein durch den Luftzug, sondern auch durch die Werkzeuge, womit im H. gearbeitet wird (Hohofengezähe), viel zu leiden hat u. leicht zerspringt. Die Rast besteht aus feuerfesten Ziegelsteinen od. Sandstein u. liegt da, wo die Schlacken von selbst durch eine Öffnung (Floßloch) über eine schiefe Ebene, die Schlackentrift, abfließen, gewöhnlich 1–11/2 Zoll niedriger als das Tümpeleisen; wo jedoch die Schlacken wegen ihrer zu großen Steife abgezogen werden müssen, liegen Wallstein u. Tümpel fast gleich hoch. Das Abwerfen der Schlacken erfolgt so, daß man sie, sobald sie die Formhöhe erreicht haben, mit der Krücke, dem Schlackenhaken od. der Schaufel aus dem H. herauszieht, nachdem man, falls der Wallstein zu hoch ist u. die Schlacke deshalb nicht abfließen kann, den Vorherd mit der Brechstange (Rengel) gelüstet u. die obere Masse mit der Krücke (Schlacken- od. Abwerfgabel) abgehoben hat; das Reinigen des Hohofengestells nach jedem Abstechen geschieht mit einem eisernen, langgestielten, gekrümmten Spieß (Dammspieß, Hakenspieß). Soll der H. außer Gang gesetzt werden, so schreitet man zum Ausblasen, d.h. man läßt die Beschickung, ohne neue aufzugeben, mit dem Brennmateriale bis zur Form niedergehen, sticht die geschmolzenen Massen ab, stößt die Vorwand ein u. räumt den Inhalt noch glühend aus; od. man erhält besser den Ofen so lange voll Brennmaterial, bis die Beschickung die Form passirt hat, worauf man das Geschmolzene abläßt, den Ofen verschließt u. die Kohlen mit Wasser löscht u. über die eingestoßene Brust ausräumt. Ein H., welcher auf einer Anhöhe erbaut ist u. auf dessen Boden vier Röhren gemauert sind, welche einen solchen Luftzug hervorbringen, daß kein Gebläse nöthig ist, wird Hoher Windschmelzofen genannt; ein solcher, welcher rund herum Zuglöcher hat u. an einem hohen Orte so angelegt ist, daß das Feuer in demselben blos durch den Zug des Windes angefacht wird, heißt Blaswerk. Die Zeitdauer, während welcher der H. unterbrochen im Gange ist, heißt eine Campagne od. Hüttenreise. Ein großer H. kann ein Jahr lang, ja bis acht Jahr u. darüber gehen u. wöchentlich über 1000 Centner liefern. Die Personen, welche die bei einem H. vorkommenden nöthigen Arbeiten verrichten, als: Eisenstein pochen, Kohlen messen, aufgeben, Schlacke abnehmen, abstechen u. zumachen etc., heißen Hohofenarbeiter (Hohöfner); sie stehen unter dem Hohofenmeister, welcher gewöhnlich auch die Formen zum Gießen macht. Unter Gestellmeister versteht man einen Arbeiter, welcher die gute Einrichtung des Gestells am H. gehörig versteht.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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